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Luzerner Wirtschaft 3 2020 inhalt

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Highlight<br />

gen. Doch Dubler ist nur ein Beispiel unter vielen. In den USA<br />

trennen sich die Washington Redskins aus der US-Football-Profiliga<br />

NFL nach jahrelanger Kritik von ihrem Namen. Auch das<br />

Unternehmen PepsiCo., erklärt sich bereit, das Logo der Frühstücksmarke<br />

„Aunt Jemima“ zu ändern, auf dem eine lachende<br />

Afroamerikanerin abgebildet ist. Dann sind da noch andere<br />

Kandidaten wie „Uncle Ben’s Rice“ oder – wieder zurück in der<br />

Schweiz – das Mohrenkopf-Bier. Angesichts der Tatsache, dass<br />

der Wert von Unternehmens- und Produktemarken, welche<br />

über Jahrzehnte aufgebaut wurden, im Sinne des „Goodwill“<br />

einen gewichtigen Teil in der Bilanz einnimmt, ist dieser Schritt<br />

für ein Unternehmen zwar sehr schmerzhaft, aber im Sinne der<br />

Reputation meist unausweichlich. Wenngleich diese Änderungen<br />

im Sinne der Political Correctness wichtig und richtig sind,<br />

gehen sie nicht weit genug.<br />

Check List fürs Reputation Risk Management<br />

Unternehmensführer sollten diese Fälle vor allem als mahnende<br />

Beispiele verstehen und in diesem Sinne ihr Portfolio<br />

von Marken und Logos kritisch hinsichtlich eines rassistischen<br />

Konfliktpotenzials in der Zukunft überprüfen. Das bedingt<br />

Recherche durch Experten, da rassistischer Zündstoff oft erst<br />

auf den zweiten Blick erkennbar wird. Bei Neugründungen von<br />

Unternehmen sollte bei der Namensgebung und der Entwicklung<br />

von Logos Befindlichkeiten von Minderheiten, Religionen,<br />

Ethnien und Kulturen ins Kalkül gezogen werden. Diese Überprüfung<br />

bezieht sich nicht nur auf die Namenswahl, sondern auf<br />

Wortbildmarken, Farben, Symbole oder KeyVisuals. Was in der<br />

Schweiz problemlos funktioniert, könnte in anderen Ländern<br />

als anstossend empfunden werden. Hier eine kleine Anekdote<br />

in anderem Kontext. General Motors lancierte vor Jahren den<br />

Chevrolet Nova in Lateinamerika und heimste dafür viel Häme<br />

ein, weil „No va“ im Spanischen „läuft nicht“ heisst. Ein denkbar<br />

schlecht gewählter Produktname für ein Auto.<br />

Doch dürfen Untersuchungen nicht an der Image-Fassade –<br />

Marke oder Logos – aufhören, sondern müssen tief in die Unternehmenskultur<br />

vorstossen. Vielmehr geht es darum, eine auf<br />

Diversität, Vielfalt und Toleranz basierende Kultur zu entwickeln,<br />

welche Rassismus aus Überzeugung nicht zulässt. Dabei<br />

gilt es Werte und einen Code of Conduct zu entwickeln und diesen<br />

in der Beziehung mit allen Stakeholdern im Unternehmen<br />

zu verankern.<br />

Aktivismus darf nicht bei Rassismus aufhören<br />

Wir leben in einer verkehrten Welt, in der Amazon – ein Geschäftsmodell,<br />

das auf Ausbeutung basiert - zum höchstbewerteten<br />

Unternehmen der Welt geworden ist. Gleichzeitig ist das<br />

Gebiet des Amazonas, welches seinen Namen für den Konzern<br />

hergeben musste, aufgrund von Raubbau in der Existenz bedroht.<br />

Unser Widerstand als Konsumenten wie mündige Bürger<br />

darf nicht bei der Debatte über Mohrenköpfe aufhören, sondern<br />

muss die Prozesse und Aktivitäten der Unternehmen beleuchten<br />

und gesellschaftliche, soziale und ökologische Aspekte abdecken.<br />

Nur so ist Widerstand effektiv und führt zu nachhaltigen<br />

Veränderungen.<br />

Ein Artikel von Bernhard Bauhofer<br />

Founder & Managing Partner von Sparring Partners GmbH<br />

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