Doktor - DGB-Jugend

DGB-Jugend: Kennst du die Probleme, die du im Spot spielst?
Franziska Jünger: Wenn ich an meine Ausbildung denke, denke ich daran, wie
viele Leute sich damals schon nicht beschwert, aber schlecht gefühlt haben und
deprimiert waren. Die hätten sich wirklich Leute gewünscht, die da gewesen wären,
die sie unterstützt hätten, die wenigstens Tipps gegeben hätten, gesagt hätten:
Pass auf, du kannst da hingehen und kannst das machen, du kannst dich dort
wehren. Da wären wir schon froh gewesen, wenn wir so was gehabt hätten.
Die Auszubildenden in deiner Arztpraxis hatten also keinen Ansprechpartner…
Wir hatten zwar eine Vertrauensperson, aber die wurde uns eher vorgeschrieben,
als dass wir sie uns aussuchen konnten. Und dann gab es natürlich auch Personen,
wo ich gesagt hab: Also da möchte ich aber nicht hingehen. Das war dann
also nicht, wie hier bei »Dr. Azubi«, eine neutrale Person, die sich dann auch wirklich
für dich einsetzt oder sich um dich kümmert oder dich berät.
Wurdest du auch gemobbt?
Klar. Es gibt nun auch Leute, die gern mobben, von denen man sich unterdrückt
fühlt. Da merkt man schon, ob man gut aufgehoben ist oder ob man sich dort
schlecht fühlt – also es gab auch nicht so gute Zeiten. Es war sehr hart. Anstatt
dass man mal gesagt hätte: Ey Franzi, das hast du gut gemacht, dich bauen wir
auf und dann machen wir mal was mit dir. Nein. Da wirst du eher schon mal mehr
runtergedrückt.
Deswegen machst du auch bei unserem Spot mit?
Ich genieße es sehr, diesen Spot zu machen! Ja, den Jugendlichen muss geholfen
werden, und es muss mal was getan werden. Wir jungen Leute müssen Unterstützung
kriegen, auf jeden Fall. Es gibt einfach leider noch viele Erwachsene, die denken,
sie müssten mit Jugendlichen umgehen wie mit Siebenjährigen – aber verlangen,
dass man sich wie ein Erwachsener verhält. t
Schwarzbuch Doktor Azubi 71