Zukunftsprojekt Mitbestimmung? - tuprints - Technische Universität ...
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3 Historische Rekonstruktion der IT-Industrie und ihrer Arbeitsbeziehungen<br />
Die IT-Industrie steht im Zentrum eines Umbruchs, der sich seit Anfang der 90er Jahre mit<br />
zunehmender Dynamik vollzieht. Aktuell erleben wir in den Industrieländern einen Wandel<br />
der Produktionsstrukturen und der Gesellschaften insgesamt, der als Übergang zur „Informationsgesellschaft“<br />
bezeichnet wird. Gemeint ist hiermit, daß Informationen und Informationssysteme<br />
einen immer höheren Stellenwert in der Gesellschaft erhalten und zur zentralen<br />
Bezugsgröße der Umgestaltung der Produktionsprozesse in großen Teilen der Wirtschaft<br />
werden. Im Zentrum dieses Umbruchprozesses steht die IT-Industrie, die als Lieferant der<br />
Schlüsseltechnologien dieser Entwicklung selbst in hohem Maße von den Umwälzungsprozessen<br />
betroffen ist.<br />
Die IT-Industrie versucht, sich dieser dynamischen Entwicklung zu stellen, indem sie ihr Produkt-<br />
und Leistungsspektrum grundlegend verändert und sich vermehrt um die Entwicklung<br />
und Vermarktung neuer Produkte und Leistungen bemüht. Im Zentrum dieser Bemühungen<br />
stehen weltweite Informations- und Kommunikationssysteme wie das Internet, das als global<br />
verfügbare Basisinfrastruktur zur zentralen Achse der Umgestaltung der Informations- und<br />
Kommunikationssysteme insgesamt wird. Um diese Entwicklung herum gruppieren sich die<br />
Unternehmen in den unterschiedlichen Marktsegmenten neu, und die IT-Industrie erhält als<br />
Ganze eine neue Kontur. Zwischen den einzelnen Segmenten entstehen immer engere<br />
Wechselbeziehungen, und es kommt zu deutlich hervortretenden „Verwischungen“ des Produkt-<br />
und Leistungsspektrums zwischen den Marktsegmenten. Hinzu kommt, daß die Grenzen<br />
zu den sog. Anwenderbranchen in manchen Bereichen fließend werden.<br />
3.1 Abgrenzung der IT-Industrie<br />
Eine eigenständige Branche „IT-Industrie“ wird gegenwärtig nicht in der Statistik ausgewiesen<br />
(vgl. Nordhause-Janz, Rehfeld 1999). In der aktuellen Diskussion entwickelt sich aber<br />
ein Konsens dahingehend, daß die IT-Industrie als eigenständiger Wirtschaftsbereich mit<br />
einer nicht zu unterschätzenden Bedeutung zu betrachten ist. Dennoch blieb eine einheitliche,<br />
positive Bestimmung dieses Gegenstands bislang aus (Seufert 2000).<br />
Die Schwierigkeiten der wirtschaftsstatistischen Zuordnung der IT-Industrie haben ihren Ursprung<br />
in einer grundlegenden Veränderung der Produktionsstrukturen. Hieraus resultieren<br />
zwei eng miteinander verbundene Ursachenkomplexe, die jeder für sich die Definition der IT-<br />
Industrie in spezifischer Weise bestimmen. Einerseits durchläuft dieses Wirtschaftssegment<br />
als „Lieferant“ der Schlüsseltechnologie neuer Produktionsformen selbst einen Umbruch, der<br />
zu viel grundlegenderen Verschiebungen der Produktions- und Arbeitsstrukturen führt, als<br />
dies in den Anwenderbranchen der neuen Technologien der Fall ist. Damit geraten die Abgrenzungen<br />
der IT-Industrie zu anderen Branchen sowie ihre Binnensegmentierung in Bewegung.<br />
Etablierte Abgrenzungen stimmen nicht mehr mit der realen Struktur der IT-<br />
Industrie überein. Diese objektiven Schwierigkeiten der wirtschaftsstatistischen Erfassung<br />
werden seit Mitte der 90er Jahre noch dadurch verstärkt, daß die IT-Industrie in der politisch<br />
motivierten Debatte um das Kommen der „Informations- oder Wissensgesellschaft“ aus verschiedenen<br />
Gründen zum „Hoffnungsträger“ der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung<br />
Seite 32 von 287 Andreas Boes: <strong>Zukunftsprojekt</strong> <strong>Mitbestimmung</strong>?