Waffenmarkt-Intern Ausgabe 0318

Büchsenmacher, Messer & Schere
03/2018 · 55
wechselmöglichkeit vor. Beim Modell Mauser 66
wurde dies möglich, da der Lauf vom Verschlusssystem
getrennt ist. Möglich ist ein Kaliberwechsel
innerhalb der gleichen Kalibergruppe.
Zu den Pionieren auf dem Gebiet des einfachen
Lauf- und damit Kaliberwechsels gehört auch
die Firma Sauer, die im Jahr 1985 das Modell Sauer
200 präsentierte. Dabei ging man vom klassischen
einteiligen Schaft ab und schuf mit dem
separat abnehmbaren Vorderschaft eine einfache
Möglichkeit, an die Laufbefestigung zu gelangen.
Das Systemgehäuse der Sauer 200 wurde
wahlweise in Stahl oder Leichtmetall angeboten.
Im Hülsenkopf wird der Lauf eingeklemmt.
Die sechs Verriegelungswarzen haben ihr Gegenlager
im Laufende. Die Klemmverbindung
des Laufs mit dem Gehäuse lässt sich durch Aufdrehen
der Schrauben lösen und ein neuer Lauf
kann problemlos eingesetzt werden. Die Verriegelung
im Lauf führt dazu, dass das Systemgehäuse
auch aus Leichtmetall gefertigt werden
kann, da die Kräfte des Gasdrucks nicht mehr auf
die Systemhülse einwirken können.
Sauer hat mit den Modellen 200 und 202 in zweierlei Hinsicht die Grundprinzipien
für viele der später folgenden Zylinderverschlussrepetierer mit
Wechsellaufoption gelegt. Zum einen ist dies die Klemmverbindung des
Laufs mit dem Systemgehäuse sowie die Verriegelung im Lauf, überwiegend
mit Warzen.
Blaser landete mit dem Geradzug-Repetierer R93 Mitte der 1990er Jahre
einen riesigen Erfolg. Neben der Geradzug-Konstruktion war es auch das
Konzept des raschen und einfachen Laufwechsels, auf dem sich der Erfolg
gründet. Basis ist ein Leichtmetall-Gehäuse, das den Verschluss, den
Lauf, das Magazin und die Abzugseinheit aufnimmt, eine klassische Systemhülse
ist nicht vorhanden. Der Lauf besitzt im hinteren, zylindrischen
Teil im Bereich des Patronenlagers und der Verriegelung zwei Gewindestutzen.
Im Gehäuse sind die zwei passenden Bohrungen mit im Schaft
sitzenden Kontermuttern. Der zylindrische Laufteil liegt im Gehäuse auf
und wird in der Längsrichtung durch einen Querstollen gesichert. Dazu
Sauer 404
Merkel Helix
Blaser R8
weist der Lauf auf der Unterseite eine Quernut auf, in die sich der
Stahlstollen im Gehäuse legt. Der Verschluss wird mit zwei Führungsschienen
in das Systemgehäuse geschoben. Der Vollständigkeit halber
sei erwähnt, dass bereits die in den 1980er Jahren für kurze Zeit im Sortiment
befindlichen Blaser-Repetierer SR 830 und SR 850 über eine einfache
Laufwechselmöglichkeit verfügten und in diesem Punkt als Vorläufer
der R93 gelten können.
Seit fast zwei Jahrzehnten setzen viele deutsche Serienwaffenhersteller
bei neuen Repetierbüchsen auf ein Laufwechselsystem. Um die Optionen
denkbar vielfältig zu gestalten, bieten die meisten neuen Konstruktionen
neben dem Lauf- und Magazinwechsel auch eine einfache Austauschbarkeit
des Kammerkopfs, wodurch den unterschiedlichen Bodenabmessungen
der Patronen Rechnung getragen werden kann. So kann aus einer
Büchse für mitteleuropäisches Schalenwild mit wenigen Handgriffen eine
Großwildbüchse werden.
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