TECHNIKLAND Vorarlberg 04/2020
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Den älteren SchülerInnen<br />
macht es großen Spaß, den<br />
Volksschulkindern die digitale<br />
Welt näherzubringen.<br />
BUCHSTABEN<br />
HÜPFEN UND<br />
KATZEN<br />
VERSCHWINDEN<br />
Projekt „Code4Talents“ begeistert<br />
Volksschul-Kids für digitale Welt<br />
Ohne digitales Know-how hat man es heutzutage schwer.<br />
Deshalb haben sich engagierte AkteurInnen zusammengetan,<br />
um ein Projekt ins Leben zu rufen, das seinem Namen alle Ehre<br />
macht: „Code4Talents“ zielt darauf ab, <strong>Vorarlberg</strong>er VolksschülerInnen<br />
ab der dritten Klasse auf spielerische Art und<br />
Weise an digitale und technische Themen heranzuführen –<br />
mit einer außergewöhnlichen Besonderheit.<br />
„Computational thinking“, so nennt man das informatische<br />
Denken, das eine analytisch-verknüpfende Denkweise bezeichnet<br />
und das zur Lösung komplexer Probleme herangezogen wird.<br />
Dazu gehört beispielsweise, ein bestehendes Problem in kleine<br />
Schritte zu zerlegen, verschiedene Muster zu erkennen, algorithmisch<br />
zu denken, also eine Schrittfolge zur Problemlösung<br />
festzulegen, sowie zu evaluieren und schließlich auch zu abstrahieren.<br />
Puh. Klingt für den Laien aufs Erste doch ein wenig<br />
abstrakt, ist aber gerade in technischen Berufen, allen voran in<br />
der Informatik beim Programmieren, eine gängige Methode, die<br />
sich schon früh erlernen lässt.<br />
DIE IDEE HINTER „CODE4TALENTS“<br />
Kinder und Jugendliche an digitale und insbesondere technische<br />
Themen heranzuführen und ihnen das informatische Denken<br />
beizubringen, dieses ambitionierte Ziel verfolgt das Projekt „Code-<br />
4Talents“.<br />
Als Initiative im Rahmen der digitalen Bildung <strong>Vorarlberg</strong> gegründet,<br />
geht das Projekt aus einer Kooperation zwischen der HTL<br />
Dornbirn, der S.I.E AG, der Wirtschaftskammer <strong>Vorarlberg</strong> (WKV)<br />
sowie der Plattform für digitale Initiativen Vor arlberg hervor und<br />
wird durch das BIFO (Beratung für Bildung und Beruf) koordiniert.<br />
Land <strong>Vorarlberg</strong> und Wirtschaftskammer <strong>Vorarlberg</strong> sind Träger<br />
des Projekts.<br />
Doch wie sieht das nun in der Praxis aus? In einem Pilotprojekt<br />
im Frühjahr 2019 – damals noch unter dem Namen „Code4Kids“<br />
– wurden in 20 Klassen im Bezirk Dornbirn die eigens erstellten<br />
Unterrichtseinheiten getestet. Mittels der vom MIT entwickelten<br />
kindgerechten Programmiersprache „Scratch“ wurde den<br />
Kindern in der 4. Klasse Volksschule ein erstes „Rantasten“ an<br />
das informatische Denken ermöglicht: Verschiedene Befehle<br />
stehen hier als Bausteine zur Verfügung, die von den Kindern<br />
auf unterschiedliche Art und Weise zusammengesetzt werden<br />
können. So lassen sich beispielsweise einfache Programmabläufe<br />
gut nachvollziehen, mit dem übergeordneten Ziel, später auch<br />
eigene kleine Spiele oder Programme zu erstellen. Die Kinder<br />
lassen dann Buchstaben hüpfen oder Saltos schlagen und bringen<br />
