Vitalheide Sommer 2020

ein Auslaufmodell - unter dem Titel „Textilgestalter im
Handwerk Fachrichtung Weben lebt er heute fort.“
Unterrichtet hat sie nicht nur in heimischen Gefilden. Ihr
Können führte Uschi Schwierske über den Senior Experten
Service (SES) und ein Naturtextilien-Versandhaus in
ferne Länder. In Katmandu, Bangladesh und Tansania
unterstützte sie Weber vor Ort, gab Impulse und hat
selbst viel Neues gelernt. „Über das Weben habe ich
die Welt erlebt. Es wird überall gewebt. Und es wäre
unglaublich schade, wenn dieses vielfältige Wissen über
Muster und Techniken nicht mehr weitergegeben wird.“
„Hier musste was draus machen“
Zugegeben: Die Ideen der Meisterin treiben mitunter
ungewöhnliche Blüten. „Das größte Objekt war mal
ein Kelch aus Kupferdraht, den ich gewebt habe. Rund
und aus einem Stück.“ Unvorstellbar? Der Fantasie sind
bei Uschi Schwierske keine Grenzen gesetzt. Für einen
Freund verwebte sie das Band einer alten Videokassette
mit seinem Lieblingsfilm „Spiel mir das Lied vom Tod“,
für die Kulturelle Landpartie im Wendland entstand aus
Angelschnur ein riesiges Widerstandskreuz, Geschenkbänder
und Bonbonpapier finden Einlass in die Webkunst.
„Mir begegnen Materialien und dann denke ich:
Hier musste was draus machen.“ In diesen Momenten
überschreitet Uschi Schwierske leichtfüßig und voller
kreativer Einfälle die Grenze vom Handwerk zur Kunst.
Beeindruckend ist, wenn die Handwerksmeisterin an
dem historischen Webstuhl aus dem Jahr 1839 Platz
nimmt. Mannshoch und baumlang ist er. Schnurstracks
führen hunderte farbiger Fäden über die gesamte Strecke.
Zwischen den alten Holzbalken und Schnüren entstehen
faszinierende Stoffe. „Das Einrichten erfordert
Konzentration und Geduld“, weiß Schwierske. Es geht
auch ein paar Nummern kleiner. So lassen sich beispielsweise
mit Hilfe von drei parallel liegenden Strohhalmen
kleine Freundschaftsarmbänder weben.
Alte Tradition und Moderne Technik
Immer wieder was Neues - das scheint eine der Devisen
zu sein, die Uschi Schwierske antreiben. Vor einigen Jahren
hat sie bei einer Schul-Auflösung einen computergestützten
Webstuhl erwerben können. Hochkomplex.
Und eine Vereinfachung: „Ich kann die Muster vorher
mit einem Programm entwerfen, und die können mit
relativ wenig Aufwand auf dem Webstuhl eingerichtet
werden. Und es ist kräftemäßig eine Erleichterung“,
erklärt die Weberin, die dennoch beim Bedienen beide
Hände und Beine im Einsatz hat.
Teppiche und maßgefertigte Tischtücher, individuelle
Muster und behagende Farben, Westen und Jacken,
Röcke – kaum ein Wunsch, für den Uschi Schwierske
am Webstuhl nicht die passende Lösung findet. Unikate
sind gefragt. Langweilig ist es nie. „Immer dann, wenn
ich etwas gewebt habe, hatte ich die nächste Idee im
Kopf.“ Das sei eines der Geheimnisse einer guten Weberin,
verrät sie: „Man muss sich auf Neues einlassen
können, kreativ sein, dennoch das Alte konzentriert
anwenden - und lernen, lernen, lernen.“ Zwischen
neuer Technik und alter Tradition - was ist es, das Uschi
Schwierske nach wie vor an dieser Handwerkskunst beeindruckt?
„Es ist ein ganzheitliches Arbeiten. Ich kann
dabei konzentriert sein – und dennoch abschalten. Und
es entsteht etwas unter meinen Händen. Mit meinen
Händen. Direkt. Das ist faszinierend.“
Weben mit Uschi Schwierske in Kukate
21.-26. Juni oder 20.-27. August
(gemeinsam mit Antje Helmke-Schmidbauer).
Infos: werkhof-kukate.de
Unter dem Motto „Das Ding“ arbeitet Uschi Schwierske
aktuell an einem Webstück, das bei der Kulturellen
Landpartie (21. Mai bis 1. Juni 2020) im Werkhof Kukate
zu sehen sein wird. (vorbehaltlich der aktuellen, allgemeinen
gesundheitlichen Entwicklung)
An Aktionstagen im Museumsdorf Hösseringen webt sie
regelmäßig an einem historischen Webstuhl.
Termine lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.
Infos: museumsdorf-hoesseringen.de
Sommer 2020
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