20 Jahre BauWerkStadt Architekten Bonn - Passgenaue Lösungen
Jubiläumsbuch "Passgenaue Lösungen" für das 20-jährige Bestehen des Architekturbüros BauWerkStadt Architekten in Bonn mit Projektbeispielen und Interviews mit David Kasparek.
Jubiläumsbuch "Passgenaue Lösungen" für das 20-jährige Bestehen des Architekturbüros BauWerkStadt Architekten in Bonn mit Projektbeispielen und Interviews mit David Kasparek.
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BauWerkStadt Architekten,
Wohnhaus R, Bonn 2017
das vor, indem wir nicht alle Vollzeit anwesend
sind, Home Office machen und trotzdem engagiert
dabei sind. Ich finde es schwierig, die Schnittstelle
auszumachen zwischen Selbstausbeutung und
Engagement.
AO: Ich finde diese Flexibilität gut. Ich selbst
könnte anders gar nicht arbeiten. Für mich stellt
sich keine Vertrauensfrage, wenn jemand seine
Aufgaben statt im Büro von zuhause aus erledigt.
Ich habe dahingehend noch keine schlechten
Erfahrungen gemacht, ich arbeite selbst viel von
zuhause und lasse die Mitarbeiter im Büro relativ
selbstständig walten. Was ich für mich in Anspruch
nehme, müssen wir auch unseren Mitarbeitern
möglich machen – auch, um als Arbeitgeber attraktiv
zu bleiben.
PJ: Gesamtgesellschaftlich betrachtet finde ich
es gut zu sehen, dass es heute nicht mehr nur
die Frauen sind, die nach Teilzeitlösungen fragen,
sondern auch die Männer, die sich aktiv um ihre
Kinder kümmern wollen. Das macht die Mitarbeiter
für uns gleichwertiger, weil nicht nur Frauen mit
dem vermeintlichen Malus daherkommen, unter
Umständen wegen Kinderbetreuung auszufallen.
Im Laufe der Shutdown-Maßnahmen der Corona-Pandemie
im Frühjahr und Sommer 2020
hat sich jedoch herausgestellt, dass die Care-
Arbeit in den allermeisten deutschen Familien
doch von Frauen geleistet wurde. Wie sehr hat
sich diese vermeintliche Gleichberechtigung in
Eurem Büro als tatsächliche herausgestellt?
ND: Ich sehe eine tatsächliche Gleichberechtigung.
Soweit ich das beurteilen kann, lief und läuft das
in den meisten Fällen sehr reibungslos. Wir haben
viele Mitarbeiter, die zu Hause bleiben, wenn die
Kinder versorgt werden müssen.
AO: Mit Blick auf mein Team kann ich das nur bestätigen.
PJ: Ich führe das auf das positive Arbeitsklima
bei uns im Büro zurück: Egal ob Mann oder Frau,
unsere Mitarbeiter haben scheinbar das Gefühl,
dass sie sich hier die notwendige Zeit für die Familie
nehmen dürfen. Ich finde das toll. Vor allem,
weil wir an keiner Stelle feststellen können, dass
die Arbeit an den Projekten leiden würde. In meinem
Fall ist es sogar so, dass ich durch die Arbeit
meines Mannes im Home Office mehr Zeit für die
Arbeit hier im Büro habe.
der Selbstausbeutung sehr früh und intensiv
mitgemacht habe (lacht). Ich zeichne bis heute
gerne, hatte aber schon früh Interesse an größeren
Projekten. Die Aufnahme verschiedener Partner
war ein guter Weg, das Wachstum zu entwickeln
und sich zu etablieren. Als Team haben wir schnell
Erfolg gehabt, der bis heute anhält.
Hattest Du dabei Sorge, dass Dir etwas entgleitet?
Zum Beispiel die Möglichkeit der Einflussnahme,
etwa auf bestimmte architektonische
Details?
ND: Nein. Ich bin in Detailfragen nicht immer einer
Meinung mit den anderen Partnern, aber das
macht im Sinne eines Sparrings durchaus Spaß
und gehört zur Arbeit unbedingt dazu.
PJ: Obwohl wir so viele Projekte bearbeiten, sind
wir sehr nah dran an den entsprechenden Detailfragen…
MS: …und meistens auch sehr nah beieinander.
ND: Ja, wir wissen, wie jedes Projekt aussieht, und
was gerade passiert. Das ist mir bis heute sehr
wichtig. Ich behalte mir auch das Recht vor, über
bestimmte Fragen noch einmal nachdenken zu
wollen. Natürlich habe ich dabei nicht immer recht
(lacht).
Bietest Du eine Art entwerferische Supervision an?
ND: Tatsächlich mache ich das gerne. Aber ohne
jedes Konkurrenzgefühl. Ich merke auch, dass ich
in dieser für uns noch relativ neuen Konstellation
mit den Teams lernen musste, loszulassen – und es
immer noch lerne (lacht). Wenn ich glaube, zu einem
Projekt etwas beitragen zu können, bringe ich das
trotzdem immer ein. Vor allem auch mit Blick auf
unsere Wohnungsbauprojekte. Das ist mir wichtig.
PJ: Wir merken aber auch, dass diese enge Zusammenarbeit
zwischen uns und den Mitarbeitern
an ihre Grenzen stößt, so dass wir momentan über
eine Art prozessuale Zwischenebene mit Projektleitern
nachdenken. Damit ich eben nicht jede Ansicht
und jeden Grundriss komplett durchdenken
muss.
ND: Das tue ich nicht. Ich stelle zu bestimmten
Momenten bestimmte Fragen, deren Beantwortung
dann vieles für das Projekt klärt.
PJ: Wenn es ein wirklich großes Problem gibt, dann
kommen wir aber immer alle zu Niko (lacht).
ND: Ich habe durch die in den letzten Jahren gewachsene
Struktur inzwischen das Gefühl, dass ich
in solchen Momenten eine Art Blick von außen bieten
kann. Es gibt diese Stellen auf dem Weg, den
jedes Projekt geht, an denen man sich festgelaufen
hat. Und dann ist ein solcher Blick wichtig.
Im Laufe der letzten Jahre haben sich die
Ansprüche der Mitarbeiter*innen hinsichtlich
Arbeitszeiten deutlich gewandelt. Die Bereitschaft
zur bedingungslosen Selbstausbeutung,
die Niko vorhin angesprochen hat, ist merklich
gesunken. Wie geht Ihr strukturell damit um?
ND: Viele Mitarbeiter arbeiten nicht Vollzeit. Guten
Leuten, die wir halten wollen, bieten wir entsprechend
flexible Modelle an. Wir als Partner leben
BauWerkStadt Architekten,
Mehrfamilienhaus Theodor-Heuss
Straße, Bonn 2020
36 37