Griaß di' Allgäu Winter 2018/2019
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Dahoim | ALLGÄU<br />
Beck-Kaserne. Heute Sitz der Bundeswehr, wurde die<br />
„Burg“, wie sie der Volksmund bezeichnet, 1934 ursprünglich<br />
als NSDAP-Ordensburg errichtet und diente als Adolf-Hitler-<br />
Schule. Der Krieg verschonte die Stadt nicht. Sie wurde Opfer<br />
mehrerer Fliegerangriffe, die viele Häuser im Zentrum in ein<br />
Trümmerfeld verwandelten, darunter die Pfarrkirche St. Michael.<br />
Als die feindlichen Bomber kamen, war der Großteil der<br />
Bevölkerung dort zum Gottesdienst versammelt. Wie durch ein<br />
Wunder wurde in der Kirche niemand getötet.<br />
Furchteinfl ößende Fellkostüme<br />
Im <strong>Winter</strong> beherrschen in den Abendstunden rund um den 6.<br />
Dezember, dem Tag des Heiligen Nikolaus, düstere Gesellen den<br />
Stadtkern. Den Anfang machen am 4. Dezember die Bärbele, die<br />
beiden Tage darauf sind die Klausen am Werk – junge Burschen,<br />
eingehüllt in furchteinflößende Fellkostüme mit großen Schellen<br />
um den Bauch. Bärbele- und Klausentreiben sind alte keltische<br />
Bräuche zum Vertreiben der <strong>Winter</strong>geister und Dämonen. Besucher<br />
müssen auf der Hut sein. Da kann es schon passieren, dass<br />
der eine oder andere Klaus mal seine Rute „pfitzen“ lässt und ein<br />
paar Schläge auf die Beine verteilt. Doch Rutenhiebe – vor allem<br />
vom Bärbele, dem weiblichen Äquivalent der Klausen – sollen<br />
laut Volksglauben Fruchtbarkeit bringen.<br />
Nach dem Nikolaustag begleiten Klausen und Bärbele in Sonthofen<br />
traditionell den Heiligen Nikolaus. Er steigt stets am 7. Dezember<br />
in einem Ballon mitten aus der Stadt wieder zum Himmel<br />
auf. Klausen gibt es im Oberallgäu auch in vielen anderen Gemeinden<br />
rund um die Kreisstadt. Beispielsweise in der Gemeinde<br />
Bad Hindelang, nicht einmal zehn Kilometer östlich. Wer wissen<br />
will, was Väterchen Frost, die Schneekönigin und Pippi Langstrumpf<br />
mit Weihnachten zu tun haben, sollte hier Ende November,<br />
Anfang Dezember zu Gast sein. Dann öffnet der Hindelanger<br />
Weihnachtsmarkt seine Tore. Um den ersten Advent verwandelt<br />
sich fast das ganze Dorf in ein Weihnachtsland. Buden locken<br />
mit Glühwein, Feuerzangenbowle oder deftigen Suppen, bieten<br />
Schmuck für Baum und Krippe oder Geschenkideen. Jeden<br />
Freitag und Sonntag ziehen bei einem Umzug 150 Figuren aus<br />
der Märchen- und Sagenwelt durch das Dorf – darunter auch die<br />
Gesellen aus russischen Erzählungen oder den Geschichten von<br />
Hans Christian Andersen und Astrid Lindgren. Das Ganze geht<br />
auf Ideengeberin Brigitte Weber zurück. Die Hindelangerin<br />
Grandioser Blick vom Grünten aus über ein Wolkenmeer (links).<br />
Brauchtumsfiguren im Oberallgäu: Bärbele (links unten)<br />
und Klausen.<br />
<strong>Griaß</strong> di’ <strong>Allgäu</strong> | 13