Ausgabe 13/2020
Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: 1. April 2020
Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: 1. April 2020
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<strong>13</strong>/<strong>2020</strong> Thema der Woche · 11<br />
Besteht noch Kontakt nach dem Tod eines Bewohners?<br />
Peter Will: Im Vorfeld klären wir, ob es uns erlaubt<br />
ist, die Beerdigung zu besuchen. Wenn ja, geht immer<br />
jemand vom Team an die Beerdigung. Das ist<br />
für uns ein festes Ritual. Natürlich können auch<br />
mehrere zur Abdankung gehen, wenn sie wollen.<br />
Das kommt meistens auf die Beziehung zwischen<br />
dem Verstorbenen und dem Pflegepersonal an.<br />
Conny Müller: Der Kontakt nach dem Tod mit den<br />
Angehörigen flacht meistens stark ab, jedoch halten<br />
wir für sie immer die Türen offen. Ebenfalls versuchen<br />
wir, verstorbene Bewohnern im Heim zu<br />
gedenken. Wir kaufen jährlich eine Sternenkarte<br />
als Andenken.<br />
Haben Ihre Patienten Angst vor dem Tod?<br />
Conny Müller: Natürlich ist es bei den meisten der<br />
Wunsch, einfach einzuschlafen und nicht wieder<br />
aufzuwachen. Doch die Menschen werden aufgrund<br />
der Medizin immer älter und deshalb schlafen<br />
die meisten nicht einfach ein, sondern sterben<br />
infolge einer Krankheit. Dennoch haben die wenigsten<br />
Angst davor und sind für den Tod bereit.<br />
Wie stehen Sie persönlich zum Tod?<br />
Peter Will: Ich habe keine Angst davor, es ist ein Teil<br />
vom Leben. Das kann man nicht ändern.<br />
Conny Müller: Ich sehe das gleich. Was mir persönlich<br />
wehtun würde, wäre, wenn ich bei einem plötzlichen<br />
Tod mich nicht mehr von meiner Familie verabschieden<br />
könnte. <br />
Helena Städler<br />
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Artikel<br />
auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher<br />
und männlicher Sprachformen verzichtet und das<br />
generische Maskulin verwendet. Sämtliche Personenbezeichnungen<br />
gelten gleichermassen für beide<br />
Geschlechter.<br />
Die Palliative Care umfasst die Betreuung<br />
und die Behandlung von Menschen mit unheilbaren,<br />
lebensbedrohlichen und chronisch<br />
fortschreitenden Krankheiten. Zudem betrifft<br />
sie alle Altersgruppen und möchte den Patientinnen<br />
und Patienten eine ihrer Situation<br />
angepasste optimale Lebensqualität bis zum<br />
Tode gewährleisten und die nahestehenden<br />
Bezugspersonen angemessen miteinbeziehen<br />
und unterstützen. Ebenfalls werden auch soziale,<br />
seelisch-geistige und religiös-spirituelle<br />
Aspekte berücksichtigt. Mit dem Palliative<br />
Care Forum Hinterland AR wurde ein interprofessionelles<br />
Netzwerk im Hinterland gegründet,<br />
welches die Zusammenarbeit und<br />
Koordination von Personen, Organisationen<br />
und Institutionen in der Region sicherstellt.<br />
Befinden Sie sich in einer ähnlichen Situation?<br />
Unter der Mailadresse forum.ar-hinterland@<br />
palliative-ostschweiz.ch oder unter der Nummer<br />
079 465 83 02 ist Annekäthi Daberkow<br />
gerne bereit Fragen von Betroffenen, Angehörigen<br />
oder Verunsicherten entgegenzunehmen<br />
sowie zu beantworten und sie an die<br />
zuständigen Stellen zu verweisen.<br />
Leserbrief<br />
SCHNUR UND GEBET<br />
Was haben eine Schnur und ein Gebet gemeinsam?<br />
Beide wirken und haben Einfluss. In meiner<br />
Manteltasche steckt eine Schnur, sie ist<br />
zwei Meter lang. Als Erinnerung zu «Social distancing»,<br />
zum Abstand halten. Wenn wir diesen<br />
Abstand beim Einkaufen einhalten, tragen wir<br />
zur Gesundheit in unserem Land bei. Du und ich.<br />
Dieses Stück Schnur hat «Einfluss», wenn man<br />
das überspitzt so sagen kann. Auch Gebet wirkt.<br />
kennsch es?<br />
CORONATYPEN,<br />
DIE JEDER KENNT:<br />
Der Corona-Witzbold<br />
Ist es bereits schwarzer Humor oder versuchen<br />
sie etwas Freude in dieser schwierigen Zeit zu<br />
bringen? So genau weiss man das nicht. Doch jeder<br />
kennt den Witzbold, der anscheinend zu jeder<br />
Situation einen mehr oder weniger lustigen<br />
Spruch bereit hält. Da diese heute nicht mehr im<br />
