2. Ausgabe Juni [PDF, 4.39 MB] - Staufen

Corinne Jufer begrüsst mit einem festen
Händedruck. Auf dem Praxisschild steht:
Ergotherapie und Handrehabilitation. Ergo
steht für Handeln, und mit dem Begriff
«Handlungsfähigkeit» erklärt die Therapeutin
ihren Beruf: Die Handlungsfähigkeit
eines Menschen herzustellen oder zu
erhalten, das sei ihre Aufgabe. Und diese
ist sehr vielseitig: Patienten mit gut heilenden
Verletzungen, schwer behinderte
Kinder, psychisch Kranke oder Unfallopfer
mit bleibenden Schäden werden in der
Stop and smell the roses
Ein Besuch bei der Ergotherapeutin Corinne Jufer
Ergotherapie behandelt. Im Vordergrund
stehen immer die Fähigkeiten eines Menschen,
diese gilt es zu entdecken und zu
fördern. Ganz kleine Bewegungen können
die Verbindung zur Welt herstellen: Wenn
ein schwer behinderter Mensch mit einer
kleinen Bewegung einen Computer bedienen
kann, kann er sich verständigen.
Via Internet mit der ganzen Welt sich verbinden.
Es geht um die grösstmögliche Eigenständigkeit
und Selbstbestimmung im Leben, die
durch Behinderungen erschwert werden.
Wenn eine Wohnung nicht nur rollstuhlgängig
ist, sondern auch Lift, Lichtschalter,
Stereoanlage, Türen und Rollläden mit
einer Fernbedienung aufgerüstet sind,
ermöglicht das einem Menschen ein paar
Dinge selbst zu bestimmen, die für Nichtbehinderte
selbstverständlich sind. Die
Ergotherapeutin entwickelt Strategien, übt
den Alltag, leitet einen Umbau in die Wege,
organisiert ein Auto, das ohne Arme zu
fahren ist.
Manchmal geht es um Sterbebegleitung.
Da wird die geistige Beweglichkeit wichtig,
mit passiven Bewegungen wird versucht,
gelähmte Glieder geschmeidig zu
halten. Lebensqualität und Selbstbestimmung
sind umso wichtiger, je unselbstständiger
ein Mensch ist.
Corinne Jufer hat sich auf die Handrehabilitation
spezialisiert. Die Hand als wichtigster
Körperteil punkto Handlungsfähig-
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keit! Wir essen, öffnen Türen, ziehen uns
an, bedienen Geräte, liebkosen mit den
Händen. Nur mal schnell die Nase putzen
wird ohne Hand zum Problem. Auch da
ist die Spannweite der Aufgaben gross. C.
Jufer macht Therapien nach Verletzungen
oder Unfällen bis zu beruflichen Neuorientierungen.
Sie arbeitet mit einem
grossen Netz von anderen Fachkräften,
wie zum Beispiel Ärzten, Physiotherapeuten,
Architekten, Fahrlehrern mit zusätzlicher
Ausbildung.
«Stop and smell the roses», mit dieser
Verszeile unterbricht Corinne Jufer das
Alltagsgehetze. Zu viel, zu schnelle Bewegung
kann auch ungesund sein. Dauerstress
macht krank. Burn-out ist ein
bekannter Begriff dafür. Sie braucht die
Bewegungslosigkeit um den Moment
begreifen zu können. Im Vorbeirennen
kann man den Rosenduft nicht riechen.
Bewegungen, Tätigkeiten, Unfallbewältigung
und Neuorientierung müssen oft
langsam angegangen werden, um weiteren
Schaden zu verhindern und die Therapieund
Lebensziele erreichen zu können.
Es steht eine ganz grosse Bewegung in
Corinne Jufers Leben bevor: Sie wird nach
Irland auswandern! Wir bedauern den
Verlust der kompetenten und beliebten
Therapeutin, wünschen ihr ganz viele
Rosen auf den Weg und viel Gelegenheit,
um innezuhalten und zu schnuppern!
Sabina Tschachtli
Foto: Mi
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