Zukunftsprojekt Mitbestimmung? - tuprints - Technische Universität ...
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und Leistungen geraten auch die Standards der Produktions- und Arbeitsprozesse (Löhne,<br />
Arbeitszeiten usw.) zueinander in Konkurrenz.<br />
3.2.2 Entwicklung des Telekommunikationsmarktes<br />
Die Vernetzung von Computersystemen in den Unternehmen sowie im öffentlichen Bereich<br />
gab wichtige Impulse für den Telekommunikationssektor. Dennoch ist dessen Entwicklung<br />
bis zum beschriebenen Umbruch Anfang der 1990er Jahre von einer eigenen Entwicklungslogik<br />
bestimmt. Die Telekommunikation stellt seit Beginn ihrer Entwicklung ein von der Informationstechnik<br />
getrenntes Feld dar. Ihr Fokus war von Anfang an die Sprachtelefonie. Mit<br />
dem Ziel der Schaffung einer öffentlichen Fernmeldeinfrastruktur bildete sich schon seit Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts ein eigenständiges Produktionssystem heraus.<br />
Der deutsche Telekommunikationsmarkt war bis zum Ende 1980er Jahre durch eine festgefügte<br />
„Arbeitsteilung“ zwischen Fernmeldemonopol und Herstellern geprägt, welche durch<br />
ein stabiles korporatistisches Akteurssystem unter Einbeziehung von Unternehmen, Gewerkschaften<br />
und staatlichen Institutionen getragen wurde (Lüthje 1997b, S. 150). Das „institutionelle<br />
Kernstück“ der Regulierung des Telekommunikationsmarktes in Deutschland<br />
bildeten die Beschaffungskartelle von Post und Fernmeldeindustrie. Die Bundespost besaß<br />
das Monopol für Telekommunikationsleistungen im nationalen Markt; sie stellte den<br />
Hauptabnehmer für die Telekommunikationshersteller dar. Die Marktanteile zwischen den<br />
„Hoflieferanten“ der Bundespost waren verhältnismäßig gut gegen ausländische Konkurrenz<br />
abgeschottet; wenige, große Unternehmen dominierten den Markt. Nach Angaben der Monopolkommission<br />
hielten beispielsweise vier Unternehmen einen Nachfrageanteil von 99 %<br />
der Deutschen Bundespost im Segment Vermittlungstechnik. Dies waren Siemens mit 46 %,<br />
SEL mit 30 %, DeTeWe mit 14 % und T&N, eine AEG-Tochter, mit 10 % (ebd., 150ff.).<br />
Im Gegensatz zum Markt für Computertechnologie war jener für Telekommunikationstechnologie<br />
bis zum Ende der 1980er Jahre wesentlich von deutschen Großunternehmen (Siemens,<br />
AEG) bzw. von deutschen Unternehmen, die in ausländische Konzerne integriert waren<br />
(SEL als Teil von ITT und später Alcatel), bestimmt. Sie hatten mit ca. 30 % eine, verglichen<br />
mit der deutschen Computerindustrie, hohe Exportquote und auf dem Weltmarkt eine<br />
führende Stellung. Siemens beispielsweise war im Jahre 1980 hinter Western Electric (USA)<br />
mit einem Weltmarktanteil von 31 % und ITT (USA) mit 16 % die Nummer Drei im Weltmarkt<br />
der Telekommunikationsausrüster mit 13 % Marktanteil (Lüthje 1997a, S. 43).<br />
Eine grundlegende Veränderung des Telekommunikationsmarktes und des damit verbundenen<br />
Beziehungsgeflechts wurde durch die „Digitalisierung“ der Telekommunikationsleistungen<br />
eingeleitet. Seit Anfang der 1970er Jahre beginnen grundlegende technische Innovationen<br />
die internationalen Märkte für Telekommunikation zu beeinflußen. Von Bedeutung waren<br />
hier die Digitalisierung der Fernmeldevermittlung von elektromechanischer Basis auf computergesteuerte<br />
Wahlverfahren, die Veränderung der Fernmeldeübertragungstechnik durch<br />
Glasfaserkabel und Satelliten und die Verwendung von mikroelektronischen Bauelementen<br />
(in den 1980er Jahren). Diese Innovationen leiteten die Digitalisierung der Telekommunikati-<br />
Seite 50 von 287 Andreas Boes: <strong>Zukunftsprojekt</strong> <strong>Mitbestimmung</strong>?