20 Jahre BauWerkStadt Architekten Bonn - Passgenaue Lösungen
Jubiläumsbuch "Passgenaue Lösungen" für das 20-jährige Bestehen des Architekturbüros BauWerkStadt Architekten in Bonn mit Projektbeispielen und Interviews mit David Kasparek.
Jubiläumsbuch "Passgenaue Lösungen" für das 20-jährige Bestehen des Architekturbüros BauWerkStadt Architekten in Bonn mit Projektbeispielen und Interviews mit David Kasparek.
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DIE
GANZE
BANDBREITE
Quartier 231 Oberhausen
Revitalisierung eines Industrieareals
Fertigstellung:
in verschiedenen BA seit 2018
Projektgröße:
BGF: ca. 30.000 m²
Adresse:
Duisburger Straße 375
46049 Oberhausen
Fotos und Abbildungen:
BauWerkStadt
Text: David Kasparek
Unweit von Rhein-Herne-Kanal und A3, zwischen Duisburger Straße und der alten Bahnlinie von Meiderich
nach Osterfeld, kann man sie noch spüren, die bewegte Vergangenheit des einst so stolzen Maschinen- und
Anlagenbau-Unternehmens Babcock. Die Gemengelage der unterschiedlichen Gebäude spiegelt den Aufstieg
und Fall der Firma gut wieder, die 1898 als Deutsche Babcock & Wilcox Dampfkessel-Werke Aktien-
Gesellschaft mit einem Stammkapital von zwei Millionen Reichsmark gegründet und deren Aktien ab 1909
erstmals an der Berliner Börse gehandelt wurden. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg dank britischer
Mehrheitsbeteiligung vor der Demontage verschont, 1970 erwarb sie die Firma Borsig, war 1988 Gründungsmitglied
des Deutschen Aktienindex DAX, ehe der Verfall mit der Verdrängung aus dem DAX durch den Software-Konzern
SAP 1995 offenkundig wurde und 2004 in der Insolvenz endete. Aufstieg und Niedergang in
106 Jahren.
Dass das Spiel hier, am ehemaligen Firmenstandort in Oberhausen, längst noch nicht zu Ende ist, zeigt sich
seit dem Kauf der Liegenschaft durch die global agierende und in Luxemburg ansässige Henley 360 Holding.
Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, offengelassene Industrieareale und Business Parks aufzukaufen
und wieder marktfähig zu machen. Dafür haben die Architekt*innen zunächst eine Vielzahl von Archivalien gesichtet
und in einem zähen Prozess sowohl auf städtebaulicher Ebene planerisch als auch vor Ort in den Bauten
ganz konkret für Ordnung gesorgt. Die zugerümpelten und im Laufe der Zeit verbauten Flächen wurden
zu Grünräumen entwickelt und sind jetzt als parkähnliche Bereiche mit einer vorher schwer vorstellbaren Aufenthaltsqualität
ausgestattet. Denkmalgeschützte Bauten sind überhaupt erst wieder zugänglich und durch
vielerlei Organisationsgeschick der Planer*innen vermietbar gemacht worden. So konnte ein erstes Etappenziel
erreicht werden: Das Quartier 231, wie die Liegenschaft inzwischen heißt, das durch seinen reinen
Betrieb zu Beginn der Planungen ein monatliches Minus von rund 150.000 Euro aufwarf, trägt sich durch die
Attraktivierung wieder selbst, Mieter*innen verschiedener Couleur sind nun am Ort ansässig und machen ihn
für weitere Kund*innen interessant. Das Schwungrad konnte also wieder angeschoben werden. Nicht zuletzt
auch durch eine konstruktive und intensive Zusammenarbeit mit allen zuständigen Behörden in der Stadt.
Dafür haben die mit dem Projekt beschäftigten Architekt*innen nach den organisatorischen Neusetzungen
und städtebaulichen Eingriffen im Laufe der letzten Jahre eine Vielzahl von möglichen Nutzungsszenarien entwickelt,
konkrete Entwurfskonzepte vorgelegt und diese mit beeindruckend langem Atem immer und immer
wieder umgeplant. Von zeitgemäßen Arbeitswelten, die von der Anmietung ganzer Etagen bis zum einzelnen
Arbeitsplatz reichen, über kulturelle Nutzungen alter Industriehallen bis hin zu ihrem Gebrauch durch frei
arrangierbare Kuben, die eine Vielzahl raumwirksamer Konfigurationen ermöglichen, ist für dieses vielversprechende
Areal kaum etwas noch nicht gedacht und entworfen worden. Wieviel Potenzial der Ort hat, beweist
auch die Anzahl an Diplom-, Bachelor- und Masterarbeiten, die zu den Möglichkeiten seiner Weiternutzung in
den Reihen der studentischen Mitarbeiter*innen des Büros entstanden sind.
Allein der Eingriff in einer der Hallen, wo ein Fitness-Studio realisiert werden konnte, zeigt, was hier noch alles
möglich ist. Die Architekt*innen beweisen mit dem Quartier 231, dass sie die ganze Bandbreite planerischer
Tätigkeiten abdecken können: vom Städtebau über die Zuordnung und Restrukturierung von Flächennutzungen
bis hin zum konkreten Bauen im denkmalgeschützten Bestand und der dafür notwendigen engen
Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden.
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