Mut und Liebe 35/2020 Mut Mach Geschichten 01062020
Eine Seuche vor unserer Haustür... der erste Schock scheint langsam überwunden. Zwischen Urlaubsstimmung und Existenzangst hat sich unser Alltag wieder etwas normalisiert. Doch das unbeschwerte Lebensgefühl ('die Katastrophen sind immer weit weg') der Vor-Corona-Zeit wird es sobald nicht mehr geben. Deshalb haben wir für Euch Mut-Mach-Geschichten gesammelt. Viel Spaß beim Lesen... und bleibt gesund!
Eine Seuche vor unserer Haustür... der erste Schock scheint langsam überwunden. Zwischen Urlaubsstimmung und Existenzangst hat sich unser Alltag wieder etwas normalisiert. Doch das unbeschwerte Lebensgefühl ('die Katastrophen sind immer weit weg') der Vor-Corona-Zeit wird es sobald nicht mehr geben. Deshalb haben wir für Euch Mut-Mach-Geschichten gesammelt. Viel Spaß beim Lesen... und bleibt gesund!
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
COUCHKINO –
was soll man auch machen?
Daniel Brettschneider: Zugegeben, zu Beginn der
Pandemie hatte mir das alles erst einmal nicht sonderlich
viel ausgemacht. Ich fand die Maßnahmen und
Einschränkungen sinnvoll, nachvollziehbar und hatte
erstaunlich wenig Probleme mit diesem „Lockdown
light“. Man machte schließlich alles richtig, indem man
nicht viel machte. Das liegt mir anscheinend. Man war
irgendwie ein Held des Alltags, wenn man zu Hause
blieb, auf der Couch lümmelte, Filme schaute, einmal am
Tag einkaufte und ausgiebig kochte. Nun ja, es gab und
gibt für mich persönlich durchaus schlimmere Szenarien.
Ich nahm Corona intuitiv als eine Art Auszeit für mich
an, in der alle Serien und Filme, die über die Jahre so
liegen blieben, endlich zur Sichtung kommen konnten.
Klar, ohne kleine Kinder ist das natürlich auch eine
recht privilegierte Situation. Deshalb mittags ein Glas
Weißwein und Videokonferenzen mit Freunden, die man
schon ewig nicht mehr gesehen hatte. Doch je länger
dieser Zustand anhielt, desto mehr vermisste ich all das,
was (mein) Leben ausmacht: die Kultur, der Austausch,
das gemeinsame Erleben. Was nützen all die schönen
Filme, wenn man sie mit niemandem teilen kann? Oder
eine saftige Lammkeule dazu, deren Geschmack erst
beim darüber Staunen, Reden, Freuen Sinn ergibt? Einige
Dinge funktionieren prima alleine oder zu zweit, in den
eigenen vier Wänden. Viele andere nicht.
Mir wurde dann doch mit der Zeit etwas langweilig.
Wenn schon kein „Ladenkino“, „Kino Kulinarisch“ oder
auch „Freiluftkino Frankfurt“, dann doch wenigstens ein
anderes Format, bei dem ich von zu Hause aus ein paar
Filme empfehlen könnte. Von diesem Gedanken zum
allerersten Video dauerte es nur ein paar Minuten. Seitdem
veröffentliche ich beinahe täglich einen kurzen Clip
auf meiner Facebook-Seite, in dem ich meine Lieblingsfilme
für bestimmte, ganz unterschiedliche Stimmungen
nenne und beschreibe. Meist sind es Filme, die mich
glücklich machten, von denen ich glaube, dass sie
meine Freunde aktuell ebenso in Euphorie versetzen
könnten. Oder zumindest einen mal ganz
tief abtauchen lassen, hineinziehen, zum Schmunzeln
bringen. Dabei geht es oft – wie sollte es
auch anders sein – um die Komödien-Großmeister
Ernst Lubitsch und Billy Wilder. Aber auch herrlich
skurrile, wunderbare Serien können Tristesse und
Schwermut elegant vertreiben: „The Kominsky
Method“ mit Michael Douglas und Alan Arkin oder
das herzzerreißende „After Life“ von und mit Ricky
Gervais sind aktuelle Ausnahmen und Höhepunkte
auf Netflix, die einem Wärme, Zuversicht oder
einfach ein paar gute Stunden schenken. Und trotz
alledem ersetzt absolut nichts jene Kinoabende,
wie wir sie in den letzten zehn Jahren in Offenbach
so oft gemeinsam zelebrieren durften.
Mein Traum: Auf bald – im Kino!
www.facebook.com/daniel.brettschneider
JUNI / JULI / AUGUST 2020 59