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prima! Magazin - Ausgabe Juli / August 2020

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Wohl ist es der Zeitgeist, der<br />

Kunden in dieses Atelier führt.<br />

„Wo kommt mein Essen her?<br />

Wie möchte ich mich ernähren?<br />

Egal, ob üppig oder vegan,<br />

vieles ist mittlerweile eine<br />

bewusste Entscheidung. So hat<br />

sich auch der Stellenwert des<br />

Geschirrs, von dem ich esse,<br />

verändert. Niemand kommt<br />

hierher und sucht sich schnell<br />

etwas aus. Gemeinsam mit dem<br />

Kunden hinterfrage ich, was er<br />

braucht und was zu ihm passt.“<br />

Quantität spielt keine Rolle,<br />

Qualität hingegen eine umso<br />

größere. Und so leisten sich<br />

immer mehr Menschen den<br />

Luxus eines maßgeschneiderten<br />

Sets von Petra Lindenbauer.<br />

Dabei werden oft neue Stücke<br />

mit im Haushalt bereits vorhandenen<br />

Tellern kombiniert.<br />

„Der Kunde soll sich reduzieren,<br />

sich damit beschäftigen,<br />

was die Familie braucht. Dafür<br />

soll meine Keramik aber auch<br />

verwendet werden, am besten<br />

jeden Tag. Vor allem seit Corona<br />

schätzen die Menschen den<br />

Lucky Bowls von Petra Lindenbauer<br />

Foto © Lindenbauer Petra<br />

Wert der Dinge wieder mehr,<br />

leben im Hier und Jetzt und arbeiten<br />

nicht mehr nur auf den<br />

Urlaub hin,“ so die Keramikerin.<br />

Sie betrachtet jedes Stück<br />

eines Sets als Einzelstück und<br />

geht in der Spitzengastronomie<br />

sowie auch für Privatkunden<br />

auf Koch, Kochstil und den<br />

umgebenden Raum ein.<br />

„Wie bei einem<br />

Instrument lasse ich den<br />

Ton mitschwingen“<br />

Die Keramikerin bindet das<br />

Material maximal ein. Durch<br />

die Dynamik des Tons ist sie<br />

mit dem Element der Erde<br />

verbunden, was sich farblich<br />

in Erdtönen niederschlägt.<br />

Inspiriert werden ihre Werke<br />

durch die vielen Reisen und<br />

den Austausch mit anderen,<br />

internationalen Künstlern.<br />

„Die Balance zwischen reinen<br />

Kunstobjekten, die ich herstelle,<br />

und funktioneller Keramik<br />

macht meine Arbeiten aus.<br />

Jedes Geschirr soll über einen<br />

normalen Teller hinausgehen<br />

was Praktikabilität, Schönheit<br />

und Haptik betrifft.“ So<br />

hat jedes Gefäß seine eigenen<br />

Proportionen. Dimensionen<br />

werden an die Bedürfnisse des<br />

Kunden angepasst, ebenso die<br />

Farben. „Bei mir kauft man<br />

nicht schnell ein Service. Es ist<br />

wie bei Schmuck, mit dem man<br />

lebt“, so die Künstlerin.<br />

„Als hätte ich bei den<br />

Philharmonikern<br />

gespielt“<br />

Die Gefäßkeramikerin hat keinen<br />

Online-Shop. Sie arbeitet<br />

kundenbezogen und fertigt<br />

personalisierte „Tableware“,<br />

also Tischkeramik, an. Zu ihren<br />

Kunden zählen Spitzengastronomen<br />

wie das Steirereck,<br />

das Restaurant Silvio Nickol<br />

im Palais Coburg, Konstantin<br />

Filippou oder das Gourmetrestaurant<br />

„Aend“. Seit Corona<br />

hat sich aber vieles verändert.<br />

Bereits getätigte Großaufträge<br />

wurden auf Eis gelegt. „Vor<br />

Corona habe ich vergleichsweise<br />

bei den Philharmonikern<br />

gespielt. Für die Spitzengastronomie<br />

Kreationen zu designen,<br />

war sehr schillernd und gleichzeitig<br />

anspruchsvoll, das Publikum<br />

hat jede Facette meiner<br />

Arbeit wahrgenommen, jeden<br />

Ton gehört. Nun kann ich aber<br />

endlich wieder für private und<br />

regionale Auftraggeber da sein,<br />

was tolle neue Themen und<br />

Herausforderungen bringt“,<br />

PETRA LINDENBAUER<br />

PORTRÄT<br />

sagt Petra Lindenbauer mit<br />

einem lachenden und einem<br />

weinenden Auge. Vor allem für<br />

„große, maßgefertigte Gemeinschaftsgeschenke“<br />

bietet sie<br />

nun die ideale Anlaufstelle.<br />

„Wenn man offen ist,<br />

ergibt sich vieles“<br />

Die gebürtige Oberösterreicherin<br />

hat es nach Stadtschlaining<br />

verschlagen. Sie ist viel gereist<br />

in ihrem Leben und hat das<br />

Südburgenland durch einen<br />

Freund kennengelernt. Auch<br />

wenn viele Kunden im urbanen<br />

Raum zu finden sind, zeigt<br />

sich die Provinz als interessanter<br />

und guter Boden, mit<br />

der Nähe zu Wien und der<br />

dennoch notwendigen Distanz<br />

zu Ballungszentren. „Die Erwartungshaltung<br />

eines Zuzüglers<br />

muss realistisch sein. Die<br />

Gegebenheiten muss man annehmen<br />

und damit leben. Hier<br />

im Südburgenland gibt es vieles<br />

nicht. Aber viel Einzigartiges<br />

und Besonderes bietet sich in<br />

üppiger Fülle!“ Die positiven<br />

Seiten des Landlebens haben<br />

die Keramikerin in gute künstlerische<br />

Schwingungen versetzt.<br />

Und die Region kann sich zu<br />

Nutzen machen, dass Petra<br />

Lindenbauer nun hier lebt und<br />

arbeitet, indem wir das Lebensgefühl,<br />

welches ihre Keramik<br />

ausstrahlt, in Form von Tellern,<br />

Schalen und Gefäßen mit nach<br />

Hause nehmen.<br />

JULI/AUGUST <strong>2020</strong><br />

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