Pirouette No. 06/2020 Juli + August

Foto: Lambiel
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Die Initiative war ein voller Erfolg. Tausende von
Zuschauern verfolgten die live auf dem ISU Skating
Kanal bei Youtube übertragenen Trainingseinheiten
mit so bekannten (Ex-)Läufern wie
Stéphane Lambiel, Aljona Savchenko, Ondrej
Hotarek, Jeremy Abbott und anderen Experten.
Die Videos sind weiterhin kostenlos auf dem Kanal
verfügbar. Die Eiskunstlauf-Trainingsserie
deckt verschiedene Bereiche wie Kraft, Balance,
Beweglichkeit, Körperbewusstsein ab. Es gibt
spezielle Übungen für den Paarlauf, modernen
Tanz, Dehnen und sogar Übungen in Schlittschuhen
ohne Eis. Jede Einheit dauert etwa eine
Stunde und eingeblendet sind nicht nur die
Trainer, sondern auch Läufer aus aller Welt, die
ebenfalls mitmachen. „Wir haben in unserer
Schule zwei Krafttrainingseinheiten pro Woche
und ich wollte mit der ganzen Welt teilen, was
wir machen“, sagte der zweimalige Weltmeister
Lambiel, der Cheftrainer seiner privaten „Skating
School of Switzerland“ in Champéry ist. Er
betreute zwei Einheiten. Olympiasiegerin Aljona
Savchenko beteiligte sich mit einem intensiven
Work Out für den ganzen Körper.
Der frühere Paarläufer und EM-Medaillengewinner
Ondrej Hotarek vom IceLab Bergamo in Italien
moderierte unter anderem das Training „Balance
und Beweglichkeit auf Schlittschuhen“.
„Während der Quarantäne haben wir versucht,
unsere Sportler zu motivieren, damit sie sich darauf
konzentrieren, für die Rückkehr auf das Eis
in Form zu bleiben“, meinte Hotarek. „Wir haben
gelernt, mit dem zu improvisieren, was wir zu
Hause haben, und es zu unserem Vorteil zu nutzen.
Es war Franca Bianconis Idee, ein Training
auf Schlittschuhen außerhalb vom Eis zu machen.
In Bergamo haben wir viele Trainer und
Tatiana Kapustina ist Spezialistin für off ice. Sie
war die Trainerin hinter allen diesen Übungen,“
fuhr Hotarek fort, der die Übungen erklärte und
demonstrierte. „Wir wollten ein paar bekannte
Läufer mit einbringen, damit sie die anderen in
dieser schweren Zeit inspirieren. Wir hatten
auch ein paar Minuten zum Reden und konnten
allen unsere Leidenschaft für den Eiskunstlauf
sogar in der Zeit des Lockdowns zeigen.“
»Keep Training!«
ISU-Serie setzt Signale für die Zukunft
Während weltweit das Training auf dem Eis wegen der Pandemie
zum Erliegen kam, waren die Eisläufer und Trainer nicht untätig,
wie die Pirouette bereits in der vergangenen Ausgabe berichtete. Auch
die ISU wollte ihren Teil dazu beitragen, die Sportler beim zwangsweisen Heimtraining
zu unterstützen und rief von April bis Juni in Zusammenarbeit mit den Exzellenzzentren
in Oberstdorf, Champéry und anderen Orten von April bis Juni eine Serie
von online Trainings ins Leben – für Eiskunst- und Synchronlauf, aber auch für Eisschnelllauf
und Short Track.
Gerade die Idee, außerhalb vom Eis Übungen in
Schlittschuhen zu machen, klingt zunächst sehr
ungewöhnlich, aber Hotarek kann erklären, was
das bringt: „Ich halte es für sehr hilfreich, wenn
die Läufer ihre Schlittschuhe benutzen, selbst
wenn sie aus irgendeinem Grund nicht auf dem
Eis sein können. Ich denke, das ist mehr mental
als physisch. Du kannst dich in Form halten, aber
das Gefühl deiner Schlittschuhe ist einzigartig.“
Als die Eishallen schlossen, mussten die Trainer
sich rasch etwas ausdenken, und genau das haben
sie getan. „Wir richteten eine online Trainingseinheit
ein, um in Form zu bleiben und
auch um den Kontakt zu halten“, sagte Lambiel.
