Mut und Liebe 35/2020 Mut Mach Geschichten 01062020
Eine Seuche vor unserer Haustür... der erste Schock scheint langsam überwunden. Zwischen Urlaubsstimmung und Existenzangst hat sich unser Alltag wieder etwas normalisiert. Doch das unbeschwerte Lebensgefühl ('die Katastrophen sind immer weit weg') der Vor-Corona-Zeit wird es sobald nicht mehr geben. Deshalb haben wir für Euch Mut-Mach-Geschichten gesammelt. Viel Spaß beim Lesen... und bleibt gesund!
Eine Seuche vor unserer Haustür... der erste Schock scheint langsam überwunden. Zwischen Urlaubsstimmung und Existenzangst hat sich unser Alltag wieder etwas normalisiert. Doch das unbeschwerte Lebensgefühl ('die Katastrophen sind immer weit weg') der Vor-Corona-Zeit wird es sobald nicht mehr geben. Deshalb haben wir für Euch Mut-Mach-Geschichten gesammelt. Viel Spaß beim Lesen... und bleibt gesund!
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bild der woche...
digitale kunstpräsentation von anja hantelmann
MUT&LIEBE / KUNSTWERK /
Keine Arbeitstreffen, keine Atelierbesuche, ausgefallene
Ausstellungen – toll, könnte man meinen,
endlich mehr Zeit im Atelier, endlich in Ruhe eine
längere Zeit am Stück an etwas arbeiten können!
Wäre da nicht die große Unsicherheit bezüglich des
weitere Fort- und Auskommens, die sich unmittelbar
einstellt.
Während ich Gemälde fertig male, die ich weit vor
der Corona Krise begonnen habe, stelle ich mein
Künstlerinnen- Dasein in Frage, durchdenke neue
Strategien und Wege, reflektiere meinen in den
letzten Wochen veränderten Blick. Als Künstlerin
bin ich auf Öffentlichkeit angewiesen. Ohne sie
ist mein Werk unsichtbar, nicht existent, wirkungslos
– ein Gedanke, der nur schwer auszuhalten ist.
Mehr denn je stellt sich das Bedürfnis ein, meine
Arbeiten zu präsentieren und eine Resonanz darauf
zu erhalten.
Da das zur Zeit nicht möglich ist, habe ich für mich
ein digitales Format entwickelt: Jede Woche stelle
ich ein Gemälde in Begleitung eines kurzen Textes
vor, in dem ich es zunächst beschreibe, seine Entstehung
erläutere und anschließend seine Wirkung
vor dem momentanen Hintergrund reflektiere.
Zu sehen auf meiner Website:
www.anja-hantelmann.eu
© Anja Hantelmann © Anja Hantelmann
◗ Manchmal kommt Besuch
Das Gemälde ist, wie fast alle meiner Bilder, in Eitempera auf
Nessel gemalt und 120 x 140 cm groß.
Das Bild zeigt einen Geier, der auf einer Kaffeetafel gelandet ist,
die für 5 Personen gedeckt ist. Er hat durch seine Landung ein
großes Durcheinander angerichtet. Seine Anwesenheit spricht
jedoch dafür, dass im Vorhinein etwas vorgefallen ist, das es
nun zu bereinigen gilt. Es lassen sich vielfältige Geschichten
spinnen. In der gegenwärtigen Situation erhält das Gemälde
eine ganz andere Bedeutungsebene.
Für viele gerät die Welt aus den Fugen, sei es durch den Verlust
eines geliebten Menschen, sei es durch die Angst vor finanziellem
Ruin. Wenn die Krise vorüber ist, wird die Welt nicht mehr
sein wie zuvor. Hier kommt der Geier ins Spiel.
Hoffen wir, daß sich beim Aufräumen auch Chancen auftun.
◗ Halloween 3 ist das bislang letzte einer kleinen Reihe.
Auch dieses Gemälde ist in Eitempera auf Nessel gemalt.
Die Maße sind 120 x 97 cm.
Vor nachtschwarzem Grund ragt der Kopf eines Jungen ins Bild.
Seine Totenmaske hat er nach oben aus dem Gesicht geschoben,
mit dem Effekt, dass die Zähne der Maske sich in seine
Stirn zu bohren scheinen. Aus der rechten oberen Bildecke
schiebt sich ein Fisch ins Bild, dessen Augen Blasen werfen.
Seine Zunge steckt im offenen Maul, als sei er daran erstickt.
Anlass zu der Reihe gab mir der bei uns mittlerweile etablierte
Brauch, dass Kinder am 31. Oktober ab Anbruch der Dunkelheit
maskiert von Haus zu Haus ziehen, um dort mit den Worten
"Gebt uns Süßes, sonst gibt's Saures" Süßigkeiten zu fordern.
In dieser Nacht sind angeblich Geister unterwegs, die mit den
JUNI / JULI / AUGUST 2020
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