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BLICKWECHSEL 2020

Mittendrin und anders. Deutschsprachige Minderheiten im östlichen Europa

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Meisterhäuser in Dessau von Walter Gropius, Foto: Lucia Moholy 1926, Bauhaus-Archiv Berlin, © VG Bild-Kunst, Bonn <strong>2020</strong><br />

des Prager Homme de lettres an seine<br />

Stadt. Als »Gentleman-Nomade« zieht<br />

der Hagestolz durch Europa, rastet<br />

mal auf Ibiza, mal in Ascona, schreibt<br />

für die Bühne – wieder deutsch. Sein<br />

erfolgreiches Prosawerk Candide 19..<br />

oder das miese Jahrhundert als Variante<br />

zu Voltaire erscheint 1966. Spencer<br />

at his best … einst als Franz Schulz<br />

»einer der Großen des Kinos der späten<br />

Weimarer Republik – heute von der<br />

Filmgeschichte vernachlässigt«, so der<br />

Filmhistoriker Jan-Christopher Horak<br />

anlässlich der großen Retrospektive<br />

1994 in München.<br />

Es wär’ so schön gewesen …<br />

Seit 1934 im Londoner Exil, kämpft<br />

Lucia Moholy um die Freilassung<br />

Theodor Neubauers – zunächst erfolgreich.<br />

Doch ihr Lebensgefährte wird<br />

wieder verhaftet und Anfang 1945 hingerichtet.<br />

Beherzt ringt Lucia auch um<br />

die eigene Existenz, um ihr Negativarchiv,<br />

das angeblich verschollen ist.<br />

Trotz Krieg und Verlust gelingt es ihr,<br />

sich in London zu etablieren: als Porträtfotografin<br />

der High Society (»ich<br />

habe Menschen fotografiert wie Häuser«);<br />

als Publizistin (A Hundred Years<br />

of Photography, 1939); ab 1940 mit britischem<br />

Pass: als Beauftragte für Mikroverfilmung<br />

an der Cambridge University;<br />

als Verfilmungsbeauftragte der<br />

UNESCO 1946 im Nahen und Mittleren<br />

Osten. Zuletzt leitet sie 1952/53 in Istanbul<br />

und Ankara den Aufbau kulturhistorischer<br />

Archive. Und endlich, nach<br />

jahrelangem Rechtsstreit mit keinem<br />

Geringeren als Walter Gropius (USA),<br />

erfolgt 1957 die (Teil-)Rückgabe ihrer<br />

Bauhaus-Negative, die von fotohistorischer<br />

Bedeutung sind. Den Vertrauensbruch<br />

durch den Bauhaus-Gründer<br />

wird sie nie überwinden. 1959 übersiedelt<br />

Lucia Moholy in die Schweiz,<br />

widmet sich publizistischer Tätigkeit<br />

und ihrem Fotoarchiv, nimmt an Ausstellungen<br />

teil.<br />

Hin und wieder treffen sich die<br />

Geschwister Lucie und Franz. Fern von<br />

Prag – auf den Balearen, in der Schweiz.<br />

Ausschließlich jeweils ihrem Werk verpflichtet,<br />

pflegen sie ansonsten ihren<br />

Grundsatz: »Vom übrigen wollen wir<br />

nicht sprechen.«<br />

G. G. von Bülow<br />

G. G. von Bülow, geboren 1934 in Haldensleben (Sachsen-Anhalt), mit wechselnden Lebensstationen<br />

von Kopenhagen bis Ibiza, lebt in Berlin. Sie engagierte sich im Verlags- und Kommunikationsbereich,<br />

arbeitete als PR-Beraterin, Herausgeberin und ghost writer. Seit 1994 verfasst sie als freie Autorin<br />

Belletristik, Sachliteratur und Biografien.<br />

: www.ggvbuelow.de<br />

& Franz Spencer: Candide 19.. oder das miese Jahrhundert, München 1966. Neu hg. und mit einem<br />

Nachwort v. G. G. von Bülow, Berlin 1994<br />

G. G. von Bülow: Franz Schulz. Ein Autor zwischen Prag und Hollywood. Eine Biographie, Prag 1997<br />

G. G. von Bülow: Candide in einem miesen Jahrhundert, in: FlLMEXIL 21/2005: Battles of a Bystander –<br />

Franz Spencer, S. 10–51<br />

Der Nachlass von Lucia Moholy befindet sich im Bauhaus-Archiv Berlin.

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