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MQ-Artland-Herbst_150ppi

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NATUR & UMWELT

Der Wettlauf zwischen Hase und Igel

hat als alter, deutscher Schwank

Einzug in die Märchenbücher der Gebrüder

Grimm und Ludwig Bechsteins

gehalten und somit Berühmtheit

erlangt. In dieser Geschichte gelingt es dem

Igel (und seiner Frau) den Hasen zu überlisten

und den Wettlauf trotz seiner kurzen Beine zu

gewinnen.

Tatsächlich ist der Braunbrustigel ein Überlebenskünstler,

denn es ist ihm bisher gelungen,

sich an die Kultur- und Stadtlandschaften des

Menschen anzupassen. Aber es wird für den

Insektenfresser zunehmend schwieriger Nahrung

und Unterschlupf zu finden. Angesichts

großer Rasenflächen und Steingärten findet

er nicht genügend Nahrung. Auch mangelt

es an Reisig- oder Laubhaufen, Büsche oder

Totholz zum Überwintern. Zudem dezimieren

der Straßenverkehr, die heißen, trockenen

Sommer, Pestizide und neuerdings die Mähroboter

seinen Bestand. Dabei ist der Stachelhäuter

ein nützliches Tier, denn er vertilgt

Schädlinge wie Schnecken, Laufkäfer, Tag- und

Nachtfalter, Regenwürmer, Spinnen, kleine

Säugetiere, Frösche und Schlangen . Gelegentlich

frisst er Früchte, Maden und Würmer

in Totholz und Fallobst sowie Vogeleier. Im

November hat er sich dann ein dickes Speckpolster

angefressen und sucht ein geeignetes

Quartier für den Winterschlaf.

Der im Juli/ August/September geborene

Igel-Nachwuchs muss dann etwa 500 bis 600

Gramm wiegen, um überwintern zu können.

Wer ein zu schwaches Igelchen findet, sollte

sich an Igelstationen oder kundige Experten

wenden, um dem Wildtier zu helfen. Beratung

gibt es beim Tierarzt, beim Naturschutzbund

und der Deutschen Wildtierstiftung. Vor Ort

werden auch Überwinterungshilfen wie zum

Beispiel in der Quakenbrücker Zoohandlung

Möller angeboten. Wie Bettina Möller informierte,

wurden diese in den vergangenen drei

Jahren verstärkt angefragt. Für sein Winterquartier

braucht der Igel einen Auslauf von

etwa 2,4 mal 0,8 Meter, der mit Zeitungen

und Stroh ausgelegt werden kann. Sein Ruhehäuschen

oder seine Überwinterungskugel

sollte etwa 50 mal 40 Zentimeter betragen.

Der Igel benötigt auch eine kühle Umgebung,

damit er die richtige Körpertemperatur für

den Winterschlaf bekommt. Der Igel darf

wegen seiner Laktoseintoleranz keine Milch

trinken, braucht aber dringend Wasser. Er

hat einen guten Geruch- und Gehörsinn, mit

dem er sich in der Nacht und Dämmerung

orientieren kann. Denn in dieser Zeit ist er

hauptsächlich unterwegs, weshalb moderne

Mähroboter dann ausgeschaltet sein sollten.

Er besitzt 6000 bis 8000 Stacheln, mit denen

er sich im Verteidigungsfall zu einer Kugel

zusammenrollt. Leider auch in der Begegnung

mit Mährobotern, welche ihn mit scharfen

Messern verletzten und töten können.

Naturnahe, giftfreie Gärten mit heimischen

Pflanzen und Gehölzen sind ideal für das Stacheltier.

In den Zäunen sollten Schlupflöcher

von mindestens zehn Zentimeter Breite sein.

Hilfreich wäre es auch Löcher, Gruben und

Schächte abzudecken sowie Ausstiegshilfen

in Gartenteichen anzulegen. Weltweit gibt es

26 verschiedene Igelarten, die unterschiedlich

groß sind und auch nicht alle Stacheln tragen.

In nördlichen Breiten lebt der sogenannte

Weißbrustigel. In verschiedenen Sprachen

wird der Begriff „Igel“ mit Schlangenfresser

übersetzt.

Der Igel braucht ein trockenes, kühles Quartier, spezielles

Futter und Wasser für die Überwinterung – Marvin Möller

bietet verschiedene Produkte an. Foto: Alexandra Lüders

Der Igel ist ein Wildtier, das in unserem

Umfeld ganzjährig zu sehen ist.

Fotos: Friedel Zöpfen

Ausgabe Herbst 2020 mq + |53

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