20 Jahre BauWerkStadt Architekten Bonn - Passgenaue Lösungen
Jubiläumsbuch "Passgenaue Lösungen" für das 20-jährige Bestehen des Architekturbüros BauWerkStadt Architekten in Bonn mit Projektbeispielen und Interviews mit David Kasparek.
Jubiläumsbuch "Passgenaue Lösungen" für das 20-jährige Bestehen des Architekturbüros BauWerkStadt Architekten in Bonn mit Projektbeispielen und Interviews mit David Kasparek.
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WOHNBAU:
SPANNUNGSFELD
ZWISCHEN REGEL
UND EXPERIMENT
Wohnbau ist nicht gleich Wohnbau. Studierendenwohnheim, geförderter Geschosswohnungsbau oder noble
Villa: Wie wir wohnen, hängt maßgeblich von unseren wirtschaftlichen Möglichkeiten ab. Doch wie entstehen die
Räume, in denen wir uns selbst einrichten?
sehr unterschiedlich.
Wir entwickeln individuelle
Grundrisse, die auf
den jeweiligen Bauherrn
abgestimmt sind.
und Bädern herzustellen. Den Loos´schen Raumplan
dabei als Vorbild zu nennen, wäre vielleicht eine
Möglichkeit. Diese Ansätze sind im Geschosswohnungsbau
vor dem Hintergrund der Flächenoptimierung
aber meist nicht sinnvoll umzusetzen.
BauWerkStadt Architekten, Wohnund
Geschäftshaus Hohe Pforte,
Köln 2016 – 2020
>>> S. 62
Marc Schraa, Petra Jockers,
Nikolaus Decker und Anja
Oelmann im Gespräch mit
David Kasparek (v.l.n.r.)
David Kasparek: Neben der Revitalisierung,
dem Um- und Weiterbauen, beschäftigt Ihr euch
viel mit Wohnbau. Dabei sind die Projekte sehr
unterschiedlich und reichen vom geförderten
Wohnbau bis zur gehobenen Villa mit Pool. Was
verbindet diese Projekte?
Petra Jockers: Für mich ist es die Beschäftigung
mit dem Thema Licht. Lichtdurchflutete Räume also,
und damit große Fenster, auch in Städten. Ansonsten
ist der Wohnungsbau, den wir machen, sehr,
Gibt es trotz Individualität
nicht weitere,
gleichbleibende
Bedingungen für das
Wohnen an sich?
Nikolaus Decker: Wohnungsbau
hat immer die
Aufgabe, die Bedürfnisse
von Menschen zu
erfüllen. Vieles davon
ist ohnehin in Bestimmungen
und Richtlinien
geregelt, aber dadurch
entstehen selbst bei
gesunder Materialauswahl
noch keine gut
funktionierenden Grundrisse
und harmonischen
Raumproportionen.
PJ: Es bestehen nicht
nur bei den Raumgrößen
Unterschiede zwischen
den Anforderungen
an den geförderten
und den freifinanzierten
Wohnungsbau oder bei
Eigentumswohnungen.
Auch die Anzahl und Ausstattung von Bädern, das
Angebot an Abstell- und Hauswirtschaftsräumen
und Größe und Format der Balkone und Loggien
sind unterschiedlich. Wichtig ist uns bei allen
Grundrisstypologien aber, reine Flure zu vermeiden.
Marc Schraa: Wir versuchen auch innerhalb der
Wohnungen eine Differenzierung von öffentlichen
und halböffentlichen Räumen wie Diele, Essbereich,
Küche – eben die Räume, die auch Gästen zugänglich
sind –, zu privaten Räumen wie Schlafzimmern
Was macht einen guten Wohnbau aus?
ND: Ein guter Wohnungsbau schafft einen selbstverständlichen
Übergang vom öffentlichen Raum zur
individuellen Privatsphäre. Dabei müssen an jeder
Stelle ausreichend Bewegungs- und Begegnungsräume
geschaffen werden, damit die Bewohner in
möglichst geringem Umfang gezwungen sind, Rücksicht
aufeinander nehmen zu müssen.
MS: Gleichzeitig soll aber auch die Möglichkeit zur
Kommunikation bestehen.
Petra, Du hast das Licht und große Fenster angesprochen.
Sieht man sich in bundesdeutschen
Städten um, fällt der Kampf der Bewohner*innen
gegen eben diese großen Fenster auf, wenigstens,
wenn es sich dabei um bodentiefe Öffnungen
handelt. Hier scheinen sich die Vorstellungen
nicht unbedingt mit Deinen zu decken…
PJ: Gegebenheiten wie Raumhöhen bescheren uns
natürlich Probleme, wenn wir möglichst viel Tageslicht
ins Haus bringen wollen. Irgendwo muss die
Fensterfläche untergebracht werden und dies, ohne
dass die Fassade ihre Proportionen verliert. Aber mit
Brüstungen, die sich in Breite und Tiefe anpassen
lassen oder mit der Strukturierung von Balkongeländern,
lässt sich die Einsehbarkeit von Fenstern gut in
den Griff bekommen.
ND: An der Hohen Pforte in Köln beispielsweise war
es der Bauherr, der keine bodentiefen Fenster wollte…
PJ: …weswegen die Fenster ein liegendes Format
mit einer relativ hohen Brüstung haben. Für mich
eine schöne Lösung, da trotzdem viel Licht in den
Innenraum kommt.
Es gibt ja Kolleg*innen, die ganz klare Vorstellungen
davon haben, was für sie „Wohnen“
ausmacht und diese auch formulieren. Da geht
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