Nottwiler Auslese 2018
Nottwiler Geschichten zum Nachlesen
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Julius Krummenacher<br />
(1893 – 1967)<br />
baute dort Josef Käch auf seinem grossen Hof neben der damals<br />
schon bestehenden Scheune ein zweites Bauernhaus, das<br />
Mittler-Huprächtigen benannt wurde. Er zog von Ober- nach<br />
Mittler-Huprächtigen in das neue Biedermeier-Haus. Um 1880<br />
wurde es finanziell enger, die Gesamtbelastung war für Käch<br />
nicht mehr tragbar, und er teilte seinen Besitz deshalb in zwei<br />
Höfe auf. Neue Besitzerin von Mittler-Huprächtigen wurde die<br />
Familie Ehret, und Josef Käch zog wieder ins Haus Ober-Huprächtigen.<br />
Ab 1890 war August Küng auf diesem Hof.<br />
In den wirtschaftlich schwierigen Zwischenkriegsjahren<br />
lastete grosser finanzieller Druck auf den Bauern, auf etwa 20<br />
<strong>Nottwiler</strong> Höfen wechselten deshalb die Besitzer 4 . Auch dieser<br />
Hof musste 1930 veräussert werden. Julius Krummenacher zog<br />
mit seiner Frau und fünf Kindern von Rothenburg nach Huprächtigen.<br />
Seine prägnantesten Erkennungsmerkmale waren<br />
der gedrehte Schnurrbart sowie seine träfen Sprüche, beispielsweise<br />
«’s Puure wär schön, wenn ’s Zeise und s Afohre ned wär.»<br />
(Das Bauern wäre schön, wenn das Zinsen und die schwere<br />
Arbeit, die als erstes beim Pflügen getan werden muss, nicht<br />
wären.) Ausserdem, wer Stumpen, Zigaretten und Schokoladen<br />
brauchte, konnte bis Ende der sechziger Jahre zu Krummenachers<br />
gehen, die einen kleinen Verkaufsladen betrieben hatten.<br />
Das war vor zwei Generationen, jetzt wächst die vierte heran.<br />
Das alte, graue Gebäude, da, gleich an der Strasse, hat eine<br />
bedeutende Vergangenheit, es war die zweite, in den 1860er<br />
Jahren gebaute Käserei in Huprächtigen. Damals galt sie als eine<br />
der schönsten Käsereien weit und breit. Schauen wir uns also<br />
auch die Geschichte der Käserei in Huprächtigen an.<br />
4 Lueg zrogg för öbermorn<br />
– Erinnerungen<br />
aus Nottwil, 1986<br />
5 Ruswil, Geschichte<br />
einer Luzerner Landgemeinde,<br />
Eigenverlag<br />
der Einwohnergemeinde<br />
Ruswil, 1987<br />
Die Käsereien<br />
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis 2002 wurde in Huprächtigen<br />
Käse produziert. Die erste Käserei wurde im Gebäude gegenüber<br />
dem Bauernhaus Mittler-Huprächtigen (Hof Weingartner)<br />
betrieben. Diese wurde vermutlich vor etwa 200 Jahren<br />
gebaut, ein einfaches Bruchstein-Mauerwerk, oben drauf ein<br />
Giebel aus Holz und Ziegel. 1856 gab es in Nottwil zwei Käsereien.<br />
Die Käserei von Huprächtigen war eine der ersten. 1889<br />
gab es bereits vier Käsereien in der Gemeinde. 5<br />
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, was der Anlass<br />
für diese zunehmende Milch- und Käseproduktion war. Ab dem<br />
15. Jahrhundert erfolgte allmählich der Übergang vom Ackerbau<br />
zur Viehwirtschaft, und im Kanton Luzern wurde vor allem<br />
in den hügeligen Gebieten Milch produziert. Käse wurde zu-<br />
<strong>2018</strong><br />
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Huprächtigen