Vitalheide Sommer 2020

sommer außerhalb Deutschlands feiern möchte. Und
ein sehr alter Nachbar schaut mich entgeistert an, als
ich ihm anbiete, Einkäufe für ihn zu übernehmen: „Ja,
glaubst du das alles denn wirklich?“
In der Krise zeigt sich der Charakter, sagte Helmut
Schmidt. Er zeigt sich in jeder Richtung, und jede ist
menschlich.
Manche von uns sind privilegiert in dieser Situation,
müssen vielleicht keine Kinder betreuen, die derzeit
nicht zur Schule oder in die Kita gehen können. Der
eine oder andere von uns hat einen Garten, in dem er
sich nun mehr beschäftigen kann. Was ist aber mit jenen,
die diese Möglichkeiten nicht haben? Die kranke,
alte Menschen zu versorgen haben? Die in Kurzarbeit
geschickt werden (müssen), die vielleicht gerade ein
kleines Unternehmen gegründet haben? Wird der
Rettungsschirm sie tragen? Die Liste ließe sich lange
fortsetzen. Ein jeder möge für sich prüfen, wo er oder
sie mit kleinen Gesten und Hilfen Solidarität zeigen und
unterstützen kann.
Touristisch gesehen: Wir haben im Landkreis Uelzen
keine Rieseneinrichtungen zu bieten, dafür aber eine
Vielzahl an wunderschönen Parks, Museen, Gärten,
Geschäften, Lokalen, Veranstaltungen etc., die mit
Herzblut und Engagement betrieben werden. Wenn es
wieder an der Zeit ist: Besuchen und stärken Sie diese
– es ist die beste Art der Unterstützung. Und es ist vielleicht
auch gut, einmal nicht der Urlaubsnabel der Welt
zu sein. Schauen wir auf die Heideregion Uelzen, auf
den Landkreis: Wie wunderbar lässt es sich hier in Ruhe
wandern, spazieren gehen, Rad fahren, kleine und große
Schätze entdecken! Das, was wir andernorts bemängeln
– überfüllte Strände und Bäder, lange Schlangen
vor Sehenswürdigkeiten, Hektik im „Abarbeiten“ von
Highlights etc. – gibt es in der Heideregion nicht. Hier
sind Entschleunigung, Genießen, „Selbst-Bewusstsein“
in der Natur angesagt. Bedingungen, von denen nicht
nur Urlauber, sondern auch Einheimische profitieren.
Genießen Sie es, wann immer es Ihnen möglich ist.
Was bleibt? Ich denke: vieles. Nutzen wir dieses Zurückgeworfensein
auf uns selbst. Der französische Mathematiker
und Philosoph Blaise Pascal sagte einst: „Das
ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, daß sie
nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen.“ Es
muss dieses Unglück also schon im 17. Jahrhundert gegeben
haben, in einer Zeit ohne Smartphones, Unterhaltungs-
und mit nur eingeschränkten Reisemöglichkeiten.
Nun sind wir gezwungen, mal ruhig in einem Zimmer
zu bleiben – ist es wirklich ein Unglück? Oder vielleicht
auch einmal gut, sich um seine Familie kümmern zu
können, sich auf sich selbst zu besinnen, zu schauen,
was alles noch da und möglich ist. Wir alle sind mehr
oder weniger gewohnt, dass immer alles zur Verfügung
steht, am besten noch „in Echtzeit“, wie es heute im
digitalen Zeitalter so schön heißt: Informationen und
Daten, aber vor allem auch Nahrungsmittel, Geld,
staatliche Fürsorge, Unterhaltungsgüter, medizinische
Versorgung etc. Die Vorstellung, dass dies einmal anders
sein könnte, beunruhigt uns. Deutschland ist eines der
gut gestellten Länder, insofern sollten wir all‘ diese Dinge
auch weiterhin im ausreichenden Maß bekommen
können.
Sommer 2020
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