Griaß di' Allgäu Winter 2018/2019
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Kleinkunstszene | ALLGÄU HEIMATLICH<br />
Foto: Ralf Lienert<br />
WÜNSCHE AUS DER KULTURWELT<br />
„Oh Herr,<br />
schmeiß Künstler<br />
vom Himmel“<br />
weitere Fotos: panthermedia.net<br />
TEXT Albert Hefele<br />
FOTOS Mathias Wild<br />
Memmingen<br />
Memmingen<br />
Wer verstehen will, was das<br />
PiK für die Kleinkunstfans in<br />
Memmingen und im <strong>Allgäu</strong><br />
bedeutet, sollte am drittletzten<br />
Freitag eines Monats das Parterretheater im<br />
Kempten<br />
Künerhaus (PiK) aufsuchen. Dann fi ndet dort die<br />
Folk-Session statt. Eine offene Bühne, auf der sich mehr<br />
oder weniger gute, mehr oder weniger professionelle Musiker<br />
produzieren können. Mittlerweile keine Seltenheit mehr, denn<br />
offene Bühnen gibt es zuhauf. Trotzdem muss man sich zur PiK-<br />
Session früh auf den Weg machen, besser noch reservieren, denn<br />
das Interesse ist enorm. Immer volles Haus.<br />
Diese Session wäre also eine schöne Einnahmequelle, wenn, ja<br />
wenn der Eintritt nicht frei wäre. Daher also das große Zuhörerinteresse?<br />
So einfach ist es nicht. Eintritt oder Nichteintritt ist<br />
nicht alles. Die Folk-Session hat ualitäten, die nicht bezahlbar<br />
und nicht einfach zu defi nieren sind. Was dem Neuling sofort<br />
auff ällt, ist die bunte Mischung des Publikums. Ein perfekter<br />
Generationenmix. Hier darf jeder rein, und hier traut sich auch<br />
jeder rein. Ein passend oder unpassend gibt es nicht. Keinerlei<br />
Dresscodes, keinerlei Altersbeschränkungen. Das sorgt für eine<br />
gelassene Grundstimmung, sowohl bei den Besuchern als auch<br />
bei den ehrenamtlich tätigen Frauen hinter der Theke und bei<br />
den auf der Bühne stehenden Künstlern. Keine hektische Betriebsamkeit,<br />
keinerlei schrilles Event-Gezapple. Während der Session<br />
sitzt man gemütlich, trinkt ein Glas, isst eine Kleinigkeit und lässt<br />
Kempten<br />
Mindelheim<br />
Bad Wörishofen<br />
Bad Wörishofen<br />
Buchloe<br />
Irsee<br />
die Dinge auf sich zukommen. Ein freundliches,<br />
Kaufbeuren<br />
entspanntes Interesse für die Darbietungen.<br />
Keinerlei Druck für die Musiker, was ualität<br />
Marktoberdorf oder Unterhaltungsanspruch betrifft.<br />
Zuständig für diese Stimmung ist an zentraler<br />
Stelle Rick Stevens, der genau die oben erwähnten<br />
ualitäten ausstrahlt. Ehemals in Australien als Dance-<br />
Band Musiker unterwegs, hat es ihn von seinem schönen warmen<br />
Kontinent ins kühle <strong>Allgäu</strong> verschlagen. Die Macht der<br />
Liebe war schuld, wie sollte es anders sein. Während der Session<br />
steht er immer wieder selbst auf der Bühne und ist für die Gestaltung<br />
des Abends und die Betreuung der Musiker zuständig.<br />
Natürlich treten ansonsten im PIK nicht nur Amateure auf.<br />
Ganz im Gegenteil: Es gibt ein umfangreiches Angebot aus den<br />
Bereichen Musik, Kabarett und Comedy, das der Verein jedes Jahr<br />
offeriert. Da sind eine Menge an Arbeit und ehrenamtliches Engagement<br />
notwendig. Als Vorsitzende für den Gesamtverein, der<br />
dieses Jahr seinen 40. Geburtstag feiert, ist Karin Keller zuständig.<br />
Sie hat vieles miterlebt – von den ersten, sehr improvisierten<br />
Programmen in Hinterzimmern der örtlichen Gastronomie, über<br />
den Umzug ins Künerhaus bis zum drohenden Abriss 1981,<br />
1 | Kabarettist Wolfgang Krebs<br />
2 | Szenestars: die Biermösl Blosn<br />
3 | Legendär: Hanns-Dieter Hüsch<br />
4 | Liedermacher Konstantin Wecker<br />
5 | Session-Chef: Rick Stevens<br />
(in der Mitte, mit Gitarre)<br />
6 | Das kultige Pik-Gebäude<br />
in Memmingen<br />
<strong>Griaß</strong> di’ <strong>Allgäu</strong> | 117