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20 Jahre BauWerkStadt Architekten Bonn - Passgenaue Lösungen

Jubiläumsbuch "Passgenaue Lösungen" für das 20-jährige Bestehen des Architekturbüros BauWerkStadt Architekten in Bonn mit Projektbeispielen und Interviews mit David Kasparek.

Jubiläumsbuch "Passgenaue Lösungen" für das 20-jährige Bestehen des Architekturbüros BauWerkStadt Architekten in Bonn mit Projektbeispielen und Interviews mit David Kasparek.

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BauWerkStadt Architekten,

Mehrfamilienhaus Rheinaustraße,

Bonn 2020

Gibt es aus diesem krisenhaften Moment weitere

Dinge, die als positiv wahrgenommen und dauerhaft

in Euren Büroalltag integriert werden?

ND: Meine Wahrnehmung ist die, dass die Effizienz

der Arbeit, die im Home Office mit Kindern geleistet

wird – egal von wem – sehr unterschiedlich ist. Deswegen

muss man hinsichtlich Home Office-Regelungen

sicher vorher die entsprechenden Parameter genau

betrachten. Mit Blick auf Videokonferenzen wird

definitiv Zeit gespart – weil man vorher nicht irgendwo

im Stau steht. Bei längeren Video-Gesprächen habe

ich aber bemerkt, dass die Konzentration ab einem

gewissen Zeitpunkt drastisch nachlässt und die notwendigen

Entscheidungen nicht getroffen werden.

Vertragsverhandlungen per Video funktionieren nicht.

AO: Dafür aber die normalen Jour-Fixe-Termine um

so besser. Da sind die Termine besser organisiert,

die Leute besser vorbereitet und es wird eine Menge

Zeit gespart.

ND: Wenn es eine gute Moderation gibt, kann ich

mir vorstellen, solche Termine auch künftig digital

zu machen.

Könnt Ihr Euch vorstellen, dass mit Blick auf

bestimmte Projektphasen die Anwesenheit der

Mitarbeiter*innen im Büro nur noch eine untergeordnete

Rolle spielt?

ND: Nicht wirklich. Spontane Rückfragen, der

schnelle Austausch auf dem Flur oder in der Kaffeeküche

fehlen dann. In meinen Augen ist Anwesenheit

durch nichts zu ersetzen.

AO: Das sehe ich vor meinem eigenen Erfahrungshintergrund

anders. Ich arbeite selbst schon lange

so, wie wir es von März bis Juni 2020 durch die

Pandemie erzwungenermaßen machen mussten. Ich

bin nur an zwei Tagen in der Woche im Büro und das

wissen auch alle. Entsprechend viel bespreche ich

mich an diesen beiden Tagen mit den Mitarbeitern

und Partnern, aber das dann in konzentrierter und

präziser Form. Natürlich muss dafür mehr geplant

werden und spontane Treffen müssen durch organisierte

ersetzt werden. Gute Arbeit aus dem Home

Office setzt eine gewisse Erfahrung voraus. Unerfahrene

Mitarbeiter brauchen Begleitung, und wenn die

fehlt, funktioniert das Projekt nicht gut. Das haben

wir aus den Monaten des Shutdowns gelernt.

ND: Bei uns kommt auch hinzu, dass wir nicht

mit 50 Mann an einem großen Projekt arbeiten,

sondern an 20 Projekten gleichzeitig. Da gibt es

Projekte, an denen fünf bis sieben Leute arbeiten

und in denen unsere neuen Projektsteuerungstools

gut funktionieren, aber eben auch welche, die von

einem Mitarbeiter alleine bearbeitet werden. Diese

Mischung ist im Vergleich zu anderen Büros vielleicht

etwas untypisch.

Wie viele Projekte werden Stand Sommer 2020

bearbeitet?

ND: Wenn man alle Projekte mit den unterschiedlichen

Bearbeitungsstufen von Leistungsphase Null bis Neun

zusammenzählt, sind es knapp achtzig.

PJ: Das führt auch dazu, dass es Projekte gibt,

die noch gar nicht bei den Mitarbeitern angekommen

sind, sondern noch bei mir liegen, reifen und

gleichzeitig kommen Mitarbeiter mit ganz konkreten

Fragen zu den bereits in einer späteren Leistungsphase

befindlichen Projekten zu mir. Das ist ein

komplexer Spagat.

Das heißt aber auch: Es läuft trotz der Corona

bedingten Krise gut im Büro?

ND: Noch läuft es gut. Für mich war es von Beginn

an absehbar, dass wir – wie auch andere Büros –

die Krise verzögert zu spüren bekommen. Das ist

noch nicht soweit, wird aber kommen.

AO: Wir merken seit dem Sommer, dass Budgets

eingefroren werden, Zahlungen deswegen nicht

kommen und so der Bauprozess ins Stocken gerät.

Da hängen einige Projekte inzwischen bedenklich

fest. Bei anderen fehlen die Unterschriften für die

spätere Vermietung, die zu Verunsicherungen und

letztlich zu Baustopps führen. Das ist nicht flächendeckend,

kommt aber schon jetzt, im Sommer

2020, bei uns an.

