17. Februar 2019
- Mauern, Urnen und Münzen sollen sichtbar werden: Stadt Graz will alte Schätze heben - Heimwegtelefon ist Erfolgsstory - Unruhe auf den Grazer Bauernmärkten - Neue Rekorde für die Bibliotheken - Grazer gehen Fahrrad-Diebstähle vor - Parkplatz als „Chamäleon“ - Sportplatz für SMS Bruckner - 9. „Grazer“ Wirtschafts-Stammtisch - Neues Lifestyle-Magazin „der Insider“ präsentiert
- Mauern, Urnen und Münzen sollen sichtbar werden: Stadt Graz will alte Schätze heben
- Heimwegtelefon ist Erfolgsstory
- Unruhe auf den Grazer Bauernmärkten
- Neue Rekorde für die Bibliotheken
- Grazer gehen Fahrrad-Diebstähle vor
- Parkplatz als „Chamäleon“
- Sportplatz für SMS Bruckner
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2 die seite zwei<br />
www.grazer.at <strong>17.</strong> FEBRUAR <strong>2019</strong><br />
E D I T O R I A L<br />
von<br />
Tobit<br />
Schweighofer<br />
✏ tobit.schweighofer@grazer.at<br />
Wer nicht<br />
fragt, der nicht<br />
gewinnt<br />
J<br />
etzt ist es schon wieder<br />
passiert: Die Stadt<br />
initiiert eine Bürgerbefragung.<br />
Diesmal will man wissen,<br />
ob wir eine Gondel auf den<br />
Plabutsch um 38 Millionen Euro<br />
bauen sollen oder nicht. Man<br />
könnte meinen, dass Politiker<br />
eigentlich von uns genau dafür<br />
gewählt wurden, um solche<br />
Entscheidungen selbst zu<br />
treffen. Aber ab einer gewissen<br />
Größenordnung macht es<br />
dennoch Sinn, sich an uns zu<br />
wenden. Denn schließlich hat<br />
wohl niemand die Gondelbefürworter<br />
VP oder FP deshalb<br />
gewählt, um künftig nicht mehr<br />
zu Fuß auf den Plabutsch gehen<br />
zu müssen. Der Bau der<br />
Plabutschgondel ist ja nicht<br />
zwingend als konservativ, liberal,<br />
rechts oder links einzustufen<br />
und damit keiner wählbaren<br />
Partei zuzuordnen. Allerdings ist<br />
eine Bürgerbefragung alleine<br />
kein legitimes Mittel, um auch<br />
nur irgendetwas über die<br />
Meinung der Bevölkerung<br />
herauszufinden. Man weiß aus<br />
Erfahrung, dass vorrangig nur<br />
jene Leute an einer solchen<br />
Befragung teilnehmen, die<br />
gegen ein bestimmtes Projekt<br />
sind. Ein Ergebnis darf nur dann<br />
relevant sein, wenn mindestens<br />
30 Prozent aller Bürger ihre<br />
Stimme dafür oder dagegen<br />
abgeben. Damit die Aufregung<br />
nicht umsonst war und die<br />
Befragung ein Gewinn für alle<br />
wird, sollte man sich schon jetzt<br />
fix vornehmen, 2020 an der<br />
Bürgerbefragung teilzunehmen.<br />
Herzlichst,<br />
Tobit Schweighofer, Chefredakteur<br />
SONNTAGSFRÜHSTÜCK MIT ...<br />
... Joe Niedermayer<br />
Der Tuntenball-<br />
Organisator isst<br />
gerne Roastbeef<br />
und Lachs.<br />
„Wer einmal<br />
Wildlachs aus<br />
Alaska gegessen<br />
hat, greift<br />
im Supermarkt<br />
nicht mehr zum<br />
billigen ...“<br />
<br />
LUEF<br />
Der Tuntenball-Organisator liebt Komplimente und seine „plumpe Bauernart“.<br />
Er sieht Trump und Putin als Skandal und wäre gern selbst Politiker.<br />
Wie trinken Sie Ihren Kaffee?<br />
Daheim mit Zucker und Milch. Wenn ich wo auf<br />
Besuch bin, dann sag ich immer: „Bring ihn mir so,<br />
wie du ihn trinkst!“<br />
Wie verläuft der perfekte Sonntag: zu Hause<br />
oder unterwegs?<br />
Perfekt ist er, wenn ich den ganzen Tag nie eine<br />
Hose oder ein Shirt anziehen muss, sondern nur<br />
in der Unterhose zu Hause sitz. Irgendwann stell<br />
