Mut und Liebe 35/2020 Mut Mach Geschichten 01062020
Eine Seuche vor unserer Haustür... der erste Schock scheint langsam überwunden. Zwischen Urlaubsstimmung und Existenzangst hat sich unser Alltag wieder etwas normalisiert. Doch das unbeschwerte Lebensgefühl ('die Katastrophen sind immer weit weg') der Vor-Corona-Zeit wird es sobald nicht mehr geben. Deshalb haben wir für Euch Mut-Mach-Geschichten gesammelt. Viel Spaß beim Lesen... und bleibt gesund!
Eine Seuche vor unserer Haustür... der erste Schock scheint langsam überwunden. Zwischen Urlaubsstimmung und Existenzangst hat sich unser Alltag wieder etwas normalisiert. Doch das unbeschwerte Lebensgefühl ('die Katastrophen sind immer weit weg') der Vor-Corona-Zeit wird es sobald nicht mehr geben. Deshalb haben wir für Euch Mut-Mach-Geschichten gesammelt. Viel Spaß beim Lesen... und bleibt gesund!
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MUT&LIEBE / THEMA /
bei Rom lebt, berichtet, dass sie gerade einkaufen
war und die Schlange zweimal um das Gebäude des
Supermarktes herumlief. Ob der strenge Lockdown
richtig war, vermag sie nicht zu sagen. „Wie man es
macht, ist es falsch“, sagt sie. „Wirtschaftlich ist es jedenfalls
ein Totaldrama.“
Jeanette Langer führt als private Stadtführerin jeden
Tag zwei bis drei Gruppen durch Rom (www.ciao-rom.
com.) Oft sind es Schüler, Studenten oder Vereine aus
Deutschland. Ihre letzte Führung sollte am 9. März
sein. Sie fragte die Gruppe, ob sie die Führung wirklich
noch machen wollte. Aber am schon am Nachmittag
waren dann alle Museen geschlossen und
das Kolosseum auch. Da flogen die Studenten Hals
über Kopf wieder nach Stuttgart und Köln zurück.
„Sie waren froh, dass sie noch einen Flieger bekamen.
Das waren meine letzten Eindrücke“, erzählt sie. „Jetzt
steht alles leer. Der Sommer besteht hier aus Schülergruppen.
Die werden bis Ende des Jahres nicht kommen
können.“ Auch den Herbst sieht sie noch kritisch,
obwohl dann wahrscheinlich Kreuzfahrten wieder
stattfinden können. Aber ob alle ihre Gutscheine nutzen,
sei fraglich. Sie rechnet eher mit vereinzelten Individualtouristen.
Der Chef eines Busunternehmens,
das regelmäßig aus dem Main-Kinzig-Kreis nach
Rom komme, habe ihr geschrieben, dass er pleite sei.
Für die gesamte Tourismusindustrie ist die Krise verheerend.
Wenn diesen Sommer die Urlaubssaison ausfällt ist
das nicht nur bitter für den Urlauber, sondern der
Supergau für die Länder Südeuropas. Der Anteil der
Tourismusbranche am Bruttoinlandsprodukt (BIP)
macht in Italien 13,2 %, Spanien 14,6 % und in Griechenland
sogar 30,9 % aus.
Jeanette Langer haben wir als Frohnatur kennengelernt
und ihre Touren sind nicht umsonst so beliebt,
weil sie die vielen Daten der römischen Geschichte
mit viel Humor vorträgt und natürlich fließend
Deutsch spricht. Sie nimmt auch die Krise mit einer
Prise Humor: „Die Leute stehen auf einmal perfekt
diszipliniert Schlange. Und das in Italien.“ Im Gegensatz
zu Deutschland sei im liebsten Reiseland der
Deutschen der Alkohol Mangelware, aber Klopapier
gäbe es en masse. Trotz allem blickt sie positiv in die
Zukunft: „Hauptsache es kommen wieder Gäste. Und
dass die Deutschen nicht mehr reisen, das kann ich mir
nicht vorstellen“, sagt sie. „Ich halte das jetzt durch.“
Sie wohnt mit ihrem Mann in einem kleinen Haus
mit Garten. Beide leben normalerweise zum großen
Teil von ihren Einkünften als Stadtführerin. „Alle sitzen
und warten, bis sie die Grenzen wieder aufmachen.“
Glücklicherweise sind in den Familien der beiden
alle gesund.
Ingrid Walter, walter-wortware.de
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