PT-Magazin 1-2 2021
Offizielles Magazin der Oskar-Patzelt-Stiftung. Titelthema: Ermutigung.
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www.piqsels.com<br />
© Ruth Bourgois/ Welthungerhilfe<br />
Dr. Sascha Genders<br />
stv. Hauptgeschäftsführer<br />
IHK Würzburg-Schweinfurt<br />
Über den Autor<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 1-2 <strong>2021</strong><br />
nicht ohne Grund sprechen sich auch<br />
namhafte große Betriebe für ein derartiges<br />
Gesetz aus. Deren Anpassungsanforderungen<br />
dürften kaum merklich ausfallen.<br />
Ein dritter und letzte kritisierte Aspekt<br />
3 ist derjenige, dass eine derartige Regelung<br />
ausschließlich europäisch, im besten<br />
Falle weltweit Sinn macht. Nationale<br />
Alleingänge würden ausschließlich zu<br />
einer Belastung im Sinne des Mehraufwands<br />
der in Deutschland ansässigen<br />
Unternehmen führen. Im EU-Ausland<br />
oder andernorts auf der Welt produzierte<br />
Produkte, die wiederum nach Deutschland<br />
importiert werden, würden nicht<br />
den Anforderungen unterliegen.<br />
Lange strittig im politischen Diskurs war<br />
die Frage der Haftung im Rahmen der<br />
Lieferkette. Argumentiert wurde zurecht,<br />
dass eine (zivilrechtliche) Haftung von<br />
Unternehmen für das Handeln Dritter<br />
problematisch sei. Nicht nur sind Möglichkeiten<br />
zur Einflussname auf Dritte<br />
unterschiedlich, vielmehr sind Lieferketten<br />
in ihrer Gesamtheit schlicht nicht<br />
immer transparent genug. Anstelle des<br />
potenziellen Risikos wäre die Schlussfolgerung<br />
vieler Unternehmen gewesen,<br />
eher auf Geschäfte zu verzichten – gerade<br />
für die exportorientierte Wirtschaft in<br />
Deutschland ein Nachteil.<br />
Gutes Unternehmertum in Fokus<br />
nehmen!<br />
Zum Abschluss folgende Anmerkung:<br />
Was ist der Kern des Gesetzes? Es geht<br />
um „gutes“ Unternehmertum. Die Wahrnehmung<br />
unternehmerischer Verantwortung<br />
mit Blick auf das unternehmerische<br />
Kerngeschäft – man kann auch von Nachhaltigkeit<br />
oder Corporate Social Responsibility<br />
(CSR) sprechen – ist neben der Digitalisierung<br />
des Megathema unserer Zeit.<br />
Unternehmen müssen sich – wollen Sie<br />
zukünftig erfolgreich wettbewerbsfähig<br />
oder in bestimmten Märkten aktiv sein –<br />
mit den Folgen des eigenen Handelns für<br />
die relevante Gesellschaft beschäftigen.<br />
Anlass für die Befassung mit Nachhaltigkeit<br />
aus Sicht von Unternehmen sind<br />
hierbei Marktmechanismen, aber auch<br />
der Hebel der Ordnungspolitik – ebenda<br />
das Lieferkettengesetz. Die Nutzung ordnungspolitischer<br />
Instrumente hat hierbei<br />
deutlich an politischer Attraktivität<br />
gewonnen. Eine im Vergleich eher immer<br />
mehr vernachlässigte Lösung ist diejenige,<br />
nicht per se von Negativverhalten<br />
der Wirtschaft auszugehen und in Folge<br />
dessen mittels Ordnungspolitik korrigieren<br />
zu wollen. Es besteht vielmehr auch<br />
die Möglichkeit, zunächst zu erkennen,<br />
dass der große Anteil der Unternehmen<br />
von sich aus verantwortungsvoll agiert –<br />
denken Sie an die zahlreichen erfolgreichen<br />
Familienunternehmen hierzulande,<br />
für die das Leitbild des ehrbaren Kaufmanns<br />
mehr ist als nur Imagepflege. Die<br />
Wirtschaft ist sich im Kern – bei allen<br />
schwarzen Schafen – ihrer Verantwortung<br />
bewusst. Dies gilt es stets zu betonen<br />
und final anstelle der Regulatorik darüber<br />
hinaus eben auf Eigenverantwortung<br />
und Märkte zu setzen. Ordnungspolitik<br />
sollte dazu dienen, Rahmenbedingungen<br />
für Märkte zu schaffen. Aber nicht den<br />
Marktmechanismus ersetzen! ó