22.12.2012 Aufrufe

Verband - Jusos München

Verband - Jusos München

Verband - Jusos München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Es dauerte ziemlich lange, bis sich das änderte, bis<br />

es Verfolgungsdruck gab und ein Mord auch dann als<br />

Mord galt, wenn Flüchtlinge und Einwanderer ermordet<br />

wurden. Erst 1994, erst nach dem Brandanschlag<br />

von Hünxe, nach dem dreifachen Feuermord in Mölln<br />

und dem fünffachen von Solingen korrigierte der Bundesgerichtshof<br />

eine unerträglich nachlässige Rechtsprechung.”<br />

Die atemberaubende Rücksichtlosigkeit,<br />

mit der in<br />

vielen Medien von „Dönermorden“<br />

gesprochen wird,<br />

zeigt unbewusst (?) diese<br />

Dimension des Umgangs<br />

mit nazistischer Gewalt in<br />

Deutschland: alles nicht<br />

so schlimm, es geht ja nur<br />

gegen „Fremde“. Indem die<br />

Medien eine Sprache anwenden, als seien hier nicht<br />

Menschen ermordet, sondern totes Fleisch aufgespießt<br />

worden, übernehmen sie implizit die Logik der Täter:<br />

Sie dehumanisieren die Opfer, also sie verneinen ihnen<br />

menschliche Qualitäten. Der Herrenmenschenwahn<br />

der Mörder wird so nolens volens von den Berichtenden<br />

übernommen – welch ein widerliches Spektakel!<br />

Die Presse spricht<br />

von „Dönermorden“<br />

als sei alles nicht so<br />

schlimm, es geht ja<br />

nur gegen „Fremde“<br />

Welche Rolle hatte die Politik? Es wäre sicher zuviel<br />

behauptet, die Morde als direkte Folge der Verharmlosung<br />

und Dekontextualisierung nazistischer Gewalt<br />

zu bezeichnen. Aber Fakt ist,<br />

dass viele offizielle VertreterInnen<br />

von Politik und Justiz<br />

schon länger an einem Klima<br />

arbeiten, in dem Nazi-Gegner<br />

verächtlich gemacht werden.<br />

Kaum ein Tag vergeht, indem die wenigen Engagierten<br />

gegen Nazis gerade in den Räumen, in denen das<br />

Grundgesetz nur noch pro forma gilt („National befreite<br />

Zonen“) nicht nur die brutale Rachejustiz der Nazis<br />

spüren, sondern auch die Gleichgültigkeit oder Ablehnung<br />

der Lokalpolitiker zu spüren bekommen. ‚Bitte<br />

mal schön ruhig hier‘, schallt es den Opfern entgegen.<br />

Neonazi-Übergriffe werden zu Vandalismus, Dorfschlägereien<br />

oder Jugendgewalt verniedlicht. Und wer<br />

Opfer ist, ist eh ein „Linker“ oder ein „Ausländer“, da<br />

braucht er sich ja nicht wundern, wenn der mal ´ne Abreibung<br />

kriegt…<br />

Rechte Gewalt ist alltäglich geworden. Viele Angriffe<br />

werden häufig gar nicht mehr zur Anzeige gebracht.<br />

Gesühnt werden sie eh kaum, oft noch nicht einmal<br />

gezählt. Während Opferverbände von über 150 Toten<br />

Schwerpunkt<br />

rechter Gewalt in Deutschland sprechen, zählen die<br />

Behörden noch nicht mal 50. Bezeichnend ist auch der<br />

Verfassungsschutzbericht 2010, der unter ‚rechts motivierten<br />

Tötungsdelikten‘ eine trotzige Null listet, unbenommen<br />

der Tatsache, dass der junge Leipziger Kamal<br />

im Oktober 2010 von zwei gerade aus der Haft entlassenen<br />

Neonazis erstochen wurde. War nix politisches,<br />

klar… Mitte Juli verurteilte das Landgericht Leipzig<br />

die Täter – wegen Mordes aus rassistischen Gründen!<br />

nazis benennen und bekämpfen!<br />

Opferverbände zählen<br />

150 Tote rechter Gewalt,<br />

die Behörden nicht mal 50.<br />

Zur nachlässigen Rechtsprechung kommt die politische<br />

Bagatellisierung. Schon seit langem weigern sich<br />

die Konservativen in Deutschland, den Nazismus beim<br />

Namen zu nehmen. Aus einer mörderischen, völkischnationalistischen<br />

Ideologie der Ungleichwertigkeit<br />

wird mal eben eine Teilmenge des „Extremismus“.<br />

Ganz so, als reden wir hier über eine Gruppe von Menschen,<br />

die sich abstrakt gegen die Verfassung oder<br />

öffentliche Ordnung richten und das dokumentieren,<br />

indem sie sich ein paar Mal im<br />

Jahr mit lustigen Fahnen in unterschiedlichen<br />

Farben zusammenrotten<br />

und sich – pardon<br />

my French – mal gepflegt die<br />

Fresse polieren. Fantastisch,<br />

so wird der Neonazismus in Deutschland einfach mal<br />

wegdefiniert. Alles in einen Topf, kräftig durchrühren<br />

und fertig ist die Extremismussoße.<br />

Damit muss endlich Schluss sein. Nazis sind Nazis.<br />

Der Kampf gegen Nazis ist ein Kampf gegen militante<br />

Vertreter einer menschenfeindlichen und auf<br />

Vernichtung gerichteten Ideologie. Diesen Kampf<br />

muss man entschlossen führen, allein mit Lichterketten<br />

kommt man ihnen nicht bei. Wir <strong>Jusos</strong> werden<br />

gemeinsam mit anderen auch weiter große Naziaufmärsche<br />

blockieren um den Nazis die Chance für<br />

ihre Machtdemonstrationen und Selbstinszenierungen<br />

zu nehmen, aus denen sie ihre Überlegenheitsphantasien<br />

saugen. Die Zeit der Bagatellisierung<br />

und des Wegschauens ist vorbei. Es reicht!<br />

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!