Mut und Liebe 35/2020 Mut Mach Geschichten 01062020
Eine Seuche vor unserer Haustür... der erste Schock scheint langsam überwunden. Zwischen Urlaubsstimmung und Existenzangst hat sich unser Alltag wieder etwas normalisiert. Doch das unbeschwerte Lebensgefühl ('die Katastrophen sind immer weit weg') der Vor-Corona-Zeit wird es sobald nicht mehr geben. Deshalb haben wir für Euch Mut-Mach-Geschichten gesammelt. Viel Spaß beim Lesen... und bleibt gesund!
Eine Seuche vor unserer Haustür... der erste Schock scheint langsam überwunden. Zwischen Urlaubsstimmung und Existenzangst hat sich unser Alltag wieder etwas normalisiert. Doch das unbeschwerte Lebensgefühl ('die Katastrophen sind immer weit weg') der Vor-Corona-Zeit wird es sobald nicht mehr geben. Deshalb haben wir für Euch Mut-Mach-Geschichten gesammelt. Viel Spaß beim Lesen... und bleibt gesund!
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
MUT&LIEBE / THEMA /
© canbedone – AdobeStock
wir sitzen nicht
auf der terrasse
und trinken
apérol...
Stimmungsbilder aus unserer
Partnerstadt Velletri und Rom
Velletri in Italien ist seit 1957 Partnerstadt
von Offenbach. Die Stadt, in der knapp 55.000
Menschen leben, liegt in den Albaner Bergen,
etwa 40 km südöstlich von Rom. Das die sich ziehen
können, bemerkte ich im Herbst 2017 als ich mit den
Rhein-Main-Vokalisten zu einem musikalischen Austausch
in Rom und Velletri war. Was an einen heißen
Tag im Oktober so stressig auf einer verstopften
Autostrada begann, wurde eines der schönsten
Erlebnisse. Die Stadt liegt sehr malerisch und von
der Terrasse des Palazzo Communale kann man mit
Glück einen Schimmer azurblaues Meer erkennen.
Wir sangen mit Schülern in einem Gymnasium auf
Italienisch und Deutsch, bekamen Dank vom Bürgermeister,
eine interssante Führung durch die Stadt,
ein wunderbares Essen in einem Familienrestaurant
und schließlich sangen wir mit allen den „Gefangengenchor“
aus Nabucco als Abschluss eines wunderschönen
Konzerts.
Seit der Reise bin ich über Facebook mit Katia di Nicolo,
die uns in Velletri begleitete und für uns dolmetschte
und mit der Stadtführerin Jeanette Langer
(ursprünglich aus Hamburg) befreundet. Da Italien
von der Corona-Krise besonders hart betroffen ist,
fragte ich mich, wie sich die Situation in Velletri und
Rom für die Bürger darstellt. Ich sprach mit den beiden,
um ein Stimmungsbild von Menschen, jenseits
der Medien zu erhalten.
Katia Di Nicolo ist Tierärztin mit einer eigenen Praxis
in Velletri. Sie ist verheiratet und hat eine siebenjährige
Tochter. Ihr Mann betreibt ein Atelier für Keramik
in der Stadt, womit er auch von Touristen, die
die Stadt besuchen, abhängig ist. Insgesamt lebt die
Stadt hauptsächlich vom Tourismus, denn sie ist sehr
alt und besitzt beachtliche Sehenswürdigkeiten und
Funde aus römischer Zeit, darunter wertvolle Sarcophage
wie den berühmten Säulensarcophag mit den
Taten des Herkules (ca. 150 n. C.) Weitere Artefakte
gehen auf den italienischen Volksstamm der Volsker
zurück, der 338 v. Chr. unter römische Herrschaft kam,
und von dem Velletri wahrscheinlich gegründet wurde.
Ich erinnere mich gut, wie Katia uns mit Stolz
diese Dinge zeigte, über die wir Offenbacher einigermaßen
überrascht waren.
„Da müssen wir jetzt durch“, ist einer der ersten Sätze
in dem Telefongespräch, das ich mit Katia Anfang
April führe und ich bemerke schon in diesem ersten
Satz, dass die Solidarität in Italien eine andere ist
als in Deutschland. Seit dem 8. März hat Katias Tochter
keine anderen Kinder mehr gesehen, seit dem 9.
März hat sie selbst ihre Praxis geschlossen. Auch das
Atelier ihres Mannes steht still.
© Ingrid Walter
41