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TOPFIT März 2020

Bescheid wissen - gesund bleiben Ihr Magazin für Gesundheit, Fitness und Wellness

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Thema aktuell 7

Foto oben: © Dan Grytsku / 123rf.com

… das stimmt. Aber man kann in seinen vier

Wänden immer mal wieder kräftig durchlüften

und am geöffneten Fenster tief ein- und ausatmen.

Auf diese Weise versorgt man den Organismus

mit dem belebenden Sauerstoff der frischen

Luft und bringt so auch den Kreislauf in

Schwung. Verkehrt wäre es, eine mild verlaufende

Infektion auf dem Sofa auszusitzen. Wichtig

ist, das richtige Maß zu finden: Weder sollte

man sich überanstrengen noch sollte man

auf jede Form der Bewegung verzichten. Auch

Bettruhe ist bei mäßig ausgeprägten Symptomen

nicht sinnvoll. Im Gegenteil: Wer über Tage

flach im Bett liegt, riskiert, dass die Atmung immer

flacher wird, und man so Gefahr läuft, dass

sich ein bakterieller Infekt dazugesellt.

Wer entscheidet, ob im Einzelfall eine Quarantäne

notwendig ist?

Die Anordnung, Organisation und Überwachung

einer Quarantäne erfolgen nach dem Infektionsschutzgesetz

durch die örtlich zuständigen

Landesgesundheitsbehörden. Es sind also

die Gesundheitsämter, die für die Betreuung

und Unterstützung zuständig sind. Sie entscheiden

auch darüber, wann die Quarantäne wieder

aufgehoben wird.

Kann man in dieser Zeit kurz das Haus verlassen,

um z. B. schnell einkaufen zu gehen?

Nein, das geht nicht! Die Quarantäneanordnung

bedeutet wirklich, dass man das Haus solange

nicht verlassen darf, bis sie offiziell wieder aufgehoben

ist. Wird gegen die Quarantäneanordnung

verstoßen, ist die Polizei verpflichtet, dagegen

vorzugehen. Im Extremfall droht sogar eine

mehrjährige Freiheitsstrafe.

Wie verhält sich eine Familie, die gemeinsam

mit einem positiv getesteten Familienmitglied

unter häuslicher Quarantäne gestellt wurde?

In diesem Fall sollte man nach Möglichkeit direkte

Kontakte mit dem infizierten Familienmitglied

vermeiden. Beispielsweise können die

Mahlzeiten nacheinander eingenommen werden

und die Person, bei der eine Infektion nachgewiesen

wurde, könnte sich, wenn räumlich möglich,

in einem anderen Zimmer als die übrigen

Haushaltsmitglieder aufhalten. Generell sollten

Handtücher und andere Hygieneartikel nicht

geteilt werden, und die Wäsche sollte regelmäßig

und gründlich gewaschen werden. Kontaktoberflächen

wie Tische oder Türklinken können mit

Haushaltsreiniger gereinigt werden – die häufige

Reinigung mit einem speziellen Desinfektionsmittel

ist nicht nötig. Sehr viel wichtiger ist es,

sich möglichst oft die Hände zu waschen.

Wer kümmert sich darum, dass die Familie in

Quarantäne genug zu essen hat?

Hier ist das Gesundheitsamt in der Verantwortung,

für jeden Menschen in Quarantäne eine

sinnvolle Lösung zu finden, etwa mithilfe von

Essen auf Rädern.

Wie lange dauert eine Quarantäne?

Die Dauer einer Quarantäne liegt in der Verantwortung

des Gesundheitsamts, das wiederum

den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts

folgt. Derzeit gilt die offizielle Vorgabe, dass

mindestens zwei Tests mit einem negativen Ergebnis

erfolgt sein müssen, bevor der Betroffene

als vollständig gesund erklärt wird. Allerdings:

Gerade für respiratorische Viren ist es typisch,

dass sie noch Tage und sogar Wochen nach

Symptomende im Rachen nachweisbar sein können,

ohne jedoch infektiös zu sein. Ein Grund

könnte sein, dass die Erreger durch die Antikörper

im Rachen zwar schachmatt gesetzt wurden,

aber weiterhin dort festgehalten werden. Deshalb

hat jedes Gesundheitsamt seine eigenen

Regeln entwickelt. Während das eine sich streng

an die Vorgaben des RKI hält und die Quarantäneanordnung

erst nach zwei negativen Tests für

beendet erklärt, heben andere Gesundheitsämter

die Anordnung nach zwei Wochen oder nach

einer Symptomfreiheit plus zwei Tage auf.

