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2020/52 - FRIZZ-Januar

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27<br />

terschied? „Im Gegensatz<br />

zu Schwarzen Löchern, die<br />

eine natürliche Folge der allgemeinen<br />

Relativitätstheorie<br />

sind, handelt es sich bei<br />

Wurmlöchern um künstliche<br />

Konstrukte“, folgert Spektrum<br />

der Wissenschaft. Was<br />

das zu bedeuten hat? Wurmlöcher<br />

sind physikalisch zwar<br />

unmöglich, stehen jedoch<br />

nicht im Widerspruch zur<br />

Allgemeinen Relativitätstheorie!<br />

Ist das Universum eine von<br />

Göttern geteilte Schachpartie,<br />

wie der Physiker Richard<br />

Feyman über den Rand unserer<br />

Wahrnehmung hinaus<br />

postulierte? Die allgemeine<br />

Relativitätstheorie ist neben<br />

der Quantenmechanik eines<br />

der beiden Werkzeuge, das<br />

wir bisher haben, um unser<br />

Universum zu beschreiben<br />

und um zumindest gedankentheoretisch<br />

zu klären, ob und<br />

inwiefern Zeitreisen möglich<br />

sind. Die Antwort auf Feymans<br />

Frage würde Einstein in<br />

seiner Rolle als Rebell, Einzelkämpfer<br />

und Quantenphysik-<br />

Kontrahent vielleicht mit der<br />

Aussage „Gott würfelt nicht“<br />

negieren.<br />

Text:<br />

Julia Haaga &<br />

Dominik Schele<br />

Schwarze Löcher sind physikalisch unmöglich, stehen aber nicht in Widerspruch zur<br />

allgemeinen Relaitivitätstheorie. | Bild: Jackie Niam<br />

Zeitreisen sind bereits<br />

passiert<br />

Sergeo Konstantinowitsch Krikaljow<br />

hat 803 Tage im Weltraum<br />

an Bord der Raumstation<br />

Mir verbracht. Mit einer Geschwindigkeit<br />

von 27.000 km/h<br />

raste er um die Erde. Wie Einstein<br />

beweisen konnte, vergeht<br />

die Zeit für Objekte in Ruhe<br />

schneller als in Bewegung. Krikaljow<br />

ist dadurch weniger gealtert<br />

als seine Mitmenschen<br />

auf der Erde – den 48. Teil einer<br />

Sekunde. Krikaljow ist damit<br />

eine 48stel Sekunde in die Zukunft<br />

gereist (Quelle: Spektrum<br />

der Wissenschaft)<br />

„Tenet“ – Zeitumkehr im Film<br />

Christopher Nolans aktueller<br />

Film zeigt unterschiedliche<br />

Arten, wie Zeit funktionieren<br />

kann. Entropie ist das physikalische<br />

Maß für die Unordnung<br />

eines Systems. Nolan behandelt<br />

in „Tenet“ die als Zeitumkehr-Invarianz<br />

bekannte Theorie,<br />

dass jeder Prozess auch<br />

umgekehrt ablaufen kann.<br />

Gedankenexperiment<br />

Lichtgeschwindigkeit<br />

Verließe ein Astronaut die Erde<br />

für einen Rundflug mit 99,995<br />

Prozent der Lichtgeschwindig-<br />

keit zum <strong>52</strong>0 Lichtjahre entfernten<br />

Stern Beteigeuze und<br />

kehrte ebenso rasant zurück,<br />

würde er aus seiner Sicht gerade<br />

einmal zehn Jahre benötigen<br />

– dem fast lichtschnellen<br />

Raumfahrer käme die Strecke<br />

durch die hierbei auftretende<br />

relativistische Längenkontraktion<br />

viel kürzer vor. Aber auf<br />

der Erde wären inzwischen<br />

mehr als 1.000 Jahre vergangen.<br />

(Quelle: Spektrum der<br />

Wissenschaft)<br />

Albert Einstein aus der Sicht<br />

eines Philosophen<br />

„Einstein war nicht nur ein großer<br />

Naturwissenschaftler, er<br />

war auch ein großer Mensch.<br />

Er war ein Symbol für Frieden<br />

in einer Welt, die auf den Krieg<br />

zusteuerte. Er blieb gesund<br />

in einer kranken Welt, und er<br />

blieb liberal in einer Welt voller<br />

Fanatiker.“<br />

- Bertrand Russell (1872-1970),<br />

Nobelpreisträger Philosophie<br />

Nobelpreis für Physik <strong>2020</strong><br />

schafft Vorhersagen zu<br />

Schwarzen Löchern<br />

Der Nobelpreis für Physik geht<br />

<strong>2020</strong> zur Hälfte an Roger Penrose<br />

„für die Entdeckung, dass<br />

die Bildung von Schwarzen Lö-<br />

chern eine robuste Vorhersage<br />

der Allgemeinen Relativitätstheorie<br />

ist“. Die gesamte Masse<br />

eines Schwarzen Lochs konzentriert<br />

sich in einem einzigen<br />

Punkt mit unendlich hoher<br />

Dichte und unendlich starkem<br />

Gravitationsfeld, einer sogenannten<br />

Singularität.<br />

Roger Penrose von der University<br />

of Oxford suchte nach einer<br />

realitätsnäheren Alternative<br />

und entwickelte dafür neue<br />

mathematische Methoden. Im<br />

<strong>Januar</strong> 1965 konnte Penrose<br />

im Rahmen der Allgemeinen<br />

Relativitätstheorie nachweisen,<br />

dass sich Singularitäten<br />

auch unter realistischen Bedingungen<br />

bilden können. Die<br />

von Penrose entwickelten mathematischen<br />

Werkzeuge trugen<br />

dazu bei, die Eigenschaften<br />

der gekrümmten Raumzeit<br />

mithilfe der Allgemeinen Relativitätstheorie<br />

zu erforschen.<br />

Die Entdeckungen des als Sagittarius<br />

A* bekannten supermassiven<br />

schwarzen Lochs im<br />

Zentrum der Milchstraße der<br />

diesjährigen Preisträger Reinhard<br />

Genzel und Andrea Ghez<br />

hat damit neue Wege bei der<br />

Erforschung kompakter und<br />

supermassereicher Objekte<br />

beschritten.<br />

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