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RADIO ARTLAND
Lokale Musik,
Kultur &
Interviews
im Livestream
„Er tut den Stecker rein und alle Knöpfe
auf 10, dann kann die tierische Post
abgehen.“ Mit dieser Zeile aus dem Titel
„Phonhaus“ der Deutschrock Band „Die
Crackers“, die zu Beginn der 1980er Jahre
große Erfolge feierte, begann hier im
Artland am 1. August diesen Jahres eine
neue Ära. Zum allerersten Mal sendet
ein Radiosender aus Quakenbrück
in die Welt hinaus. Was früher
nur über die Ausstrahlung im
Kurzwellenbereich möglich war,
ist heutzutage über das Internet
überhaupt kein Problem mehr.
Denn genau dort ist der Sender
„Radio Art.Land“ unter www.
radioartland.org im Livestream zu
empfangen.
Es ist der 16. März 2020. Immer
mehr Menschen in Europa und
nicht zuletzt auch in Deutschland
infizieren sich mit dem
Coronavirus „SARS-CoV-2“. Der
Landkreis Osnabrück erlässt in
den folgenden Tagen eine Allgemeinverfügung
nach der anderen,
in denen u.a. alle nicht dringend
lebensnotwendigen Gewerbetriebe
geschlossen bleiben müssen,
um eine unkontrollierte Ausbreitung
des Virus zu verhindern. Für viele
Unternehmen, Restaurants und Bars,
wie bspw. die Kultkneipe „Kantine“ am
Bahnhof in Quakenbrück, ein Schock, da
diese ihre Türen von heute auf morgen
für unbestimmte Zeiten erst einmal
schließen müssen.
Veranstaltungen aller Art fallen weg,
Konzerte finden nicht statt und die
Kantine, die sonst am Wochenende zum
Treffpunkt von alternativen und experimentellen
Musikliebhabern fungiert, hat
geschlossen. Statt in eine Schockstarre zu
verfallen, stecken Robert „Bob“ und Kosta
Giddens, die beiden Hauptcharaktere der
Kultkneipe, die Köpfe zusammen und
überlegen gemeinsam mit befreundeten
Musikern und Bekannten, welche
Alternativen es zu einer geschlossenen
Kantine geben kann.
Bobs Bruder, Gary Giddens, lebt in New
York City, genauer gesagt im Stadtteil
Brooklyn und arbeitet dort für einen
lokalen Radiosender. Bei einem Besuch
im Dezember des vergangenen Jahres
war Bob von der Arbeit seines Bruders
fasziniert und träumte schon zu dem
Zeitpunkt von einem eigenen Radiosender
am Bahnhof für Quakenbrück und
die Region. „Quakenbrück ist eine kleine
Großstadt. Wir haben hier die
verschiedensten Nationalitäten
und jeder Stadtteil hat seinen
besonderen Reiz. Auch haben
wir eine große musikalische
Tradition in Form des Musikerforum
oder der vielen sehr guten
lokalen Bands“, erläutert der
Gründer des Radiosenders.
Die Idee fand im Freundes- und
Bekanntenkreis großen Anklang.
Kurzerhand wurde der gemeinnützige
Verein „Radio Art.Land
e. V.“ gegründet, dessen Ziel es
ist: „Uns für die Gemeinschaftsbildung
durch die Einbeziehung
aller Musikstile, Geschlechter,
Ethnien, Altersgruppen, sexueller
Orientierung und wirtschaftlichen
Status durch gegenseitige
Liebe und Respekt für Musik
und künstlerische Darbietung
zu engagieren.“, so Bob im Interview. Die
schwierigste Aufgabe des Vereinsvorstands
war jedoch, sich zunächst durch
das Dickicht an GEMA- und GVL-Bestimmungen
zu kämpfen, um einen rechtssicheren
und leistungsschutzgerechten
Sendebetrieb zu gewährleisten.
Ausgabe Herbst 2020 mq + |25