Verband - Jusos München
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Schwerpunkt<br />
Es reicht!<br />
Den Nazis keine Ruhe mehr<br />
Kommentar von Mathias Ecke<br />
stellv. Juso Bundesvorsitzender<br />
Sollte noch irgendwer Zweifel gehabt haben, welches<br />
Ausmaß das Gewaltpotential der militanten Rechten<br />
hat, so dürften diese jetzt zerstreut sein. Zehn Menschen<br />
wurden von der Zwickauer Neonazi-Gruppe<br />
„Nationalsozialistischer Untergrund“ ermordet – systematisch,<br />
kaltblutig, aus niedersten Motiven inbrünstigen<br />
Hasses. Und: unbemerkt.<br />
„Wie kann es sein,<br />
dass die Profile der<br />
Opfer und der<br />
Tathergänge nicht<br />
mal ansatzweise<br />
den Verdacht<br />
nahelegten, hier<br />
bestünde ein<br />
politisches Motiv?“<br />
Es ist unbegreiflich, dass der<br />
offenkundige Zusammenhang<br />
zwischen den Taten solange<br />
übersehen wurde. Wie kann<br />
es sein, dass die Profile der<br />
Opfer und der Tathergänge<br />
nicht mal ansatzweise den<br />
Verdacht nahelegten, hier<br />
bestünde ein politisches Motiv?<br />
Und selbst der Mord an<br />
der Heilbronner Polizistin<br />
brachte keine Änderungen.<br />
Verdächtig waren – klar! –<br />
Russenmafia und Islamisten.<br />
Auch die fragwürdige Rolle des Verfassungsschutzes<br />
(VS) muss ins Visier. Wie konnte der VS diese Strukturen<br />
und ihre Vernetzung übersehen? Welches Spiel<br />
spielen die V-Leute? Wenn es stimmt, dass Beamte des<br />
10<br />
Verfassungsschutzes gar in die Morde selbst involviert<br />
waren, würde dies das ganze Konstrukt Verfassungsschutz<br />
grundsätzlich erschüttern. Wer zum Teufel kann<br />
noch rechtfertigen, dass der Staat Leute in Neonazibanden<br />
einschleust oder einkauft, wenn diese nicht nur<br />
keine Morde verhindern, sondern noch munter Beihilfe<br />
leisten?<br />
Und der Fall wirft noch ein weiteres Licht auf den politisch<br />
sehr variablen Eifer der Ermittlungsbehörden.<br />
Es ist kein Zufall, dass nun gerade der Jenaer Jugendpfarrer<br />
Lothar König als profunder Kenner der Jenaer<br />
Nazi-Szene gefragt ist. Der engagierte Antifaschist geriet<br />
im Anschluss an die Demo in Dresden im Februar<br />
2011 ins Visier der Ermittler, er soll seine eine kriminelle<br />
Vereinigung (!) gegründet haben. Daher wurde<br />
seine Dienstwohnung gestürmt und durchsucht. Man<br />
stelle sich das vor: Die Strafverfolgungsbehörden, die<br />
über ein dutzend Jahre lang nicht in der Lage sind eine<br />
Nazi-Mörderbande auch nur ausfindig zu machen und<br />
an weiteren Taten zu hindern, lassen schwer gerüstete<br />
Einheiten in Mannschaftsstärke auflaufen, um die<br />
Wohnung eines älteren Mannes zu zerlegen – weil er<br />
gegen Nazis demonstriert hat!<br />
Verharmlosung rechter gewalt<br />
und Verhöhnung der opfer<br />
Den Umgang mit rechter Gewalt und ihren Opfern beschreibt<br />
Heribert Prantl in der Süddeutschen treffend.<br />
“Diese Fehlbeurteilung erinnert an die achtziger und<br />
neunziger Jahre, als Ausländerwohnheime brannten.<br />
Viele Ermittler dachten damals erstens “Kurzschluss”,<br />
zweitens “Zigarette” und drittens: “Die bringen sich ja<br />
gegenseitig um.”<br />
nehmt die braune gefahr endlich ernst!<br />
Ein Kommentar von Heribert Prantl<br />
Sueddeutsche Zeitung<br />
http://is.gd/HVXJI6