mebulive 4/2020 Vorschau

Business / CGI
Flexibel in die Zukunft
Vor rund einem Jahr übernahm das multinationale IT-
Dienstleistungsunternehmen CGI den Broadcast- und
Radio-Technologie-Anbieter Scisys. Die Akquisition sollte
Synergien für beide Seiten schaffen, vor allem aber der
Ausbau des IP-Portfolios für den Mediensektor stand im
Fokus. Dann kam Corona und die ambitionierten Pläne
wurden jäh ausgebremst. Wie das Unternehmen reagiert hat
und welche Lehren gezogen wurden erklärt Michael
Thielen, Vice President Media – Radio Solutions bei CGI.
Corona kam für CGI nach dem Zusammenschluss mit Scisys
zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Wie lief die
Zusammenführung der beiden Unternehmen dieses Jahr?
CGI agiert zum Schutz der Mitarbeiter und aufgrund der Unternehmensgröße
von mehr als 75.000 Mitarbeitern recht konservativ.
Daher sind die meisten Kollegen nach wie vor im Home
Office. Das funktioniert dank Microsoft Teams und anderen
Tools aber überraschend gut. Der zwischenmenschliche Kontakt
fehlt trotzdem und deshalb schmerzt es ein wenig, dass
die großen Messen in diesem Jahr nicht stattgefunden haben.
Die NAB wäre auch die erste Möglichkeit gewesen, auf der wir
uns gerne als CGI präsentiert hätten. Vor allem weil CGI in der
Medienbranche bis dato eben nicht existent war. Grundsätzlich
aber sind die alten Scisys-Strukturen mittlerweile komplett in
der CGI-Struktur aufgelöst – alles läuft reibungslos.
Hat sich die Pandemie auch auf das Business ausgewirkt?
Das ist schwer zu sagen. Die Dinge, die schon bei uns in den
Auftragsbüchern standen sind durch Corona unbeeinflusst.
Projekte die schon laufen, laufen auch normal weiter. Wir merken
aber schon, dass die Entscheidungsfindung unserer Kunden
länger dauert als normal. Da bin ich aber mit Sicherheit
nicht der Einzige, der das erzählt. Der Einfluss von Corona ist
sicherlich aber nicht so groß, wie wir das zu Beginn der Pandemie
befürchteten. Vor allem nicht, da wir sowohl mit unserer
Radio-Produktionslösung dira als auch mit unserer Newsroom-
Software OpenMedia bei vielen öffentlich-rechtlichen Anstalten
vertreten sind, die einen öffentlichen Auftrag zu erfüllen haben.
Was hat sich seit der Übernahme durch CGI für das Scisys-Team
verändert?
Das Setup der Teams ist weitestgehend gleichgeblieben. Das
gilt, auf Grund unserer großen Expertise im Markt, sowohl für
die Radio- als auch für die Newsroom-Units. Zusätzlich profitieren
wir aber sehr stark von der neuen Unternehmensgröße und
der Expertise, die branchenübergreifend wichtig ist – zum Beispiel
Themen wie der künstlichen Intelligenz oder der automatisierten
Metadaten-Vervollständigung.
Zu guter Letzt können wir unter dem CGI-Dach jetzt auch kurzfristig
skalieren – sei es bei der Produktentwicklung, als auch wenn es
darauf ankommt, mehrere Projekte auf einmal zu bedienen.
Welche Trends im Markt möchte CGI in Zukunft mit Produktangeboten
bedienen?
Der Trend geht ganz klar weg von Systemen, die nur für einen
Zweck gebaut sind. Wenn wir etwa über Content Management
sprechen, werden wir in Zukunft sicherlich nicht mehr nur über
Audio nachdenken, sondern auch sehen, welche Arten von
Content denn noch zu managen sind. Files sind Files – die Art
der Dateien ist zunächst einmal egal. Außerdem wird Multiplattform
und Online in Zukunft noch wichtiger. Der lineare Verbreitungsweg
in TV und Radio wird vermutlich erstmal nicht aussterben
aber die ganzen anderen Verbreitungswege kommen
jetzt eben dazu. Von Fall zu Fall bedeutet das ein anderes multimediales
Erlebnis mit unterschiedlichen Anforderungen an das
Metadatenmanagement. Dieser Situation sind wir uns bewusst
und werden uns dementsprechend positionieren.
CGI möchte im Media- und Broadcast-Bereich End-to-End Services
anbieten. Warum sieht CGI die Notwendigkeit für solche
Services?
Vor allem bei kleineren und mittelgroßen Kunden sind aktuell
SaaS-Lösungen, die auf monatlicher Basis ein bestimmtes Serviceportfolio
in der Cloud zur Verfügung stellen, stark gefragt.
42 mebulive 4.2020