ich zwischen den Frühstückstellern dann meinen<br />
Laptop auf und arbeite für den Verein – aber das<br />
mach ich ja auch nur, weil’s so viel Spaß macht.<br />
Apropos Verein. Die RosaLila PantherInnen<br />
haben für das 30-Jahr-Jubiläum des Tuntenballs<br />
das Thema „Scandal“ gewählt ...<br />
Wir haben sehr lange überlegt. Es ist dann auch viel<br />
diskutiert worden. Ich finde es toll, wenn jemand<br />
das Thema kritisch sieht. Vieles, was jetzt normal<br />
ist, war früher ein Skandal. Wie der erste Tuntenball<br />
1989 – plötzlich haben die „Warmen“ einen Ball gemacht.<br />
Der Tuntenball hat seit jeher versucht, alle<br />
Klischees zu erfüllen. Und das machen wir mit dem<br />
Thema auch.<br />
Was ist denn heutzutage ein echter Skandal?<br />
<strong>2019</strong> kann nicht mehr viel provozieren, aber wir sind<br />
viel prüder als unsere Eltern. Das ist halt der Lauf der<br />
Zeit. Für mich sind Trump, Putin und Orban ein Skandal!<br />
Und dass es noch immer Länder gibt, in denen wir<br />
für dieses Interview eingesperrt werden würden.<br />
Interessieren Sie sich für Politik?<br />
Eigentlich wär ich total gerne Politiker. Aber ich<br />
wüsste nicht, bei welcher Partei.<br />
Sie unterstützen im Verein junge Menschen<br />
beim Outing. Wie war das bei Ihnen?<br />
Das erste Outing ist das innere. Ich war damals 16,<br />
17 Jahre alt und wir hatten einen Austauschschüler<br />
– Gino von den Philippinen. Ich hab alles für ihn gemacht,<br />
obwohl ich gar nicht gewusst hab, dass ich<br />
schwul bin. Dann hab ich ihn einmal geküsst und<br />
das hat sich nach mehr angefühlt. Meinen Freunden<br />
und Lehrern hab ich’s sehr früh erzählt. In<br />
meinem Dorf in Schärding, wo ich aufgewachsen<br />
bin, wussten es bald alle. Und irgendwann hat eine<br />
Freundin gesagt, dass auch meine Eltern es von mir<br />
erfahren müssen. Da hab ich’s dann erzählt, auch<br />
wenn sie sich am Anfang schwergetan haben.<br />
Sind Sie ein Land- oder Stadtmensch?<br />
Kinder am Land haben die schönste Kindheit!<br />
Und obwohl ich inzwischen Stadtmensch bin,<br />
will ich meine oft plumpe Bauernart nicht ablegen.<br />
Am Land ist es ehrlich – jeder kann jede Meinung<br />
haben ... Aber die Wirtin hat immer recht!<br />
Wie kann man Ihnen eine Freude machen?<br />
Ich bin süchtig nach Komplimenten! Ein Lehrer<br />
hat einmal gesagt: „Den Joe darf man nicht<br />
schimpfen, dann wird er trotzig, den muss man<br />
loben!“ Vielleicht ist das auch der Grund, warum<br />
ich mich so engagiere – die Anerkennung. Ich geb<br />
sie aber immer auch ans Team weiter.<br />
Welche Ziele haben Sie in Zukunft?<br />
Kurzfristig: Ich spare gerade auf eine neue Küche.<br />
Mittelfristig: den Kredit abbezahlen – mein Mann<br />
Chris und ich haben vor drei Jahren eine Wohnung<br />
gekauft. Langfristig: die Selbstständigkeit.<br />
Und natürlich würd ich auch gern mal als Gast<br />
zum Tuntenball!<br />
VERENA LEITOLD<br />
Joe Niedermayer wurde am 27. <strong>Februar</strong> 1988 geboren. Er<br />
ist gelernter Elektrotechniker, arbeitet inzwischen aber als<br />
Projektleiter bei einer Werbeagentur. Seit 2012 engagiert<br />
er sich beim Verein „RosaLila PantherInnen“ für lesbische,<br />
schwule, bi- und transsexuelle Menschen. Seit 2016 ist er<br />
Obmann und damit Organisator des Tuntenballs, der am<br />
Samstag, 24. <strong>Februar</strong>, sein 30-Jahr-Jubiläum feiert.