Zukunftsprojekt Mitbestimmung? - tuprints - Technische Universität ...
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chen vorgelegt wurde, so bergen die beschriebenen Entwicklungen ein weitgehendes<br />
Transformationspotential für die Formen und Modi der Regulation der Arbeit. 12<br />
Auf einer höheren Abstraktionsebene kennzeichnen zwei Prinzipien die neue Qualität der<br />
Reorganisation der Produktionsprozesse: die fortschreitende Dezentralisierung großer Unternehmen,<br />
die systematisch mit einer Vermarktlichung der unternehmensinternen Beziehungen<br />
verbunden ist, und der Ausbau der überbetrieblichen Kooperation und Vernetzung<br />
(Sauer, Döhl 1997). Die Dezentralisierung führt über die organisatorische Zergliederung<br />
hierarchisch strukturierter Unternehmenskomplexe zugleich zu einer Ausweitung der Entscheidungsspielräume<br />
der dezentralen Einheiten. Diese Dezentralisierung ist systematisch<br />
mit einer „Vermarktlichung“ der Binnenbeziehungen verknüpft. Die dezentralisierten organisatorischen<br />
Einheiten werden unmittelbarer, d.h. ohne Vermittlung zentraler Funktionsbereiche<br />
den Anforderungen und Zwängen des Marktes ausgesetzt und in ihren internen Beziehungen<br />
auf der Basis marktförmiger Austausch- und Konkurrenzmechanismen neu strukturiert<br />
(ebd.; Tullius 1999). Eine Einbindung in die übergeordneten Zielsetzungen erfolgt über<br />
weltweit verfügbare Informationssysteme (Baukrowitz u.a. 2001) durch neue Systeme des<br />
Kostenmanagements wie z.B. Target-Costing oder Acitvity-Based-Costing und verschiedene<br />
Formen der Zielvereinbarung (vgl. Bender 1997; Cooper 1999; D’Alessio u.a. 1999; Kaplan<br />
1999). Die zentralen ökonomischen Zielgrößen des Konzerns werden hier auf verbindliche<br />
Teilziele der organisatorischen Einheiten heruntergebrochen. Dabei verbleibt die Wahl der<br />
Mittel und Wege der Zielerreichung weitgehend im Verantwortungsbereich der organisatorischen<br />
Teileinheiten, wobei deren Handlungsspielraum durch die zur Verfügung gestellten<br />
Ressourcen vielfach eingeschränkt ist.<br />
Das zweite Grundprinzip der Reorganisation, die Ausweitung von Formen der zwischenbetrieblichen<br />
Kooperation und Vernetzung, erhält gleichsam als Gegenbewegung zur Dezentralisierung<br />
eine neue Qualität. Bislang unabhängige Unternehmen werden nun in Form von<br />
Unternehmensnetzwerken in einen unternehmensübergreifenden Zusammenhang gestellt.<br />
„Indem Mechanismen der Marktsteuerung durch solche der organisatorischen Netzwerkssteuerung<br />
überlagert bzw. teilweise ersetzt werden, sollen die zentrifugalen Kräfte marktlicher<br />
Desintegration gebrochen und die inhaltlich/stofflich aufeinander bezogenen Produktions-<br />
und Dienstleistungseinheiten organisatorisch verknüpft und gemeinsamen Zielsetzungen<br />
(...) unterworfen und Synergieeffekte (...) erschlossen werden.“ (Döhl u.a. 2000, S. 9)<br />
Insofern sind die Unternehmensnetzwerke zugleich Ausdruck einer „Auflösung“ des Unternehmens<br />
traditionellen Typs und zugleich dessen Erhaltung in modifizierter Form (ebd.).<br />
Diese Entwicklung wird in der Idee des „virtuellen Unternehmens“ konsequent fortgesetzt.<br />
Charakteristisch für die neuen Markt- und Organisationsstrukturen ist das Nebeneinander<br />
der netzwerkförmigen Kooperation von Firmen bis hin zu strategischen, auf den Weltmarkt<br />
bezogenen Allianzen einerseits und verschärfter Konkurrenz zwischen eben diesen Firmen<br />
andererseits. Dieses Nebeneinander reicht bis in die Netzwerke, Firmen und Abteilungen<br />
hinein und kann sich für jedes Produkt anders darstellen. Die Kooperation nach außen stellt<br />
12 Der Begriff der Regulation eines sozialen Verhältnisses bezeichnet die Art und Weise, „in der sich<br />
dieses Verhältnis trotz und wegen seines konfliktorischen und widersprüchlichen Charakters reproduziert“<br />
(Lipietz 1985, 107).<br />
Seite 16 von 287 Andreas Boes: <strong>Zukunftsprojekt</strong> <strong>Mitbestimmung</strong>?