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Verband - Jusos München

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Das klingt im ersten Moment nicht so schlimm – Fakt<br />

ist aber, dass diese zusätzlichen Emissionen das Einsparpotential<br />

durch die Verwendung von Agrosprit<br />

weit übersteigen. Laut einer Untersuchung des Institute<br />

for the European Environment Policy (IEEP) wird<br />

die weitere Nachfrage von Agrokraftstoffen in Europa<br />

zu indirekten Landnutzungsänderungen von 4,7 bis 7,9<br />

Millionen Hektar führen. Das entspricht im besten Fall<br />

einer Fläche der Niederlande, im schlechtesten Fall der<br />

Fläche von Irland. In dieser Größenordnung werden<br />

Wald-, Wiesen- und Moorflächen sowie andere kohlenstoffreiche<br />

Ökosysteme in Ackerland umgewandelt.<br />

Wenn man ILUC mitberücksichtigt, stoßen die in Europa<br />

verwendeten Agrokraftstoffe 50 bis 83 Tonnen<br />

Treibhausgase im Jahr zusätzlich aus. Bildlich gesprochen<br />

entspricht das 14 bis 29 Millionen Autos extra auf<br />

Europas Straßen. Ändert sich nichts, wird der zusätzliche<br />

Agrokraftstoffverbrauch Europas in den nächsten<br />

10 Jahren 81% bis 167% schädlicher für das Klima, als<br />

der Verbrauch von fossilen Brennstoffen.<br />

Der große Rohstoffbedarf kann nicht allein mit europäischen<br />

Anbauflächen gedeckt werden. In Deutschland<br />

ist es Ziel, bis 2020 einen Anteil von 17% mit biogenen<br />

Kraftstoffen zu decken.<br />

Bilder: flickr/twi$tbarbie & Hanoi Mark<br />

Umwelt<br />

Bereits 2007 prognostizierte der Sachverständigenrat<br />

für Umweltfragen, dass nicht einmal die Hälfte davon<br />

mit den verfügbaren Flächen in Deutschland produziert<br />

werden kann. Um ihr Ziel zu erreichen, setzen<br />

Bundesregierung und EU daher auf Importe, meist<br />

aus tropischen Ländern. Hier entstehen großflächige<br />

Monokulturen, bei deren Entwicklung Umwelt- und<br />

Sozialstandards oft nicht berücksichtigt werden. Regenwaldabholzung,<br />

Vertreibung und Enteignung von<br />

LandwirtInnen, Wassermangel oder übermäßiger Pestizideinsatz<br />

sind hierfür nur einige Beispiele. 92%<br />

der Agrokraftstoffe werden aus Nahrungsmitteln wie<br />

Rohrzucker, Palmöl oder Weizen hergestellt. Das hat<br />

zur Folge, dass die Preise für diese Rohstoffe steigen<br />

und für die ansässige Bevölkerung häufig nicht mehr<br />

bezahlbar sind. All diese Faktoren werden bei der Bewertung<br />

von Agrokraftstoffen in der Regel nicht berücksichtigt.<br />

Ein erster Schritt dieser Entwicklung entgegenzuwirken,<br />

wäre die Definition eines ILUC-Faktors, der in die<br />

Berechnung der Potentiale von Agrokraftstoffen mit<br />

aufgenommen wird. Ein rohstoffspezifischer Faktor<br />

sollte zwischen Emissionen von ILUC für verschiedene<br />

Agrokraftstofftypen und Biokraftstoffe der zweiten<br />

Generation unterscheiden. Seine Berechnung muss<br />

regelmäßig überprüft werden. In Kalifornien werden<br />

bereits erste indirekte Konsequenzen in die Bewertung<br />

des California´s Low Carbon Fuels Standard mit aufgenommen.<br />

Die Ziele zur Verwendung von Agrokraftstoffen<br />

in Deutschland und der gesamten EU sollten<br />

auf ein Niveau abgesenkt werden, welches den Potentialen<br />

der deutschen und europäischen Agrarflächen<br />

entspricht. Importe von Agrokraftstoffen aus großflächiger<br />

Regenwaldabholzung und aus Raubbau müssen<br />

verboten werden. Sinnvoller wäre es, nicht verbindliche<br />

Mengenanteile von Agrokraftstoffen im Transportwesen<br />

festzulegen, sondern stattdessen Reduktionsziele<br />

für einzelne Verbrauchssektoren festzuschreiben,<br />

damit auch weiterhin in die Effizienz von neuen Technologien<br />

investiert wird. Das oberste Ziel für uns bleibt<br />

nach wie vor der Ausbau von öffentlichem Nahverkehr<br />

und Bahn, sowie die Verlagerung von großen Teilen<br />

des Güterverkehrs auf die Schiene.<br />

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