Mut und Liebe 35/2020 Mut Mach Geschichten 01062020
Eine Seuche vor unserer Haustür... der erste Schock scheint langsam überwunden. Zwischen Urlaubsstimmung und Existenzangst hat sich unser Alltag wieder etwas normalisiert. Doch das unbeschwerte Lebensgefühl ('die Katastrophen sind immer weit weg') der Vor-Corona-Zeit wird es sobald nicht mehr geben. Deshalb haben wir für Euch Mut-Mach-Geschichten gesammelt. Viel Spaß beim Lesen... und bleibt gesund!
Eine Seuche vor unserer Haustür... der erste Schock scheint langsam überwunden. Zwischen Urlaubsstimmung und Existenzangst hat sich unser Alltag wieder etwas normalisiert. Doch das unbeschwerte Lebensgefühl ('die Katastrophen sind immer weit weg') der Vor-Corona-Zeit wird es sobald nicht mehr geben. Deshalb haben wir für Euch Mut-Mach-Geschichten gesammelt. Viel Spaß beim Lesen... und bleibt gesund!
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MUT&LIEBE / THEMA /
mit weitsicht durch die krise
35 Jahre Kruse Optik in der Kaiserstraße
© lemnitzer-fotografie
Martin Kruse verkauft Brillen. Kein Mainstream,
kein 0815-an-jeder-Ecke-Kram – sondern moderne,
avantgardistische Modelle, die auch gerne ins Ausgefallene
tendieren dürfen, Qualität eben.
Kruse ist krisenerprobt. Er führt den Optikerladen
in der Kaiserstraße seit 35 Jahren, hat den Wandel
der Stadt aus kaufmännischer Perspektive live erlebt
– die abnehmende Relevanz des Hauptbahnhofs als
Pendlerknotenpunkt, die schwierige gesellschaftliche
Etablierung von Einkaufszentren und -passagen in
der Offenbacher Innenstadt. Sozusagen, die Kaiserstraße
im Spiegel der Jahrtausendwende. Nach solch
einer langen, erlebnisreichen Zeit als Geschäftsführer
werfen einen auch sieben, acht Wochen Corona-Shutdown
nicht gleich aus dem Konzept.
Natürlich, auch Optik Kruse hat Federn lassen müssen:
Einwöchige Schließung, verkürzte Öffnungszeiten,
Jonglieren mit Einsatzplänen – insgesamt
Einbußen von mindestens einem Monatsumsatz.
„Die Laufkundschaft, die in unserer Lage einiges ausmacht,
ist völlig weggebrochen“, erklärt Kruse. Existenzängste
habe er trotzdem nicht durchlebt: „Nach
all der Zeit kennen wir die meisten unserer Kunden
und ihren Geschmack sehr gut. Viele, die als Kinder von
ihren Eltern zu uns gebracht wurden, lassen heute die
Brillen ihrer eigenen Kinder bei uns anfertigen. Alles
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in allem wirklich ein sehr treuer Kundenstamm, der
unseren Service oder die große Auswahl schätzt und
uns auch in schwierigen Zeiten die Stange hält.“ Natürlich
war es trotzdem beunruhigend, nicht zu wissen,
was kommt und wie sich die Situation entwickelt.
Aber Kruse war sich ziemlich schnell sicher, dass der
Total-Stillstand nicht ewig aufrechterhalten werden
kann. Er sollte Recht behalten.
Jetzt, Mitte Mai blickt der 63jährige schon wieder
recht optimistisch in die Zukunft: Die beantragte
Unterstützung von staatlicher Seite wurde bewilligt.
Er und seine zwei Mitarbeiterinnen sind wieder im
vollen Diensteinsatz. Die Einnahmen klettern langsam
auf 70 % des Umsatzes vor dem Lockdown. Es
geht merklich aufwärts.
Was bleibt, abgesehen von der Erleichterung darüber,
auch diese Krise ohne bleibende Blessuren
überstanden zu haben? Martin Kruse schmunzelt:
„Ich war nie ein Fan von blindem Aktionismus. In diesen
Wochen des Stillstands haben wir alle zwangsläufig
lernen müssen, etwas herunterzufahren, mit Bedacht
zu handeln. Wenn davon auch nur ein bisschen übrig
bleibt, ist schon viel gewonnen.“ Ein schönes Motto für
die nächsten – hoffentlich krisenarmen – 35 Jahre!
Denise Freidank
Kruse Optik
Kaiserstr. 24, Offenbach • www.kruse-optik.de