20 Jahre BauWerkStadt Architekten Bonn - Passgenaue Lösungen
Jubiläumsbuch "Passgenaue Lösungen" für das 20-jährige Bestehen des Architekturbüros BauWerkStadt Architekten in Bonn mit Projektbeispielen und Interviews mit David Kasparek.
Jubiläumsbuch "Passgenaue Lösungen" für das 20-jährige Bestehen des Architekturbüros BauWerkStadt Architekten in Bonn mit Projektbeispielen und Interviews mit David Kasparek.
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VIELFÄLTIG
UND PASSGENAU:
STADT
WEITERBAUEN
Ein Großteil unserer Städte ist gebaut. Der Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz wird ein immer wichtigeres
Thema der Architektur. Doch wie entsteht überhaupt ein wohlproportioniertes Haus, wenn es in direkter Nachbarschaft
zu bereits vorhandenen Gebäuden realisiert wird, auf deren Erscheinungsbild Architekt*innen keinen
Einfluss haben?
Marc Schraa, Petra Jockers
und Nikolaus Decker
David Kasparek: Das Bauen mit dem Bestand ist
neben dem Neubau ein großes Thema in Eurer
Arbeit. Was macht vor diesem Hintergrund die
Architektur von BauWerkStadt aus?
Marc Schraa: Die Vielfalt.
Nikolaus Decker: Die passgenauen Lösungen. Das
Finden der richtigen Antworten auf die Fragen der
Bauherren – gemeinsam mit ihnen. Das Resultat
ist eine Architektur, die für den Bauherrn passt und
im Detail robuste Ergebnisse mit sich bringt. Man
muss manches aushalten
und an anderen
Stellen für gute und
langlebige Details
sorgen. Das Ringen
um Brüstungsgeländer
im Wohnungsbau vor
bodentiefen Fenstern
ist so ein Beispiel. Es
macht einen Unterschied,
ob man das
Geländer möglichst
billig als Fertigteil vor
die Fassade schraubt,
oder etwas komplexer
in die Laibung der Fassadenöffnung
einbaut.
Das Werben für die
Mehrwerte und Vorteile
solcher vermeintlich
kleinen Details macht
unsere Arbeit auch aus.
Bauen also immer als
eine Form des Kompromisses?
Petra Jockers: Auf
jeden Fall. Bestimmte
Komplexitäten des Entwurfs
gehen womöglich
verloren, gewisse
andere Dinge, die den
Entwurf im Kern aber
ausmachen, bleiben erhalten. Dabei spielt auf
Bauherrenseite auch immer das Geld eine Rolle.
Nicht alle Bauherren sind reine Ästheten. Das von
Niko geschilderte Finden der für Bauherr und Ort
richtigen Lösung ist immer harte Arbeit.
Habt Ihr dabei im Laufe der Zeit eine bestimmte
Strategie gefunden, um die Interessen der Bauherren
in eure Vorstellungen einzuweben?
ND: Das geht nur mit Geduld…
PJ: … und authentischem Auftreten. Ich arbeite
außerdem gerne mit vielen Varianten.
ND: Ja, auch wenn das bedeutet, dass wir eine
Extrameile mit einer Variante gehen, die es am Ende
auf keinen Fall werden wird, kann man dem Bauherrn
so viel verdeutlichen. Wir gehen viele Wege,
auch wenn das ökonomisch für uns nicht immer die
beste Wahl ist.
Anja Oelmann: Das erlebe ich auch so. Die Abwägung,
wann Ausflüge in andere Varianten sinnvoll
sind, weil sie das Projekt am Ende voranbringen,
und wann wir wegen dieser Ausflüge zusätzliches
Honorar brauchen, gehört dazu. Wenn solch eine
Extrarunde sinnvoll ist, machen wir sie.
Mit Blick auf das, was Eure Architektur ausmacht,
sind das Schilderungen, die merkantile
Gesichtspunkte ebenso einbeziehen wie die
Empathie für die Bauherrenseite. Wie aber sieht
es mit entwerferisch-architektonischen Kriterien
aus? Wie entstehen gute Proportionen?
ND: Gute Proportionen entstehen oft von selbst,
wenn Städtebau und Funktion eines Gebäudes im
Einklang stehen. Gute Proportionen schaffen Harmonie
und Ästhetik, auch wenn diese sich für uns heute
nicht mehr unbedingt an klassischen Vorbildern und
traditionellen Regelwerken messen lassen.
MS: Der Umgang mit Gebäudehöhen und -breiten,
Vor- oder Rücksprüngen auf der Fassade und das
Verhältnis von Wandfläche zu Öffnung sind abhängig
von der Gebäudetypologie und damit nicht zwingend
zu vereinheitlichen. Reden wir von einer Lochfassade
oder einer Pfosten-Riegel-Architektur? Der Entwurfsprozess
und auch die Materialauswahl ergeben für
die jeweilige Bauaufgabe den Gebäudetypus und
damit die individuelle Proportion.
Die individuelle Proportion als die gute und schöne?
Wie kann ich mir etwas Schönes, also gut
Proportioniertes vorstellen, das aus Funktion und
Städtebau erwächst?
ND: Aus dem Bestand lassen sich oft ganz konkrete
Vorgaben ablesen: Anzahl der Geschosse,
Anja Oelmann
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