persönlichen Kontakt erfolgen sollten, werden<br />
diverse Bilder oder Videos nun über das Handy<br />
geschickt, ob man will oder nicht.<br />
Die Verschwörungstheoretiker<br />
Gibt es das Coronavirus überhaupt, oder handelt<br />
es sich um eine Testseuche? Ist es Zufall,<br />
dass das Virus in China aufgetaucht ist und sich<br />
Donald Trump nicht damit infiziert hat, obwohl<br />
er doch Kontakt zu Infizierten hatte? Im Netz<br />
findet man unzählige Videos und Artikel, die uns<br />
beweisen sollen, dass man sie nicht hinters Licht<br />
führen konnte. Ob sie recht haben oder nicht,<br />
das werden wir wohl nie erfahren.<br />
Die Fake-News Verbreiter<br />
Die Fake-News Verbreiter kennen alle Tipps und<br />
Tricks, um dem Virus entgegenzuwirken. Diese<br />
schickten sie dann ungehemmt via Whatsapp,<br />
Facebook und Co. weiter. So soll es beispielsweise<br />
helfen, aufgeschnittene Zwiebeln in der<br />
Wohnung zu verteilen, da diese die Bakterien<br />
und das Virus quasi «aufsaugen» würden. Generell<br />
gilt aber hier, handelt es sich nicht um eine<br />
seriöse oder «zuverlässigen» Quelle, sollten Sie<br />
die Tipps mit Vorsicht geniessen.<br />
Die Panischen<br />
Sie duschen quasi im Desinfektionsmittel. Sie<br />
halten nicht nur zwei Meter Abstand, sondern<br />
verschanzen sich in der Wohnung. Sollten sie<br />
diese nach einigen Wochen verlassen, dann nur<br />
im Schutzanzug. Bei ihnen ist klar, die Angst ist<br />
ansteckender als das Virus selbst.<br />
Unsichtbar und manchmal sichtbar. Wagen wir<br />
es neu, wie in unserer Nationalhymne geschrieben<br />
steht: Betet freie Schweizer betet! Dies<br />
dient ebenfalls zur Gesundung der Schweiz. Für<br />
die Kreativen: Verbinden wir die beiden Begriffe<br />
miteinander, kreieren wir eine Gebetsschnur.<br />
Fangen wir an, doch zuerst wasche ich noch meine<br />
Hände.<br />
Ursula Fröhlich, 9100 Herisau<br />
Der Liveticker<br />
Wie viele Menschen haben sich angesteckt und<br />
wie viele davon sind wieder geheilt? Sie können<br />
im Sekundentakt über die neusten Corona-Entwicklungen<br />
berichten, wissen es meist sogar vor<br />
dem Virus selbst. Woher sie die Infos haben oder<br />
ob es ihnen im Gefühl liegt, ist ungewiss. Dass<br />
sie einem aber schnell auf die Nerven gehen, ist<br />
jedoch klar. Über die Medien wird man zu genüge<br />
über die aktuelle Situation informiert, und<br />
manchmal tut es ganz gut, diese Nachrichten<br />
etwas beiseite zu legen.<br />
Die Ignoranten<br />
Entweder sie verstehen es wirklich nicht, oder es<br />
ist ihnen einfach egal. Sie treffen sich weiterhin<br />
bei Freunden Zuhause, treffen sich im Park oder<br />
halten sich generell nicht an den Sicherheitsabstand.<br />
Dabei sind alle Generationen vertreten.<br />
Die jungen darunter fühlen sich nicht gefährdet<br />
und die älteren wollen nicht wahrhaben, dass<br />
viele Vorsichtsmassnahmen da sind, um vor allem<br />
auch sie zu schützen. Letztlich ist klar, eine<br />
Gesellschaft ist nur so stark, wie das schwächste<br />
Glied.<br />
Der rücksichtslose Hamsterkäufer<br />
Der eine Einkaufswagen ist voll mit WC-Papier,<br />
der andere mit Pasta und Reis. Mittlerweile kursieren<br />
diverse Gerüchte, weshalb ein Mensch<br />
so viel Klopapier braucht, denn diese Hamsterkäufer<br />
sind unverständlich. Zudem zeigt es den<br />
puren Egoismus dieser Menschen, denn Andere,<br />
welche nicht zu jeder beliebigen Zeit einkaufen<br />
können, finden dann leere Regale vor. Geraden<br />
in Zeiten, wie diesen, sollte es an Solidarität<br />
nicht fehlen.<br />
Die Helden<br />
Ohne sie wären wir wahrlich aufgeschmissen.<br />
Obwohl sie oft unterbezahlt und wenig gewürdigt<br />
werden, sind sie für das Aufrechterhalten<br />
unserer Gesellschaft notwendig. Sie sind die<br />
Helden der Stunde: Alle Detailhändler, alle Tankstellenmitarbeiter,<br />
die ganze Ärztegesellschaft<br />
und das Pflegepersonal, die Postmitarbeiter und<br />
alle anderen, welche hier nicht aufgeführt sind.<br />
Ihnen gilt es mal «Danke» zu sagen. Danke für<br />
Euren Einsatz. Danke, dass Ihr Euch dem Risiko<br />
angesteckt zu werden, aussetzt. Danke, dass Ihr<br />
für uns da seid!<br />
<br />
Helena Städler