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Wohl ist es der Zeitgeist, der<br />
Kunden in dieses Atelier führt.<br />
„Wo kommt mein Essen her?<br />
Wie möchte ich mich ernähren?<br />
Egal, ob üppig oder vegan,<br />
vieles ist mittlerweile eine<br />
bewusste Entscheidung. So hat<br />
sich auch der Stellenwert des<br />
Geschirrs, von dem ich esse,<br />
verändert. Niemand kommt<br />
hierher und sucht sich schnell<br />
etwas aus. Gemeinsam mit dem<br />
Kunden hinterfrage ich, was er<br />
braucht und was zu ihm passt.“<br />
Quantität spielt keine Rolle,<br />
Qualität hingegen eine umso<br />
größere. Und so leisten sich<br />
immer mehr Menschen den<br />
Luxus eines maßgeschneiderten<br />
Sets von Petra Lindenbauer.<br />
Dabei werden oft neue Stücke<br />
mit im Haushalt bereits vorhandenen<br />
Tellern kombiniert.<br />
„Der Kunde soll sich reduzieren,<br />
sich damit beschäftigen,<br />
was die Familie braucht. Dafür<br />
soll meine Keramik aber auch<br />
verwendet werden, am besten<br />
jeden Tag. Vor allem seit Corona<br />
schätzen die Menschen den<br />
Lucky Bowls von Petra Lindenbauer<br />
Foto © Lindenbauer Petra<br />
Wert der Dinge wieder mehr,<br />
leben im Hier und Jetzt und arbeiten<br />
nicht mehr nur auf den<br />
Urlaub hin,“ so die Keramikerin.<br />
Sie betrachtet jedes Stück<br />
eines Sets als Einzelstück und<br />
geht in der Spitzengastronomie<br />
sowie auch für Privatkunden<br />
auf Koch, Kochstil und den<br />
umgebenden Raum ein.<br />
„Wie bei einem<br />
Instrument lasse ich den<br />
Ton mitschwingen“<br />
Die Keramikerin bindet das<br />
Material maximal ein. Durch<br />
die Dynamik des Tons ist sie<br />
mit dem Element der Erde<br />
verbunden, was sich farblich<br />
in Erdtönen niederschlägt.<br />
Inspiriert werden ihre Werke<br />
durch die vielen Reisen und<br />
den Austausch mit anderen,<br />
internationalen Künstlern.<br />
„Die Balance zwischen reinen<br />
Kunstobjekten, die ich herstelle,<br />
und funktioneller Keramik<br />
macht meine Arbeiten aus.<br />
Jedes Geschirr soll über einen<br />
normalen Teller hinausgehen<br />
was Praktikabilität, Schönheit<br />
und Haptik betrifft.“ So<br />
hat jedes Gefäß seine eigenen<br />
Proportionen. Dimensionen<br />
werden an die Bedürfnisse des<br />
Kunden angepasst, ebenso die<br />
Farben. „Bei mir kauft man<br />
nicht schnell ein Service. Es ist<br />
wie bei Schmuck, mit dem man<br />
lebt“, so die Künstlerin.<br />
„Als hätte ich bei den<br />
Philharmonikern<br />
gespielt“<br />
Die Gefäßkeramikerin hat keinen<br />
Online-Shop. Sie arbeitet<br />
kundenbezogen und fertigt<br />
personalisierte „Tableware“,<br />
also Tischkeramik, an. Zu ihren<br />
Kunden zählen Spitzengastronomen<br />
wie das Steirereck,<br />
das Restaurant Silvio Nickol<br />
im Palais Coburg, Konstantin<br />
Filippou oder das Gourmetrestaurant<br />
„Aend“. Seit Corona<br />
hat sich aber vieles verändert.<br />
Bereits getätigte Großaufträge<br />
wurden auf Eis gelegt. „Vor<br />
Corona habe ich vergleichsweise<br />
bei den Philharmonikern<br />
gespielt. Für die Spitzengastronomie<br />
Kreationen zu designen,<br />
war sehr schillernd und gleichzeitig<br />
anspruchsvoll, das Publikum<br />
hat jede Facette meiner<br />
Arbeit wahrgenommen, jeden<br />
Ton gehört. Nun kann ich aber<br />
endlich wieder für private und<br />
regionale Auftraggeber da sein,<br />
was tolle neue Themen und<br />
Herausforderungen bringt“,<br />
PETRA LINDENBAUER<br />
PORTRÄT<br />
sagt Petra Lindenbauer mit<br />
einem lachenden und einem<br />
weinenden Auge. Vor allem für<br />
„große, maßgefertigte Gemeinschaftsgeschenke“<br />
bietet sie<br />
nun die ideale Anlaufstelle.<br />
„Wenn man offen ist,<br />
ergibt sich vieles“<br />
Die gebürtige Oberösterreicherin<br />
hat es nach Stadtschlaining<br />
verschlagen. Sie ist viel gereist<br />
in ihrem Leben und hat das<br />
Südburgenland durch einen<br />
Freund kennengelernt. Auch<br />
wenn viele Kunden im urbanen<br />
Raum zu finden sind, zeigt<br />
sich die Provinz als interessanter<br />
und guter Boden, mit<br />
der Nähe zu Wien und der<br />
dennoch notwendigen Distanz<br />
zu Ballungszentren. „Die Erwartungshaltung<br />
eines Zuzüglers<br />
muss realistisch sein. Die<br />
Gegebenheiten muss man annehmen<br />
und damit leben. Hier<br />
im Südburgenland gibt es vieles<br />
nicht. Aber viel Einzigartiges<br />
und Besonderes bietet sich in<br />
üppiger Fülle!“ Die positiven<br />
Seiten des Landlebens haben<br />
die Keramikerin in gute künstlerische<br />
Schwingungen versetzt.<br />
Und die Region kann sich zu<br />
Nutzen machen, dass Petra<br />
Lindenbauer nun hier lebt und<br />
arbeitet, indem wir das Lebensgefühl,<br />
welches ihre Keramik<br />
ausstrahlt, in Form von Tellern,<br />
Schalen und Gefäßen mit nach<br />
Hause nehmen.<br />
JULI/AUGUST <strong>2020</strong><br />
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