03.03.2021 Aufrufe

Routenführer der Herzschlaufen 2021

Die Schweiz entdecken per E-Bike. Die Veloland-Route 99 führt vom Bodensee zum Genfersee in 13 Tagesetappen quer durch die ganze Schweiz. Eine wunderbare Route abseits vom Verkehr durch die schönsten Regionen der Schweiz. Die Veloland-Routen Herzschlaufe Sense (299), Herzschlaufe Napf (399), Herzschlaufe Seetal (599) und neu Herzschlaufe Burgdorf (899) erweitern die "Original-Herzroute" ideal und verzaubern mit idyllischen Landschaften. Radwandern für Geniesser - jetzt auf mehr als 1000km!

Die Schweiz entdecken per E-Bike. Die Veloland-Route 99 führt vom Bodensee zum Genfersee in 13 Tagesetappen quer durch die ganze Schweiz. Eine wunderbare Route abseits vom Verkehr durch die schönsten Regionen der Schweiz. Die Veloland-Routen Herzschlaufe Sense (299), Herzschlaufe Napf (399), Herzschlaufe Seetal (599) und neu Herzschlaufe Burgdorf (899) erweitern die "Original-Herzroute" ideal und verzaubern mit idyllischen Landschaften. Radwandern für Geniesser - jetzt auf mehr als 1000km!

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Die Eidgenossen

Eine kleine Einführung für ausländische Gäste

167

Die Schweiz ist so schön, dass eine

vernünftige Annäherung fast nicht

möglich ist.

Normale Staaten haben Bürger, die Schweiz hat Eidgenossen. Diese subtile Erweiterung

des gesellschaftlichen Wir-Gefühls mag im ersten Moment nostalgisch, ja reichlich

mirakulös anmuten, bei näherer Betrachtung stellt der Besuchende des Alpenlandes

aber fest, dass in der Tat ein geringer sozialer Gen-Defekt vorliegt, der nicht hinlänglich

erklärt werden kann. Natürlich wissen wir, dass im ausgehenden 13. Jahrhundert eine

erste Task-Force gegen das organisierte Verbrechen (Die Habsburger) gebildet werden

musste, auf die sich heute das ganze Gefüge der Schweiz abstützt, zumindest mental.

Diese geschichtliche Eindeutigkeit, fussend auf einem Treueschwur im Nieselregen, ist

eine der Schwächen und Stärken des Alpenlandes. Die Stärke besteht darin, dass die

Schweizer nach wie vor den Eindruck haben, dass sie irgendwie unverwundbar sind,

da sie ihr Überleben in der 700-jährigen alpinen Sozial-Quarantäne immer so gedeutet

haben. Sie haben Erdrutschen, Lawinen, Elefanten

und dem Schwerverkehr getrotzt und leben heute

noch. Das ist eine Leistung, wenn man bedenkt, dass

bis auf Bergkristalle in der alpinen Ödnis eigentlich

nichts wächst.

Die Schwäche ist darin zu suchen, dass sie zu fast

nichts zu gebrauchen sind, da sie sich immer wieder

zurückziehen, wenn es um wichtige Dinge wie Weltkriege

oder Europäische Unionen geht. Sie leben mit

der Haltung, dass es sich in den meisten Fällen um unausgegorene

Konzepte handelt, die zuerst eine mehrhundertjährige

Bewährungsphase zu absolvieren haben,

um ihren Ansprüchen an Praktikabilität und

demokratischer Bodenhaftung zu genügen, womit wir

beim Thema wären, das viele für das Kernelement helvetischer

Harmonie halten, –kurz nach dem Käsefondue

versteht sich–: Die Demokratie. Sie ist in der Tat

eine erstaunliche kulturelle Blüte, die hier in einer Version

gepflegt wird, die jedem Diktator oder Hobby-Despoten den Schweiss in den Nacken

treibt. So sind Eidgenossen befugt, irgendeine Frage zu stellen, auf dass diese

dem ganzen Volke vorgelegt werden muss, –lächerliche 100‘000 Unterschriften vorausgesetzt.

Diese werden in der Regel schnell erreicht, da die Schweizer aufgrund der

hohen Berge noch immer keinen Fernsehempfang haben und froh sind um jede Art gesellschaftlicher

Themenbildung. So stimmt man denn ab über Kuhhörner, Zweitwohnungen,

Kirchturmspitzen, richtige und falsche Ausländer und ein paar weitere Details

des gesitteten Zusammenlebens.