Die Corona-Pandemie macht einen realistischen

Ausblick in die Zukunft schwierig. Trotzdem sind

zwanzig Jahre des eigenen Bestehens als Büro

Anlass genug zur Reflexion, die wir hier vornehmen.

All der Ungewissheiten zum Trotz: Wie

steht BauWerkStadt in zehn, in zwanzig Jahren

im besten Fall da?

ND: Für den Moment sind wir gut mit Aufträgen

ausgestattet. Petra Jockers und ich sind in der

zweiten Hälfte der Fünfziger angekommen, ob wir

beide das hier noch einmal zwanzig Jahre machen

werden, weiß ich nicht (lacht). Ich selbst habe meine

Affinität für die Bauherrnseite erkannt und gerade

mein erstes kleines – sehr lehrreiches – Bauträgerprojekt

fertig. Es macht mir Spaß, auch selbst

Bauherr zu sein. Mit Anja Oelmann, Marc Schraa

und Alexander Sampels bei 5b stehen Partner

bereit, die deutlich jünger sind als wir, sie kennen

hier alles und können sukzessive die verschiedenen

Staffelstäbe übernehmen.

Also Anja Oelmann und Marc Schraa, wo geht die

Reise hin?

MS: Dabei muss man erst einmal sehen, wo wir

herkommen. Was sich hier in den letzten zwanzig

Jahren getan hat, finde ich bemerkenswert und

spannend: vom kleinen Drei-Mann-Büro hin zum

Status quo mit übergreifend fast 50 Mitarbeitern.

Was den Weg in die Zukunft angeht, sehe ich keinen

Grund, abzuweichen. Das Feedback vieler, vor allem

neuer Mitarbeiter bestätigt mich darin. Wir werden

sicher nicht weiter so schnell wachsen, wie in den

letzten zwei Jahren – auch unabhängig von Corona.

Unsere aktuelle Bürogröße erscheint mir sehr gut.

Grundsätzlich soll der eingeschlagene Weg unter

dem Mantel der oben ausgeführten Haltung weiter

beschritten werden. Für uns gilt es in der Zukunft,

neben den vorhandenen Verbindungen und Akquisitionskanälen,

neue und eigene Netzwerke zu bilden.

Wir werden auch verstärkt in den Bereich der Wettbewerbe

und VGV-Verfahren investieren.

AO: Die über die Jahre aufgebauten Kompetenzen in

Umbau und Revitalisierung werden dabei sicher eine

große Rolle spielen. Freie Grundstücke sind Mangelware,

insofern wird der Altbaubestand in Zukunft

die Basis für viele verschiedene Vorhaben bilden.

Aufgrund der Vielfalt unserer bisherigen Projekte

haben wir die Möglichkeit, ein sehr breites Spektrum

an Bauaufgaben im Bestand zu bedienen. Nachhaltigkeit

ist zwar ein inflationärer Begriff, hat jedoch

nichts an Bedeutung verloren.

MS: Aber auch die Entwurfsqualitäten insbesondere

im Bereich der Neubauten gilt es weiter zu entwickeln

und zukünftig selbstbewusst zu platzieren. Ein

Ziel ist es, den Namen BauWerkStadt auch überregional

bekannter zu machen und die uns wichtigen

Merkmale wie gute Architektur und kompetente

Umsetzung mit der entsprechenden Kundenzufriedenheit

zu verbinden.

Ihr betont immer wieder das Miteinander im

Büro. Steht Wachstum dem im Wege?

AO: Das Ganze darf natürlich noch etwas wachsen,

sollte aber auf Basis des vorhandenen Arbeitsklimas

und des „Wir-Gefühls“ passieren, das wir in der

Tat sehr schätzen. Flache Hierarchien und gleichberechtigtes

Arbeiten im Team sind Merkmale, die

uns selbst dazu bewogen haben, in die Partnerebene

einzusteigen. Insofern ist es uns wichtig, dass

unsere Mitarbeiter gerne zur Arbeit kommen und ein

Arbeitsumfeld vorfinden, das die Identifikation mit

dem Büro stärkt.

Welche Rolle werden dabei flexibles Arbeiten auf

der einen Seite und die Zusammenarbeit mit 5b

auf der anderen spielen?

MS: Flexibles und vernetztes Arbeiten müssen wir

auch in Zukunft möglich machen. Die heutige Situation

und die Umstellungen zur Coronakrise haben dahingehend

etwas Positives. Wir konnten feststellen,

dass verschiedene Arbeitsmodelle möglich sind und

die Nachfrage nach flexiblen Arbeitszeitregelungen

und Home Office sicher noch zunehmen wird. Insofern

möchten wir uns auf die Fahne schreiben,

den Fortschritt mitzugehen und für die zunehmende

Digitalisierung und Vernetzung offen zu sein.

AO: Dieses „Wir-Gefühl“ soll auch in der Zusammenarbeit

mit 5b wachsen und gestärkt werden. Die

erfolgreiche Abwicklung der Projekte hängt maßgeblich

von der Zusammenarbeit mit dem Schwesterbüro

ab, daher gilt es, die Prozesse kontinuierlich auf

den Prüfstand zu stellen und zu verbessern.

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