Pirouette No. 06/2020 Juli + August

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Spitzeneiskunstlauf in Telfs
Lambiels Sommertraining mit Paganini, Vasiljevs, Shimada, Zandron
Ein Bericht von Tatjana Flade unter Mitarbeit von Irene Probst
»
Alexia Paganini:
Telfs in der Nähe von Innsbruck hat
sich schon seit einiger Zeit über Österreich
hinaus einen Namen als Eislaufzentrum
gemacht. Die in einem modernen
Sportzentrum gelegene Halle bietet
in der Tat beste Voraussetzungen für das
Training auf und neben dem Eis. Daher
ist es kein Wunder, dass ein renommierter
Trainer wie Stéphane Lambiel hier öfter
ein Trainingslager abhält. Der zweimalige
Weltmeister war Mitte Juli für
zwei Wochen mit seiner „Skating School
of Switzerland“ zu Gast und brachte seine
bekannten Schüler Deniss Vasilijevs
und Koshiro Shimada, die im Mai zu ihm
gewechselte Alexia Paganini, Shaline
Rüegger sowie weitere Läuferinnen und
Läufer mit. Nur Shoma Uno, der seit dem
vergangenen Spätherbst bei Lambiel ist,
konnte wegen der Reisebeschränkungen
bisher noch nicht aus Japan zurückkehren.
Satoko Miyahara, die aktuell in Toronto
trainiert, wollte zur Choreographie
Ende Juli in die Schweiz kommen, aber
aus Sorge, dass sie nicht wieder nach Kanada
darf, blieb sie vorerst dort. Shimada
ist bereits das dritte Jahr bei Lambiel und
hat eine Aufenthaltsgenehmigung für die
Schweiz, so dass er einreisen durfte.
In Telfs galten im Juli wie Deutschland die üblichen
Sicherheitsmaßnahmen. Nur Läufer und
Trainer durften in die Halle (Besucher wie von
der Pirouette mussten sich vorher anmelden)
und beim Betreten desinfizierte man sich erst
einmal die Hände. Die Maskenpflicht galt zum
„In der Quarantäne dachte ich über meine
Karriere und diese Dinge nach. Ich wollte
mein Trainingsumfeld verändern, ich wollte
einfach einen Wechsel. Ich kam nach Champéry,
weil mir gefiel, dass es eine Schule ist
und wie die Gruppe zusammenarbeitet. Wir
haben Unterricht auf dem Eis, neben dem Eis
und alles wird für uns organisiert. Das ist
nicht wie in den USA, wo du dein eigenes
Zeug zusammenstellst. Ich kam zunächst
wegen Corona her, denn ich hatte in den
USA keine Trainingsmöglichkeit. Ich trainierte
einen Tag mit der Schule und es gefiel mir
so, dass ich Stéphane gefragt habe, ob er
mich nimmt. Und er sagte ja! Ich arbeite
sehr gerne mit Stéphane, weil er ein sehr
gutes Verständnis dafür hat, wie Läufer denken
und fühlen. Seine Stärke ist es, dass er
weiß, wie er aus jedem von uns individuell
das Beste herausholen kann. Für mein KP
wollte ich dieses Jahr etwas cooles, langsames
und jazziges. Mir gefiel sehr die Kür von
Madison Hubbell und Zachary Donohue zu
diesem Lied („Caught Out in the Rain“ von
Beth Hart), das war der Stil, nach dem ich
gesucht habe. In der Kür ist ein Teil aus dem
Film „Hable con ella“ und der zweite Teil ist
„Le di a la caza alcance“ von Estrella Morente
und Michael Nyman. In vielen Programmen
hatte ich nicht diese präzisen
«
Bewegungen
und meine Arme sind etwas schlampig,
und in diesem Programm sind viele Bewegungen
sehr präzise und sehr besonders.
Für mich ist es wichtig, dass jede Bewegung
verfeinert ist und ich jede Bewegung zu
Ende bringe, daher haben wir dieses spanische
Thema genommen. Stéphane und Salomé
haben die Programme choreographiert.“
Zeitpunkt des Besuchs
in Österreich nur noch
in öffentlichen Verkehrsmitteln,
aber die
Pirouette kam mit Maske
und trug sie bei allen
Interviews, obwohl die
bei schönstem Sonnenschein
draußen stattfanden.
Niemand sollte sich Sorgen vor einer
Ansteckung machen müssen.
Auf dem Eis arbeiteten die Sportler mit Lambiel,
Choreographin Salomé Brunner und dem Amerikaner
Robert Dierking, der ebenfalls zum Trainerteam
der Schule gehört. Die erste Einheit war
der Laufschule gewidmet, danach übten die
Sportler Elemente und Programme. Lambiel demonstrierte,
korrigierte, motivierte. Dierking half
bei Sprungübungen mit der Longe. Im Anschluss
an das Eistraining heizte Tanztrainerin Khoudia
Toure den Läufern kräftig ein. Alle waren mit
Enthusiasmus bei der Sache. In kürzester Zeit
hat sich Alexia Paganini in die Gruppe integriert,
wie Lambiel berichtete. Und auch die Schweizer
Meisterin bestätigte, dass sie sich wohl fühle.
(siehe Kommentar links)
Deniss Vasiljevs ist schon seit 2016 bei Lambiel
und hat sich einen Namen als ausdrucksstarker
Läufer gemacht. Der populäre Lette blieb während
des Lockdowns die ganze Zeit in der
Schweiz und riskierte so nicht, wegen der Reisebeschränkungen
in Lettland festzusitzen.
(siehe Kommentar S. 8) Vasilijevs neue Programme
sind fertig, aber er wollte die Musik
nicht verraten und sagte nur, dass er in der Kür
eine neue Seite von sich zeige und mit einer
Primaballerina gearbeitet habe. Das KP wiederum
sei patriotisch, denn der Musiker komme
aus Lettland. Als Hauptziel für die Saison nennt
der bald 21-Jährige, dass er einen Vierfachsprung
ins Programm einbauen will.
Der Japaner Koshiro Shimada (18), der vor drei
Jahren zu Lambiel kam und ab Ende März zwei
Monate lang in Japan war, bevor in die Schweiz
zurückkehrte, erzählte dagegen sehr gerne und
begeistert von seinen Programmen. (siehe Kommentar
Seite 8)
Juli-Training in Telfs
Sommertraining
Die Trainingsgruppe um
Stéphane Lambiel, Foto: Flade