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Nottwiler Auslese 2018

Nottwiler Geschichten zum Nachlesen

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knapp hundert Kilo schweren Käselaibe wurden mit dem Räf<br />

zum Reifen in den Keller getragen. Zum Heizen des Dampfkessels<br />

musste die Kohle heran- und die Schlacke weggetragen<br />

werden. Vor der Anschaffung einer Zentrifuge wurde die Milch<br />

zur Entrahmung in eine «Göpse» geleert (tiefer Zuber ohne<br />

Henkel, mit 65 cm Durchmesser).<br />

In den Jahrzehnten der Tätigkeit von Käsermeister Wasserfallen<br />

führten neue Entwicklungen zu weiteren Bedürfnissen,<br />

die Investitionen in Erneuerungen notwendig machten. 1960<br />

wurden ein Käselift in den Keller eingebaut, im Winter 1965 / 66<br />

die alten Dampfkessel durch eine Ölfeuerung ersetzt und die<br />

Käseküche mit neuen Platten belegt.<br />

Mit der Motorisierung änderte sich auch das Bild vor der<br />

«Chäsi». Die Epoche, in welcher die Milchkannen im Wagen mit<br />

vorgespanntem Pferd oder Hund gezogen wurden, näherte sich<br />

ihrem Ende. Von Jahr zu Jahr wurde die Milch immer mehr mit<br />

Traktoren und Autos in die Käserei geliefert.<br />

Zu dieser Zeit wohnten etwa 60 Leute in Huprächtigen, und<br />

es gab nur einen Fernseher im Weiler, der in der Stube der<br />

Käserei stand. Die Huprächtiger Kinder schauten am Mittwochabend<br />

die «Kinderstunde», während die Erwachsenen hier<br />

vor dem Bildschirm Weltereignisse wie die Beerdigung von<br />

Robert Kennedy 1968 oder die erste Mondlandung 1969 miterlebten.<br />

Der Bäcker kam damals drei Mal in der Woche auf<br />

die «Cheri» und auch der Metzger ging mit Wurstwaren von<br />

Tür zu Tür.<br />

Als Fritz Wasserfallen auf das Ende des Milchjahres 1972<br />

in Pension ging, wurde Alois Bucheli sein Nachfolger. Die<br />

Milchmenge hatte stetig zugenommen und pro Jahr schliesslich<br />

gut 720 000 Liter erreicht, weshalb ein drittes Käsekessi angeschafft<br />

wurde. Im Sommer wurden dann täglich drei Käse hergestellt,<br />

im Winter zwei.<br />

1991 wurde die Käserei erneut umgebaut. Die Milch annahme<br />

wurde automatisiert und die alten drei Käsekessi wurden durch<br />

einen Kessel ersetzt, der 3 000 Liter Milch fasste. Und die Herstellung<br />

der Käse wurde mit einem sogenannten Käsefertiger 9<br />

vereinfacht. 1999 trat Alois Bucheli kürzer, und sein ältester<br />

Sohn Daniel trat als Käsermeister in die Fussstapfen seines<br />

Vaters. Zwischenzeitlich hatte sich die jährlich verarbeitete<br />

Milchmenge auf fast eine Million Liter erhöht.<br />

In diesen Jahren geriet die Schweizerische Käseunion als<br />

Marketing- und Handelsorganisation für Käseproduzenten zunehmend<br />

in die Kritik. Als Folge des jahrelangen schlechten<br />

Managements wurde sie 1999 aufgelöst, und die Käseproduzen-<br />

9 Käsefertiger =<br />

Gerät mit ausgeklügeltem<br />

Schneideund<br />

Rührwerkzeug<br />

Huprächtigen<br />

45 <strong>2018</strong>

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