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20 Jahre BauWerkStadt Architekten Bonn - Passgenaue Lösungen

Jubiläumsbuch "Passgenaue Lösungen" für das 20-jährige Bestehen des Architekturbüros BauWerkStadt Architekten in Bonn mit Projektbeispielen und Interviews mit David Kasparek.

Jubiläumsbuch "Passgenaue Lösungen" für das 20-jährige Bestehen des Architekturbüros BauWerkStadt Architekten in Bonn mit Projektbeispielen und Interviews mit David Kasparek.

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BAUWERKSTADT

HEUTE UND MORGEN –

EIN BLICK HINTER

DIE KULISSEN

So verschieden die Architektur in Deutschland, so unterschiedlich sind die Strukturen in den jeweiligen Büros.

David Kasparek schaut mit den vier Partnerinnen und Partnern von BauWerkStadt Architekten hinter die Kulissen

des Büros: Wie entstehen BauWerkStadt-Projekte, wer übernimmt welche Aufgaben, wie ist das Büro aufgebaut

und wie lässt sich inmitten einer Pandemie ein Blick in die Zukunft wagen?

>>> S. 82

>>> S. 62

Petra Jockers und

Nikolaus Decker

David Kasparek: Beginnen wir ganz grundsätzlich.

Wie kommen die Projekte zu Euch: Macht Ihr

Wettbewerbe, wie wird Projektakquise betrieben?

Nikolaus Decker: Wir nehmen an Wettbewerben

teil – momentan vor allem, wenn wir eingeladen

werden. Der Neubau der STUVA und die Wohnbebauung

an der Hohen Pforte beispielsweise

waren Mehrfachbeauftragungen, die wir für uns

entscheiden konnten. Meiner Meinung nach ist

unsere große Stärke das Arbeiten im persönlichen

Kontakt. Auch deshalb

betreibe ich immer intensiver

eigene Projektentwicklung.

Darüber

ist ein gut funktionierendes

Netzwerk entstanden.

Marc Schraa: Wir haben

einen großen Anteil

an „Wiederholungstätern“.

Darin spiegelt

sich auch unsere

Haltung, in erster Linie

für den Bauherrn zu

arbeiten. Wir wollen

nicht die Architektendiven

geben, sondern

zielorientiert für die

Bauherren arbeiten.

Das schätzen viele

sehr und kommen mit

ihrem nächsten Projekt

wieder zu uns.

ND: So führen Empfehlungen

oftmals zu

Aufträgen, wobei wir

auch über eine gewisse

Risikobereitschaft

verfügen, indem wir

die noch ungenauen

Ideen der Auftraggeber,

mit entsprechendem

zeitlichen Aufwand zu

einer Konkretisierung führen, ohne einer konkreten

Auftragslage Vorschub zu leisten. Wir begeistern

die Menschen nicht nur mit Entwurfskonzepten,

sondern konfrontieren sie ebenso mit Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen

und Renditeberechnungen.

Unser Vorzug ist es, dass wir eine sehr große

Variabilität in unserem Team haben, sodass wir den

Bauherrn mit schlüssigen Konzepten überzeugen

können, die über den reinen Entwurf hinausgehen.

Wie kam es zu dieser Strategie, möglichen

Bauherr*innen Potenziale aufzuzeigen, die

sie vielleicht selbst noch gar nicht sehen, und

diese dann rechnerisch nachzuweisen? Ist das

persönliches Interesse oder wurde es an Euch

herangetragen?

ND: Eine Mischung aus beidem. Mich interessieren

diese Themen und ich finde es spannend, beide

Aspekte, Architektur und Ökonomie in Einklang zu

bringen. Zu Beginn meiner Selbstständigkeit hörte

ich folgenden Satz eines älteren Kollegen: „Der erste

Feind des Architekten ist der Bauherr.“ Ein Satz,

mit dem ich nichts anzufangen wusste, ich wollte

einer anderen Sichtweise folgen. Es gab noch ein

anderes Schlüsselerlebnis: Vor etwa 13 Jahren

arbeiteten wir erstmals mit Frank Oppenheim zusammen,

der verschiedene international agierende

Kapitalgesellschaften vertritt und in London lebt

und arbeitet. Von dort investiert er für diese Gesellschaften

in offen gelassene Industriegelände und

Gewerbeparks, wobei er gleich zu Beginn offen

und transparent vorrechnete, was getan werden

musste, um eine reale Rendite zu erwirtschaften.