Figuren zum Verschwinden, die plötzlich an anderer Stelle<br />
wieder auftauchen.<br />
WENN SCHÜLER/INNEN SCHÜLER/INNEN UNTERRICHTEN<br />
Neben dem innovativen Konzept und den eigens entwickelten<br />
Leitfäden durch engagierte Lehrpersonen der Pädagogischen<br />
Hochschule hält „Code4Talents“ aber noch eine ausgesprochen<br />
schöne Besonderheit bereit: Unterrichtet werden die VolksschülerInnen<br />
im ersten von vier Workshops von SchülerInnen der höheren<br />
Schulen in <strong>Vorarlberg</strong> (HTL, HAK, BORG etc.). Die Betreuung<br />
erfolgt dabei 1:1, sodass besonders intensiv auf individuelle<br />
Fragestellungen und Probleme der Kinder eingegangen werden<br />
kann. Norbert Lenz, Professor an der HTL Dornbirn und „Code-<br />
4Talents“-Betreuer, ist überzeugt: „Die SchülerInnen machen das<br />
wirklich sehr gerne, es macht ihnen Spaß, mit den Volksschulkindern<br />
zu arbeiten. Vor allem eher zurückhaltende SchülerInnen<br />
blühen geradezu auf, wenn sie den Kindern das Programm<br />
‚Scratch‘ erklären können.“ Dabei sei es dem Projektteam ein<br />
Herzensanliegen, bei den Kids schon früh die Begeisterung fürs<br />
Technische zu wecken und zu fördern, erklärt der Professor<br />
weiter: „Von der HTL aus ist es uns wichtig, Kinder für die Informatik<br />
zu begeistern. Sie soll ihnen Spaß machen. Die Kinder<br />
erkennen dadurch, dass das Programmieren gar nicht schwierig<br />
ist. Auch ist es uns wichtig, Mädchen für die MINT-Fächer zu<br />
begeistern, was uns ebenfalls durch ‚Code4Talents‘ gelingt.“<br />
Nach der sogenannten „Rocket“, der ersten gemeinsamen Sitzung<br />
mit den älteren SchülerInnen, kommen speziell geschulte<br />
TrainerInnen des BIFO noch für drei weitere Male in die Klassen,<br />
um das Wissen zu vertiefen und nachhaltig zu festigen.<br />
ÜBER DIE BEZIRKSGRENZEN HINWEG<br />
Nach dem erfolgreichen Start im vergangenen Jahr wurde das<br />
Projekt nun ausgeweitet: Nach vormals 21 Klassen von zehn<br />
Schulen im Bezirk Dornbirn nehmen heuer sage und schreibe<br />
51 Klassen von 31 Schulen in allen Bezirken <strong>Vorarlberg</strong>s teil. Für<br />
das kommende Schuljahr <strong>2020</strong>/21 umfassen die Anmeldungen<br />
schon jetzt zwölf Klassen.<br />
Je höher die Nachfrage, desto größer auch der Lehrauftrag:<br />
Neben der HTL Dornbirn, die mit 18 Rockets den größten Anteil<br />
stemmt, nehmen nun auch HTL Rankweil, HTL Bregenz, HAK<br />
Feldkirch, HAK/HAS Lustenau, HAK Bludenz, BORG Egg, BG<br />
Bregenz Blumenstraße und das BG Dornbirn Schoren teil. Derzeit<br />
werden zusätzlich Lehrlinge von heimischen Unternehmen in<br />
das Projekt integriert, um „Code4Talents“ noch breiter gefächert<br />
aufzustellen. Langfristiges Ziel soll es außerdem sein, dass die<br />
Lehrpersonen die Inhalte von „Code4Talents“ auch selbstständig<br />
im Unterricht durchführen können, dafür werden seit diesem<br />
Schuljahr spezielle Fortbildungen angeboten.<br />
Weitere Infos zu diesem Projekt unter: www.code4talents.at<br />
Mit der Programmiersprache „Scratch“ tasten sich die Kinder<br />
erstmals an informatisches Denken heran.<br />
06 07