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Turfgrass Science - Deutsche Rasengesellschaft

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Abb. 5a: Gesunde Blätter, Seneszenz (hellbraun)<br />

und Lücke (dunkelbraun) im realen<br />

Bild<br />

trieren exemplarisch den Prozess der<br />

Bildverarbeitung, in dem die Flächenanteile<br />

des Rasens mit vergilbter Blattund<br />

Sprossmasse von den vital grünen<br />

Flächenanteilen mittels Kantenoperation,<br />

d.h. anhand eine hohen Q-Wertes<br />

voneinander getrennt wurden. Für die<br />

Bestimmung der seneszenten Flächenanteile<br />

wurden die rot markierten Pixel<br />

ausgezählt.<br />

Auch die Unterscheidung von seneszentem<br />

Pflanzenmaterial und in dem in<br />

Lücken sichtbaren Boden erfolgte<br />

durch die beschriebene Kantenoperation.<br />

Bezogen auf die Blattstruktur besitzt<br />

der seneszente Rasen eine deutlich<br />

höhere Kantendichte je Flächeneinheit<br />

als die Rasenlücke. Somit wird<br />

eine eindeutige Differenzierung zwischen<br />

dem farblich ähnlichen, seneszenten<br />

Pflanzenmaterial und den Lücken<br />

möglich. Die entsprechenden Flächenanteile<br />

können auf diese Weise mit<br />

der Bildanalyse erfasst, farblich differenziert<br />

und gemessen werden (Abb.<br />

5a und 5b).<br />

4. Diskussion<br />

Die Erfassung und die objektive und reproduzierbare<br />

Auswertung von biometrischen<br />

Daten hat in den letzten Jahren<br />

in vielen Bereichen des alltäglichen<br />

Lebens Einzug gehalten. Mit Hilfe der<br />

digitalen Bildanalyse können z. B. Fingerabdrücke<br />

von Personen oder andere<br />

biometrische Maße eindeutig und<br />

unverwechselbar zugeordnet werden.<br />

Die vorliegenden Ergebnisse belegen,<br />

dass mit den Techniken der Bildanalyse<br />

und darauf abgestimmten Verfahren<br />

der Bildbearbeitung auch von Rasenflächen<br />

„Fingerabdrücke“ möglich<br />

sind. Im Gegensatz zu den bisher üblichen<br />

visuellen Schätzungen (Bonituren)<br />

mit ihren subjektiven Einflüssen und<br />

Fehlerquellen erlauben die vorgestell-<br />

Abb. 5b: Gesunde Blätter, Seneszenz (rot)<br />

und Lücke (blau) konnten erfolgreich erkannt<br />

und getrennt werden<br />

ten Verfahrensschritte eine objektive<br />

Messung der Farbtöne in Rasenflächen.<br />

Der Verlauf der künstlich eingeleiteten<br />

Seneszenz, in diesem Versuch<br />

durch die Behandlung mit dem Totalherbizid<br />

Roundup verursacht, kann<br />

durch die Messung der verschiedenen<br />

RAL-Farbtöne nummerisch dargestellt<br />

werden. So lassen sich eindeutig die<br />

Flächenanteile vitaler (grüner) und seneszenter<br />

(gelber) Bereiche in Rasenflächen<br />

unterscheiden. Dies ermöglicht<br />

eine objektive Aussage über die Reaktion<br />

unterschiedlicher Gräserarten oder<br />

Mischungen auf Einflussfaktoren, die<br />

eine Veränderung des Chlorophyllgehaltes<br />

und damit der Rasenfarbe zur<br />

Folge haben.<br />

Die Farbklassen könnten im Prinzip<br />

noch feiner unterteilt werden. Es wurde<br />

jedoch in den Ergebnisdarstellungen<br />

absichtlich die Spannweite der<br />

RAL-Chips der Komplexität der Farbe<br />

in den Bildausschnitten angepasst,<br />

d.h. klein gehalten, weil bei feinerer Unterteilung<br />

die Flächenanteile der RAL<br />

Komponenten fortschreitend geringer<br />

werden und die Übersichtlichkeit der<br />

Ergebnisse dadurch beeinträchtigt<br />

worden wäre.<br />

Eine besondere Herausforderung stellte<br />