Das war zweifelsfrei ein lehrreicher Exkurs für unser

Team. Hier wurde mit passgenauer Kalkulation nur

soviel investiert, dass das Projekt den Finanzrahmen

nicht sprengen konnte. Dass einige der Projekte

nicht mit „deutscher Gründlichkeit“ durchzusanieren

waren, folglich ökonomisch so nicht hätten

den Ertrag einfahren können, installierte eine neue

Sichtweise auf diesem Gebiet. Mit dieser Erfahrung

erwarben wir einen zweiten Strang im Bereich

Gewerbeimmobilienentwicklung, der sich zusätzlich

zur Architektur entwickeln konnte.

Wie arbeitet Ihr im Büro und wie wichtig ist diese

Arbeitsweise für die Entstehung Eurer Architektur?

ND: Wir haben uns in drei Planungsteams aufgeteilt.

In jedem Team arbeiten sechs bis sieben Leute.

Bis zur Entwurfsphase bin ich meist selbst dabei,

spätestens ab der Genehmigungsplanung übernimmt

ein Projektleiter das Ruder. Dabei haben wir

im Büro vor einiger Zeit begonnen, auch die Planung

der Planung stärker in den Vordergrund zu stellen

und mit „Agil and Lean“-Methoden viel über unsere

internen Abläufe gelernt. Mit unseren internen Haustechnikern

gibt es beispielsweise inzwischen eine

sehr gute und enge Zusammenarbeit – gerade auch

im 3D-Bereich, wo wir viele wichtige Kollisionsprüfungen

vornehmen können.

Entwerft Ihr gemeinsam?

Petra Jockers: Innerhalb der Teams entwerfen wir

gemeinsam. Da sitzen wir oft zusammen, überlegen,

diskutieren, skizzieren, erarbeiten Varianten…

Der gute alte 6B-Bleistift und die Zeichenrolle

spielen noch eine Rolle?

PJ: Ja, genau. Wobei das bei mir eher ein dicker

Filzschreiber ist (lacht). Aber Skizzen und Modelle

spielen bei uns ganz klassisch die entscheidenden

Rollen bei der Entwurfsfindung.

ND: Wir vier Partner tauschen uns da regelmäßig

aus. Gerade zu Beginn der Projekte ist das ein sehr

intensiver Prozess.

Wie groß ist die entwerferische Arbeit der vier

Partner in den jeweiligen Einzelprojekten?

PJ: Innerhalb des Bauprozesses muss man als

Entwerfer im Spannungsfeld zwischen Bauherren,

Kosten und gesetzlichen Rahmenbedingungen viele

Kompromisse machen. Damit ich dann das Gefühl

habe, dass es trotzdem noch mein Projekt ist, kann

ich das in der Form nicht abgeben, sondern will

selbst entwerfen. Dabei geht es mir nicht um Selbstverwirklichung,

sondern um meine eigene emotionale

Bindung zum Projekt. Wenn ich nicht von Anfang

an mitgedacht und mitgemacht habe, habe ich diese

Bindung nicht – und am Ende wird es nicht gut. Bei

all den Diskussionen muss ich bestimmte Details

immer wieder intensiv vertreten, und das kann ich

nur mit dieser emotionalen Bindung, die verhindert,

dass mir ein Projekt egal ist.

Anja Oelmann: Diese Haltung teile ich. Es gibt bei

mir zwar Projekte, bei denen Fragen nach Budget

und Funktionalität eine große Wichtigkeit haben,

>>> S. 88

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