20 Jahre BauWerkStadt Architekten Bonn - Passgenaue Lösungen
Jubiläumsbuch "Passgenaue Lösungen" für das 20-jährige Bestehen des Architekturbüros BauWerkStadt Architekten in Bonn mit Projektbeispielen und Interviews mit David Kasparek.
Jubiläumsbuch "Passgenaue Lösungen" für das 20-jährige Bestehen des Architekturbüros BauWerkStadt Architekten in Bonn mit Projektbeispielen und Interviews mit David Kasparek.
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STUVA
Sanierung und Erweiterung eines Bürogebäudes in Köln
Fertigstellung: 2020
Projektgröße:
BGF Neubau: ca. 1.400 m²
BRI Neubau: ca. 5.400 m³
Adresse:
Mathias-Brüggen-Straße 41
50827 Köln
Fotos: Constantin Meyer
Text: David Kasparek
Am 17. Dezember 2016 beklagte sich der US-amerikanische Unternehmer Elon Musk über den Verkehr in Los
Angeles. Auf Twitter schrieb Musk, er wolle eine Tunnelbohrmaschine bauen „und einfach losgraben“. Noch am
selben Tag erfolgte die Gründung eines Unternehmens: The Boring Company. Die Nachrichten überschlugen
sich, Twitter explodierte und es wurde einmal mehr der visionäre Geist des Mannes gefeiert, der vorher unter
anderen bereits X.com und PayPal (1999 / 2000), SpaceX (2002) sowie Tesla (2004) gegründete hatte: Musk
wollte zur Lösung des Verkehrsinfarkts seiner Wahlheimat ein Tunnelsystem unter Los Angeles anlegen, in dem
elektrisch betriebene, selbstfahrende Shuttels die Menschen von einem Ort zum anderen bringen.
Dass die Gründung der Studiengesellschaft für Tunnel und Verkehrsanlagen, kurz STUVA, fast 60 Jahre früher
auf eine ganz ähnliche Geschichte zurückgeht, dürfte dabei nur Fachleuten bewusst gewesen sein. Am 5. Januar
1959 stellte der Gründer des Tengelmann-Konzerns, Karl Schmitz-Scholl, seine Vision eines unterirdischen
Bahntunnelsystems im Rotary-Club in Mühlheim an der Ruhr vor. Es sollte sich durch das gesamte Ruhrgebiet
und Teile des Rheinlands ziehen und „dem drohenden Verkehrsinfarkt in den Städten“ begegnen. Gleichzeitig,
so die einem Strukturwandel der Region vorgreifende Idee Schmitz-Scholls, sollte das Wissen und Können der
örtlichen Bergleute genutzt und in Wert gehalten werden.
Im Gewerbegebiet des Kölner Nordens residierte die 1960 offiziell gegründete STUVA seit 1977 in einem zweckdienlichen,
aber wenig repräsentativen dreistöckigen Gebäude mit angegliederten Versuchshallen. Rechtzeitig
zum 60-jährigen Bestehen konnte Anfang 2020 nun der deutlich ansehnlichere Neubau bezogen werden.
Ursprünglich war eine Aufstockung des bestehenden Hauses geplant, die statischen Berechnungen ließen
diese auch zu. Im Laufe der Planung aber stellte sich heraus, dass – anders als zur Entstehungszeit des Altbaus
– inzwischen eine Standsicherheitsberechnung für den Erdbebenfall für diesen Standort vorzulegen war.
Dieser Berechnung wiederum hielt die Planung einer Aufstockung nicht mehr Stand, so dass unmittelbar neben
dem Altbau ein viergeschossiger Neubau errichtet wurde. Durch die Ausnutzung der maximalen Höhe von vier
Geschossen entsteht durch den Neubauteil sowohl innerhalb des STUVA-Ensembles eine ansehnliche Staffelung
des Baukörpers, wie auch eine Art Mini-Landmarke im Verlauf des Straßenraums.
Ein neues Treppenhaus bildet die Pufferzone zwischen Alt und Neu und bindet die unterschiedlichen Höhenniveaus
der Geschosse zu einer gemeinsamen Erschließungszone zusammen. Im Erdgeschoss finden sich ein
Tagungsraum, ein Büro- oder Besprechungszimmer sowie die notwendigen Anräume für Catering und WC-Anlagen,
darüber die Büros der Mitarbeiter*innen und der Geschäftsführung. Beeindruckend ist dabei auch die
technische Ausstattung des Hauses selbst, die sich etwa in den akustisch perfekt abgestimmten Besprechungsräumen
widerspiegelt. Sie finden sich in gleicher Ebene wie das neue Treppenhaus am Übergang zwischen Altund
Neubau.
Da durch den Neubau ein Überschuss an Räumen entstanden ist, kann auf eine sofortige Verbindung zwischen
den beiden Bauteilen für den Moment verzichtet werden. Baulich ist dieser Übergang vom Treppenhaus in den
Altbau vorgesehen und kann mit wenigen Handgriffen leicht geöffnet werden. Stattdessen können die Räumlichkeiten
des Altbaus nun vermietet werden. Um eine Einheit zwischen Alt und Neu dennoch schon heute herzustellen,
und den Altbau nebenbei auch energetisch auf ein heutiges Level zu bringen, haben die Architekt*innen
beide Baukörper in ein homogenes Kleid aus Aluminiumkassetten gehüllt. Der Altbauteil gibt sich dabei subtil
durch seine immer noch lesbare Lochfassade zu erkennen, der Anbau macht durch seine auch außen ablesbare
Pfosten-Riegel-Konstruktion mit fast bodentiefen Fenstern klar deutlich, etwas Neues zu sein.
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