in dieser Arbeit die bildanalytische<br />

Trennung von farblich sehr eng beieinander<br />

liegenden seneszenten Gräsern<br />

und Lücken dar. Ohne diese Trennung<br />

würde es zu Fehlmessungen kommen,<br />

da die Gelbtöne des in den Lücken<br />

sichtbaren Bodens dem seneszenten<br />

Pflanzenmaterial zugerechnet würden.<br />

Die teilweise identischen Farbtöne<br />

konnten mit Hilfe eines pixelweise<br />

durchgeführten Vergleichs benachbarter<br />

Pixel als abgestorbenes Pflanzenmaterial<br />

oder Lücken identifiziert werden.<br />

Der eventuell störende Einfluss<br />

auftretender Lücken im Rasen wird<br />

hierdurch erfasst und bei der Bewertung<br />

der Ergebnisse berücksichtigt.<br />

Zusammen mit den Ergebnissen der<br />

vorausgehenden Publikation (NONN et<br />

al., 2007), in dem der Einfluss unterschiedlicher<br />

Stickstoffgaben auf die<br />

Rasenfarbe vorgestellt wurde, zeigen<br />

die hier vorgestellten Ergebnisse die<br />

Chance, die bisherigen Bonituren<br />

durch ein objektives und reproduzierbares<br />

Messverfahren abzulösen. Vorstellbar<br />

und wünschenswert wäre,<br />

dass die hier vorgestellten Messverfahren<br />

auch bei offiziellen Rasenprüfungen<br />

von Gräsersorten neben den visuellen<br />

Standardbonituren Verwendung finden<br />

würden. Einen weiteren Vorteil des bildanalytischen<br />

Verfahrens sehen wir in<br />

der Möglichkeit, Dokumente von Rasenbonituren,Zeitreihenbeobachtungen<br />

etc. zu erstellen, die jederzeit abrufbar<br />

und vergleichbar sind.<br />

Literatur<br />

BUNDESSORTENAMT (Hrsg.), 1999: Richtlinie<br />

für die besondere Anbauprüfung auf Rasennutzung.<br />

CIELAB, 1999: Commission internationale de<br />

l’éclairage. CIE Central Bureau, Wien.<br />

www.cie.co.at<br />

LOCK, R., I. RADEMACHER, H. NONN and W.<br />

KÜHBAUCH, 2004: Methods of digital image<br />

processing to quantify ground cover of<br />

turf grass. Grassland <strong>Science</strong> 9, 790-792.<br />

NONN, H., I. RADEMACHER, R. LOCK und W.<br />

KÜHBAUCH, 2003: Messung von Lückigkeit<br />

und Farbe von Rasenflächen mit CCD-<br />

Kameratechnik und Radiometrie. Rasen-<br />

Turf-Gazon 34, 67-73.<br />

NONN, H., R. LOCK und W. KÜHBAUCH, 2004:<br />

Kameratechnische Analyse der Narbendichte<br />

bzw. Lückigkeit von Rasenflächen.<br />

Rasen-Turf-Gazon 35, 11-15.<br />

NONN, H., R. LOCK und W. KÜHBAUCH, 2004:<br />

Qualitätseigenschaften verschiedener Gebrauchsrasenmischungen.<br />

Teil 2: Narbendichte,<br />

Regenerationsvermögen und Arteninventar.<br />

Rasen-Turf-Gazon 37, 169-177.<br />

NONN, H., R. LOCK und W. KÜHBAUCH, 2007:<br />

RAL-referenzierte Messung der Farbe und<br />

Struktur von Rasenflächen. Teil 1: Farbmessung<br />

an unterschiedlichen Gräserarten<br />

in drei Stickstoffdüngungsstufen. Rasen-<br />

Turf-Gazon 38, 217-222.<br />

RAL, 1999: <strong>Deutsche</strong>s Institut für Gütesicherung<br />

und Kennzeichnung. Sankt Augustin.<br />

www.ral.de<br />

RICHARDSON, M.D., D.E. KARCHER, L.C.<br />

PURCELL, 2001: Quantifying turfgrass cover<br />

using digital image analysis. Crop <strong>Science</strong><br />

41, 1884-1888.<br />

Verfasser<br />

Dr. agr. Harald Nonn, Rasenforschung WOLF-<br />

Garten/EUROGREEN, Industriestr. 83-85, D-<br />

57518 Betzdorf<br />

Dipl.-Ing. Reiner Lock und Prof. Dr. Walter Kühbauch,<br />

Lehrstuhl für Allgemeinen Pflanzenbau,<br />

Universität Bonn, Katzenburgweg 5, D-53115<br />

Bonn<br />

6 RASEN · TURF · GAZON 1/2008

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