„Die Gruppe zeigte Solidarität und die Arbeit hat
uns dabei geholfen, den Mut nicht sinken zu
lassen.“ Das Athletik- und Krafttraining war unter
diesen besonderen Umständen noch wichtiger
als sonst. „Die Arbeit zur Stärkung der Muskeln
ist für Sportler unerlässlich“, betonte Lambiel.
„An der Koordination und der Bewegung
durch Übungen wie Pilates und Tanz musste
auch gearbeitet werden. Ich ermutige alle Läufer
dazu, Sprungtraining und eislaufspezifische Rotationsübungen
zu machen. Kardio muss man
auch einbeziehen. Eiskunstlauf ist eine Sportart,
die viele körperliche und künstlerische Fähigkeiten
voraussetzt, und ich war beeindruckt zu sehen,
wie meine Sportler in autonomer und intelligenter
Art und Weise aktiv blieben.“
Ondrej Hotarek stimmte zu: „Ich würde sagen,
dass es wichtig ist, sich in so einer Situation zu
beschäftigen, aber auch neue Dinge auszuprobieren,
eine neue Herangehensweise an das
Training zu finden, eine Yoga-Stunde, eine
Dehn-Stunde, eine Tanzeinheit zu absolvieren,
in dem Wissen, dass alle diese Fähigkeiten dir
helfen werden, ein besserer Sportler zu werden.“
Online Training war eine neue Erfahrung für viele
Trainer, aber sie nahmen die Herausforderung an.
„Für mich war es das erste Mal, online zu unterrichten
und ich gebe zu, es machte mich nervös“,
verriet Hotarek. „Ich wollte den Läufern einige
gute Übungen vermitteln, aber sie auch unterhalten
und ihnen positive Energie mitgeben. Das
Ziel war es, dass jeder mitmachen und es ausprobieren
kann. Vom Anfänger bis zum hohen Niveau
sollte jeder etwas Nützliches finden.“
Elizaveta Tuktamysheva, die Welt- und Europameisterin
von 2015, war eine Top-Läuferin, die
das Angebot der ISU nutzen. „Ich habe zugeschaut
und Stéphanes Übungen waren sehr interessant“,
sagte sie. Ebenfalls dabei waren bekannte
Läufer wie Deniss Vasilijevs, Matteo Rizzo,
Shoma Uno, Satoko Miyahara und Paarläuferin
Vanessa James. Man sah dazu deutsche
Läufer wie Aya Hatakawa, Elena Pavlova und
Ruben Blommaert. „Die Tatsache, dass die Exzellenzzentren
ihr Wissen teilen und die Läufer,
Trainer und Fans aus aller Welt inspirieren, ist
sehr motivierend“, betonte Lambiel und dankte
der ISU für die Initiative. Die Idee war aus der
Not geboren, aber die nun gesammelte Erfahrung
ist nützlich für die Zukunft und wird dabei
helfen, online Trainingsmethoden weiter zu entwickeln.
„Ich denke, wir sollten das in der Zukunft
mehr nutzen. Es ist eine tolle Gelegenheit,
diese Trainingseinheiten mit der ganzen Welt zu
teilen und Menschen aus verschiedenen Schulen
zusammenzubringen. Ich werde mit Sicherheit
versuchen, diese Unterrichtsstunden zu verbessern,
damit sie für das tägliche Training genutzt
werden“, kommentierte Hotarek. „Die ISU hat
ein E-Learning Konzept, das immer wichtiger
wird. Das muss in der Zukunft weiterentwickelt
werden“, schloss Lambiel. Tatjana Flade
Die Videos sind auf dem Youtube Kanal Skating
ISU abrufbar:
www.youtube.com/user/SkatingISU/videos
ISU-Serie „Keep Training!“