Bereist man heute die Schweiz, erkennt man, mit welcher Hingabe die Eidgenossinnen

und Eidgenossen trotz ihrer schwierigen Ausgangslage eine Art Normalität anzubieten

versuchen. Sie bemühen sich, dem Gast in einer dem Deutschen recht ähnlichen

Schriftsprache kommunikativ nahe zu treten. Sie fahren zudem rechts, haben ebenfalls

das Grün als Farbe der freien Fahrt bei Ampeln anerkannt und schenken neben Vollmilch

an Tankstellen auch Benzin aus. Muss man sich mit ihnen verbal austauschen,

wird es etwas kniffliger. Die Sprache ist auf dem Stand der mittelhochdeutschen Gaumenverschiebung

stehengeblieben, versetzt mit französisch und italienisch anmutenden

Bruchstücken, die man damals einbaute, um die Nachbarländer milde zu stimmen,

nachdem man sie mit inzwischen verbotenen Kampfmethoden demoralisiert

hatte. Auch die Flagge weist mit ihrer quadratischen Form von der Norm ab und soll Gerüchten

zufolge aus der Kombination von vier Sackgasse-Schildern entstanden sein,

Symbol für das jähe Ende praktisch aller Strassen im Alpenraum. Sicherlich ist es kein

Erste-Hilfe-Zeichen, wie viele vermuten, und wahrscheinlich auch kein Plus-Zeichen,

obwohl das beim stetig wachsenden Kontostand ihrer Banken eigentlich denkbar wäre.

Aufgrund dieser Eigenheiten hat die Schweiz erst wenig von ihrem exotischen Charme

eingebüsst. Kaum eine andere Tour ins europäische Umland kann so viele kulturelle Überraschungen

präsentieren wie das kleine Helvetien. So

hat man hier nach wie vor kein Frauenstimmrecht (nach

Redaktionsschluss hinzugekommen, Anmerkung des

Lektorats), wenig Arbeitslose (der letzte bekannte ist inzwischen

fast 80-jährig) und Käsesorten, die sich nur mit

einem Giftschein erwerben lassen. So gesehen löst die

Schweiz bei den meisten europäischen Touristen dieses

leicht erheiterte Schmunzeln hervor, das erst dann ermattet,

wenn man Kaffee mit Kuchen bezahlen muss

oder eine Mittellinie überfahren hat.

Was nun wirklich Dichtung und was Wahrheit ist, wissen

die Schweizer selber nicht mehr. Sie erinnern sich,

dass es diesen Schwur gab, der damals zur Gründung

einer genossenschaftlichen Selbtshilfeorganisation

geführt hat, sehen sich aber keinesfalls als Vorläufer

des Kommunismus. Sie haben im Gegenteil den Eindruck,

dass bei ihnen eine Art veredelter Anarchismus

am Werke sei, den sie liebevoll als «gesunden Menschenverstand»

umschreiben und sich damit über so Einiges hinwegsetzen, was in den

700 Jahren nach besagtem Nieselregen als zivilisatorische Errungenschaft in Europa

Einzug gehalten hat.

Das Ganze könnte als Happy-End in die Geschichte eingehen, wären die lieben Voralpenpatrioten

nicht dieser unschönen Droge anheim gefallen, die bei ihnen praktisch legal

gehandelt und in Massen verfügbar ist: Geld. Anfangs neben Ovomaltine als Stärkungsmittel

verabreicht, entwickelte «Geld» bald irreversible Nebeneffekte wie

Selbstüber-schätzung und Herzträgheit. Zwar hat man inzwischen Strategien gegen

diese Substanz entwickelt, doch darf der Kampf noch lange nicht als ausgestanden

gelten. Drogenberatungsstellen im ganzen Land motivieren die Menschen, ihr Geld sicher

anzulegen und es so dem Konsum zu entziehen. Man spricht gar von Tiefenlagern,

wo diese Droge verwahrt werden soll, zu inerten Barren verschmolzen und vor

Zugriff geschützt. Am besten meidet man das Thema, gibt den Schweizern aber auch

nicht ständig das Gefühl, teuer zu sein. Man muss sie nehmen, wie sie sind.

Der Mythos der Schweiz geht auf

den Rütlischwur zurück, der bis

heute nachwirkt.

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