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20 Jahre BauWerkStadt Architekten Bonn - Passgenaue Lösungen

Jubiläumsbuch "Passgenaue Lösungen" für das 20-jährige Bestehen des Architekturbüros BauWerkStadt Architekten in Bonn mit Projektbeispielen und Interviews mit David Kasparek.

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WAHRZEICHEN

AM ORTSEINGANG

Verwaltung Regionalverkehr Köln, Meckenheim

Umbau und Erweiterung eines Getreidespeichers

Fertigstellung: 2014

Projektgröße:

BGF: 3.340 m²

BRI: 11.778 .m³

Adresse:

Kalkofenstraße 1

53340 Meckenheim

Fotos: Tomas Riehle

Text: FH

Mit 25 Metern ragt der Siloturm eines ehemaligen Getreidespeichers von 1959 direkt am Ortseingang von

Meckenheim jäh in die Höhe, umgeben nur von Feldern, Einfamilienhäusern und niedrigen Gewerbebauten.

Der kräftige Backsteinbau ist mit hohem Satteldach und einer zweigeschossigen Lagerhalle ein einprägsames

Gebäude, ja: ein Wahrzeichen. In den 2000er Jahren aber wurde der Betrieb aufgegeben, ehe sich die

Regionalverkehr Köln GmbH (RVK), die nebenan ein großes Busdepot betreibt, für den Bau interessierte. Sie

baten BauWerkStadt Architekten zunächst um eine Untersuchung, ob dieser Altbau überhaupt sinnvoll für

ihre Verwaltungsbüros umgebaut werden könnte – oder ob man ihn nicht besser abreißen sollte. Die Architekten

hatten gerade erst den Umbau eines ähnlichen Siloturms bei Rheinbach begleitet. Schnell war klar, dass

sich der Turm in Meckenheim dank seiner stabilen Bauweise für einen Umbau eignen und es sogar ein Zuviel

an Raum geben würde: die gewünschten Büros der RVK konnten bequem im Turm untergebracht werden.

Für die Lagerhalle wurden anschließend das Straßenverkehrsamt und die Jugendhilfe des Rhein-Sieg-Kreises

als Nutzer gewonnen.

Sechs neue Geschossdecken wurden im Silo eingebaut, dazu Aufzug und Treppenhaus. In die Westseite –

wo der Turm auch zuvor schon seine einzigen Fenster gehabt hatte – wurden große, neue Fenster gesägt.

Jetzt geht der Blick aus den Büros weit über die Felder und die Bushalle nach Westen, umgekehrt kommt

viel Tageslicht in die Räume. Die anderen Backsteinfassaden des Turms konnten dafür weitgehend geschlossen

bleiben. Sie wurden gründlich gereinigt, die Spuren des 50-jährigen Gebrauchs aber bewahrt und

sichtbar gelassen. Denn es sind ja gerade die Robustheit und Kraft seiner Industriearchitektur, die dieses

Gebäude auszeichnen.

Östlich wurde an die alte Lagerhalle ein Neubau angefügt. Mit 27,60 Metern ist er fast genauso lang wie der

29,55 Meter lange Altbau. Allerdings bildet der Neubau mit einer Bandfassade aus Glas und Aluminium einen

kräftigen Kontrast zum dunklen Backstein-Altbau. Dessen Strukturen waren stabil genug, um ihm eine zusätzliche

Etage aufzusetzen, ebenfalls mit einer Fassade aus Glas und Aluminium. Und so stellt der Neubau

nicht nur eine Schicht neben den Altbau, er zieht sich auch noch über ihn und nimmt dabei die Zick-Zack-

Figur des Treppenhauses mit auf, das zwischen den unterschiedlichen Etagenhöhen von Neu- und Altbau

vermittelt. Es ergibt sich so eine horizontale, dynamische Gesamtfigur, die gegen die Vertikale der Turmfigur

brandet und mit ihr zusammen eine neue Formation bildet. Der dunkel aufragende Turm scheint noch zusätzlich

betont und die Bewegung des vorbeifahrenden Autoverkehrs auf der Landstraße im Neubauteil gespiegelt

zu werden. Der alte Getreidespeicher ist nun tatsächlich ein Wahrzeichen am Ortseingang von Meckenheim

geworden.

Und noch etwas: Durch Photovoltaik-Elemente auf dem Dach und eine Wärmerückgewinnung bei der Beund

Entlüftung fällt der Primärenergiebedarf ausgesprochen niedrig aus, womit der alte Getreidespeicher

nicht nur räumlich sinnvoll neu genutzt wird, sondern auch noch circa 30 Prozent unter den für Neubauten

vorgeschriebenen Energieeinsparverordnungen bleibt. Das Projekt ist damit ein gutes Beispiel dafür, dass

Erhalt und Umbau statt Abriss und Neubau nicht nur für die Identität eines Ortes wichtig, sondern auch ökonomisch

und ökologisch sehr sinnvoll sein können.

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