Wie kann man sich vor einer Ansteckung

schützen?

Auf diese Maßnahmen kommt es an: Händehygiene,

Husten- und Nies-Etikette (siehe Kasten)

und Abstand halten zu Erkrankten, und zwar

mindestens eineinhalb Meter, besser sind zwei

Meter. Der Erkrankte sollte wiederum einen so

großen Abstand zu anderen wie möglich halten.

Warum ist Händewaschen eine so wichtige

Schutzmaßnahme?

Das Coronavirus wird von einer Lipidhülle umgeben.

Die in der Seife enthaltenen Tenside können

diese Hülle mühelos zerstören – und sind

damit ein äußerst wirkungsvolles Mittel zur Eliminierung

der Coronaviren. Bei anderen viralen

Erkrankungen, die durch Viren ohne eine Hülle

verursacht werden, hilft diese Schutzmaßnahme

weniger, denn die unbehüllten Viren sind sehr

viel widerstandsfähiger. Ein solches unbehülltes

Virus ist etwa das Norovirus; hier helfen nur

spezielle Viruzide aus der Apotheke. Demgegenüber

reichen beim Coronavirus Handdesinfektionsmittel,

die »begrenzt viruzid« sind.

Sollte man einen Mundschutz oder Handschuhe

zum Schutz vor Ansteckung tragen?

Nein, das ist nicht nötig, und es bringt im Übrigen

auch nichts. Die dünnen, weißen Papiermasken,

die im Handel angeboten werden, haben

fast keine Schutzwirkung – zumal Tröpfchen

mit potenziellen Erregern beim Anhusten

oder Niesen ohnehin oft über die Augen in den

Körper gelangen. Und spezielle Schutzmasken,

die sogenannten Respiratoren, sind für Ungeübte

nur schwer zu handhaben und sollten angesichts

der derzeitigen Knappheit dem medizinischen

Personal vorbehalten bleiben. Das Tragen

von Handschuhen hat lediglich den positiven

Effekt, dass man sich weniger ins Gesicht fasst.

Besteht die Gefahr, dass man sich über importierte

Gegenstände, Nahrungsmittel, Geldmünzen

oder Banknoten anstecken kann?

Diese Gefahr besteht praktisch nicht. Die Übertragung

erfolgt primär über menschliche Sekrete,

auf trockenen Oberflächen können sich die

Coronaviren zwar eine gewisse Zeit halten, das

Virus muss aber auch in den Rachen gelangen.

Meist ist die Anzahl der Viren ohnehin zu gering,

um eine Infektion hervorrufen zu können.

Wann ist ein Impfstoff in Sicht?

Derzeit arbeiten mehrere Forscherteams weltweit

an der Entwicklung solcher Vakzine. Allerdings

ist nicht damit zu rechnen, dass während

der akuten Phase der Pandemie ein wirksamer

Impfstoff zur Verfügung stehen wird. Damit die

Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs gewährleistet

ist, muss er vor der Zulassung mehrere

Studienphasen durchlaufen – und dies kann

einige Monate dauern.

Ist man nach überstandener Infektion immun?

Covid-19-Patienten haben nach einer Infektion

mit dem Virus Antikörper gebildet. Darauf

weist auch eine Studie mit Affen hin. Allerdings

ist noch nicht klar, wie lange diese Immunität

anhält, womöglich einige Jahre.

Die Fragen und Antworten beruhen auf dem Interview,

das Dr. Nicole Schaenzler mit Prof. Dr. Hendrik

Streeck für das E-Book »Coronavirus. Alles, was Sie

wissen müssen« geführt hat. Prof. Streeck übernahm

2019 die Nachfolge von Prof. Dr. Christian Drosten

als Professor für Virologie und Direktor des Instituts

für Virologie und HIV-Forschung an der medizinischen

Fakultät der Universität Bonn. Außerdem enthält

das E-Book (Kindle-Ausgabe für 4,99 €), das im

Gräfe und Unzer Verlag erschienen ist, Beiträge von

Günther H. Heepen.

TOPFIT 1 / 2020

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