20 Jahre BauWerkStadt Architekten Bonn - Passgenaue Lösungen
Jubiläumsbuch "Passgenaue Lösungen" für das 20-jährige Bestehen des Architekturbüros BauWerkStadt Architekten in Bonn mit Projektbeispielen und Interviews mit David Kasparek.
Jubiläumsbuch "Passgenaue Lösungen" für das 20-jährige Bestehen des Architekturbüros BauWerkStadt Architekten in Bonn mit Projektbeispielen und Interviews mit David Kasparek.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
AUF SIEBEN
GIPFEL MUSST
DU SEHN
Wohnhaus Lyngsbergstraße
Neubau eines freistehenden Hauses mit neun Eigentumswohnungen in Bonn
Fertigstellung: 2020
Projektgröße:
9 Wohnungen zwischen 48 m²
und 140 m² Wohnfläche
Adresse:
Lyngsbergstraße
53177 Bonn
Fotos: Lioba Schneider
Text: David Kasparek
Den Lyngsberg im Rücken bietet sich vom Bonner Stadtteil Muffendorf ein schöner Blick über Bad Godesberg
und die Rheinebene bis hinüber auf das Siebengebirge. Der Petersberg mit seinem geschichtsträchtigen
Grand-Hotel, Drachenburg, Wolkenburg und Drachenfels bilden hier ein Panorama, das wie gemacht ist für
Postkartenmotive – oder eben für Wohnhäuser mit entsprechend ausgerichteten Wohnungen.
Von der Straße aus erscheint der Bau zunächst zweigeschossig und deutlich im Verhältnis 1:2 geteilt: das
vermeintliche Erdgeschoss weiß verputzt, Ober- und Dachgeschoss von einem homogenen Aluminiumschindelkleid
umhüllt und von einem leicht asymmetrisch geneigten Satteldach gedeckt. Alles in allem erinnert
der Baukörper durch diese Zweiteilung und die Materialien an jene Wohnhäuser – mit hellen Putzflächen
oder geweißten Betonsteinen und grauschwarzer Schieferschindelung im Bereich des Dachs und Teilen der
Fassade –, die in den 1970er und 1980er Jahren formalästhetisch schon einmal ganz ähnliche Fassaden bildeten.
Oder wie Architekt*innen sagen: Es gibt nichts Neues zu erfinden, nur Altes immer wieder neu wiederzufinden.
In diesem baulichen Kontext von Ein- und Mehrfamilienhäusern am Hang des Lyngsbergs durchaus
keine unangenehme architektonische Haltung.
Folgt man der Hanglage hinab, wird schnell ersichtlich, dass der Baukörper weit in den Berg eingegraben
wurde und auf der Talseite zwei weitere Stockwerke aufweist, so dass sich hier eine ebenso schlüssige Aufteilung
der Fassade im Verhältnis 2:3 findet. Die insgesamt neun Wohnungen – mit Größen zwischen 48 und
140 Quadratmetern – sind allesamt in Richtung des Rheintals ausgerichtet, verfügen hier über Balkone oder
Dachterrassen, die Traufkante ist etwas tiefer gezogen als auf der Bergseite, was der Proportionierung des
Baukörpers gut tut. Ein zentrales Treppenhaus verbindet die unterschiedlichen Niveaulagen auf beiden Seiten
des Hauses mit den Wohnungen, dank eines Fahrstuhls barrierefrei. Auf jeder Etage finden sich je zwei Wohnungen:
ganz unten die vier kleinen, nur zum Tal orientierten, in der Mitte zwei größere Einheiten mit Terrassen
auch auf der Hangseite, das Dachgeschoss beherbergt die größte Wohnung.
In das Erdreich eingelassen sind Kellerräume und eine Tiefgarage für die noch immer unumgänglichen
Autostellplätze. Im Garten ergänzt ein Stellplatz für Fahrräder, der mit Elektroladesäulen für Pedelecs ausgestattet
ist, das Verkehrskonzept deutlich zeitgemäßer und findet sich mit seiner Holzbekleidung gut in
den Bestand der alten Obstbäume ein. Über diese knorrig-kleinen Bäumchen hinweg bietet sich dann auch
tatsächlich von jeder Wohnung aus ein schöner Blick in die Landschaft. Der Rhein selbst blitzt nur hier und
da zwischen Häusern und Bäumen hervor, dafür breiten sich die Gipfel des Siebengebirges in all ihrer Pracht
vor den Fenstern aus.
52 53