Zukunftsprojekt Mitbestimmung? - tuprints - Technische Universität ...
Zukunftsprojekt Mitbestimmung? - tuprints - Technische Universität ...
Zukunftsprojekt Mitbestimmung? - tuprints - Technische Universität ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Expertenmeinungen wurde der Einsparungseffekt bei den Schulungen der Programmierer<br />
auf 30 bis 50 % quantifiziert (Fischer 1967, S. 412). Angesichts des in dieser Zeit schnell<br />
wachsenden Personalbedarfs erleichterte dies die Qualifizierung von Fachkräften erheblich.<br />
Der wachsenden Bedeutung der Software entspricht ein zunehmender Kostenanteil gegenüber<br />
der Hardware. 20 Während im militärischen Bereich aufgrund der höheren Komplexität<br />
der Programme schon viel früher Methoden der ingenieursmäßigen Erstellung von Software<br />
befördert wurden, wird nun auch die Programmierung im zivilen Bereich zum Gegenstand<br />
von Professionalisierungsmaßnahmen. Diese äußern sich insbesondere in der Verwendung<br />
von Sprachen der 3. Generation sowie in der Forderung nach dem Einsatz von Methoden<br />
der Softwareentwicklung. Dadurch änderte sich die Arbeit des Programmierers grundlegend.<br />
Ähnelte seine Tätigkeit in der Anfangsphase noch mehr der eines „Künstlers“, so erfuhren<br />
seine Arbeitsbedingungen durch den Einsatz problemorientierter Sprachen sowie der Methoden<br />
des Software Engineering einen deutlichen Wandel in Richtung auf ein planvolles,<br />
ingenieurmäßiges Vorgehen. In gleichem Maße wurde der „Ingenieur“ anstelle des „Künstlers“<br />
als Leitvorstellung des Softwareentwicklers propagiert (vgl. Hartmann 1993; Baukrowitz<br />
u.a. 1994; Boes u.a. 1995).<br />
Die Integration von computergestützten Informationssystemen erzeugte neuartige Probleme<br />
der Strukturierung von Daten und Informationen. Dies verdeutlicht das Aufkommen von Methoden<br />
zur Daten- und Funktionsmodellierung. Bisher waren die auf Computern verwalteten<br />
Bereiche der Informationssysteme einerseits marginal und andererseits weitgehend abgekapselt.<br />
Vereinzelte Bestrebungen zur Integration von Informationssystemen auf dem Computer<br />
hatten marginale Bedeutung. Seit Mitte der 1960er Jahre veränderte sich dies grundlegend.<br />
Die Integration unterschiedlicher Daten in gemeinsame Datenbanken verdeutlicht dieses<br />
neue Niveau. Die über Computer bewältigten Informationsverarbeitungsprozesse erreichten<br />
so ein bisher nicht gekanntes Maß an Interdependenz und Komplexität. Dies war die<br />
Grundlage für die Verbreitung von Methoden zur Daten- und Funktionsanalyse. Übergreifend<br />
bildete sich auf dieser Grundlage eine neuer Bereich der sich gerade formierenden Computerwissenschaft<br />
heraus, die Systemanalyse.<br />
In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre gewinnt die Systemanalyse zunehmende Bedeutung<br />
in den Fachzeitschriften und vereinzelt auch in der betrieblichen Praxis. Der Systemanalytiker,<br />
so Steinbuch, sei gar zu einem „gesuchten Beruf“ (Steinbuch 1967, S. 447) geworden.<br />
Mit dem Aufgabenbereich Systemanalyse wurde über den Bereich der Programmierung, der<br />
bisher sowohl die konzeptionelle als auch die operative Seite der Erstellung von Computerprogrammen<br />
übernommen hatte, ein Funktionsbereich begründet, der sich im wesentlichen<br />
mit der Umsetzung von konkreter Realität in formalisierbare Modelle befaßte. Dies war eine,<br />
im Vergleich zur Programmierung, sehr viel theoriehaltigere Aufgabe, die nicht ohne eine<br />
wissenschaftliche Grundqualifikation bewältigt werden konnte.<br />
20 Dies war bedeutsam, weil in dieser Zeit der wachsende Anteil der Personalkosten am Budget der<br />
EDV-Abteilungen verstärkt in die Kritik geriet: das Preis-Leistungsverhältnis bei der Hardware verbesserte<br />
sich in den letzten Jahren deutlich, während die Personalkosten, insbesondere ausgelöst<br />
durch die zunehmende Komplexität der Softwareerstellung, weiter stiegen (Fischer 1967, S. 416).<br />
Lag bei den ersten Computern der Kostenanteil der Software bei ca. 20 %, so betrug er Ende der<br />
60er Jahre bereits ca. 50 % (Lindner u.a. 1984, 147).<br />
Seite 40 von 287 Andreas Boes: <strong>Zukunftsprojekt</strong> <strong>Mitbestimmung</strong>?