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hinnerk Februar/März 2021

Das queere Magazin für Norddeutschland

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18 STYLE<br />

INTERVIEW<br />

KILIAN<br />

KERNER:<br />

„Ich verstehe<br />

den Egoismus<br />

nicht“<br />

<strong>2021</strong> hat der in Köln geborene<br />

Modedesigner allen Grund zu<br />

feiern: Auf der Mercedes-Benz<br />

Fashion Week präsentierte<br />

Kilian Kerner seine 20. Modenschau in<br />

Berlin. Und die VOGUE übertrug live. Wir<br />

sprachen mit ihm.<br />

Wofür steht der Kollektionsname<br />

Traumwelt für dich?<br />

Isoliert und single zu sein, ist wirklich<br />

belastend während Corona. Ich brauchte<br />

einen Ort, an den ich flüchten konnte,<br />

meine Traumwelt. Die Kollektion ist „sehr<br />

hübsch“, sehr fließend, einfach schön<br />

anzusehen, es gibt aber natürlich auch<br />

Brüche. Es ist eine Realitätsflucht.<br />

Seit einem Jahr ist die Realität alles<br />

andere als eine Traumwelt. Wie hat<br />

dich die Pandemie als Geschäftsmann<br />

getroffen?<br />

Komplett. Es hat mit dem, was vor einem<br />

Jahr war, nichts mehr zu tun. 2020 fing<br />

eigentlich extrem erfolgreich an, es gab<br />

eine Kooperationsanfrage nach der nächsten.<br />

Innerhalb von zehn Tagen wurde dann<br />

alles abgesagt. Zuerst dachte ich noch: „Bis<br />

zum Sommer ist das vorbei“, und habe an<br />

meiner Kollektion weitergearbeitet. Alles<br />

wurde auf Online-Meetings umgestellt.<br />

Insgesamt war ich zehn Wochen alleine in<br />

meiner Wohnung und habe nur zwei Leute<br />

für jeweils eine Stunde getroffen. Irgendwann<br />

bin ich dann fast durchgedreht und<br />

bin für vier Wochen zu meiner Mutter<br />

gefahren. Ich wusste nicht, wie es weitergeht.<br />

Nach einem kurzen Berlinaufenthalt<br />

war ich dann erneut sechs Wochen bei<br />

meiner Mutter.<br />

Wie ging es weiter?<br />

Dann veränderte sich plötzlich alles, eine<br />

Anfrage führte ein großes Glück herbei.<br />

Ich bin Teil von zwei Fernsehprojekten und<br />

einer YouTube-Talkshow, die über mehrere<br />

Monate geht. 2022 soll auch eine Kollektion<br />

für TUI herauskommen. Ich kann<br />

wieder arbeiten, aber komplett anders. Ich<br />

habe ein neues Büro und fahre dahin nur<br />

mit dem Taxi. Ich darf nicht krank werden<br />

und lebe weiterhin extrem isoliert. Wenn<br />

ich krank werde, kippt alles.<br />

Wie ist es nun bei den Vorbereitungen<br />

zur kommenden Schau?<br />

Es wurde alles neu strukturiert, weil es<br />

jetzt so sein muss. Ich bin da sehr pedantisch.<br />

Es gibt z. B. kein Casting, Hunderte<br />

neue Vorschriften, wir werden regelmäßig<br />

getestet, wir arbeiten alle mit großem<br />

Abstand zueinander.<br />

Und privat?<br />

Einige Freundschaften wurden viel<br />

intensiver, auch wenn man sich nicht<br />

gesehen hat. Mit meinem langjährigen<br />

Stylisten Ingo etwa telefoniere ich<br />

jetzt fast täglich und immer sehr lange,<br />

das wurde sehr viel enger. Es gab auch<br />

Freundschaften, die durch die Pandemie<br />

in die Brüche gingen, weil ich merkte, wie<br />

egoistisch diese Leute eigentlich sind.<br />

Weiter Party machen, etwa auf der Spree,<br />

Leute treffen, die Regeln nicht beachten.<br />

Ich halte mich von Anfang an an alles,<br />

weil ich an andere denke und auch<br />

wieder arbeiten will. Manche benahmen<br />

sich wie egoistische Flachw*chser,<br />

das verstehe ich einfach nicht. Manch<br />

einer hat sich eine eigene Wahrheit<br />

zurechtgebogen. Diesen Aufstand um<br />

Weihnachten und Silvester habe ich<br />

auch nicht verstanden. Es ging um ein<br />

Weihnachten und ein Silvester. Ich verstehe<br />

den Egoismus nicht. Wieso muss<br />

man überhaupt dieses Zeug in die Luft<br />

jagen? Das habe ich noch nie verstanden.<br />

Einer hat sich den Kopf weggesprengt ...<br />

Dann noch die Umweltverschmutzung.<br />

Kann man nicht für immer aufs Böllern<br />

verzichten? Weg mit dem Dreck!<br />

*Interview: Michael Rädel

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