PT-Magazin 1-2 2021
Offizielles Magazin der Oskar-Patzelt-Stiftung. Titelthema: Ermutigung.
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<strong>PT</strong>-MAGAZIN 1-2 <strong>2021</strong><br />
ditnehmer verfügen über eine große<br />
Gemeinsamkeit: Sie denken unternehmerisch<br />
und richten Investitionsentscheidungen<br />
langfristig aus. Mitunter erkennt<br />
der Firmeninhaber Parallelen zur eigenen<br />
unternehmerischen Praxis, die in die<br />
Investitionsentscheidung einfließen können.<br />
Detailprüfung statt Schnellschüsse<br />
So verlockend die Renditechancen auch<br />
sind, so elementar ist eine detaillierte<br />
Prüfung aller Risiken. Der Zugang zu<br />
Private Debt erfolgt über Direktinvestitionen<br />
oder private Kreditfonds, die ihre<br />
zuvor von Investoren eingesammelten<br />
Fondsmittel als Kredite an Unternehmen<br />
bereitstellen. Laut Erhebungen<br />
des Marktforschers Preqin hat sich das<br />
Volumen der europäischen Private-Debt-<br />
Engagements seit 2014 auf ca. 180 Milliarden<br />
Euro verdoppelt. Da die klassische<br />
Unternehmensfinanzierung über Banken<br />
weiter an Bedeutung verliert, wird der<br />
Private-Debt-Markt weiter an Volumen<br />
gewinnen.<br />
Finanzwirtschaftlich sind insbesondere<br />
die Bereiche Direct Lending und Distressed<br />
Debt von Bedeutung. Direct Lending<br />
sind erstbesicherte Darlehen oder<br />
Unitrranchen, eine Kombination aus vorrangigen<br />
und nachrangigen Fremdkapitalkomponenten.<br />
Sie kennzeichnet ein<br />
höheres Risiko als eine klassische Bankfinanzierung.<br />
Bei Distressed Debt handelt<br />
es sich um leistungsgestörte schuldrechtliche<br />
Ansprüche, wie zum Beispiel besicherte<br />
Darlehen, Anleihen oder Schuldscheine,<br />
bei denen eine vollständige<br />
Rückzahlung aktuell gefährdet ist.<br />
Bei Direct Lending liegt der Fokus auf<br />
der Vermeidung von Kapitalverlusten bei<br />
gleichzeitig möglichst sicheren und planbaren<br />
Renditen. Währenddessen ist Distressed<br />
Debt eher spekulativ und auf Renditemaximierung<br />
ausgerichtet.<br />
Eine Anlage in Private Debt geht mit<br />
vielfältigen Risiken einher. Die tatsächliche<br />
Risikobeurteilung aber ist sehr unterschiedlich<br />
und hängt maßgeblich von der<br />
individuellen Anlagestrategie ab. Es ist zu<br />
prüfen, ob das Einzelengagement sinnvoll<br />
ist und ob es zur Gesamtstrategie passt.<br />
Beispiel Mezzaninefinanzierung eines<br />
Immobilienprojekts<br />
Ein renommierter Projektentwickler<br />
plant die Erstellung einer Wohnimmobilie<br />
in Berlin-Mitte. Eine Baugenehmigung<br />
liegt vor und ein Generalunternehmen<br />
steht bereit. Der Verkauf des schlüsselfertigen<br />
Vermietungsobjektes an ein Versorgungswerk<br />
ist bereits in trockenen<br />
Tüchern.<br />
Der Projektentwickler besitzt eine<br />
Finanzierungszusage von 80 Prozent im<br />
Rahmen eines Bankkredits. Eine Teilfinanzierung<br />
in Höhe von 10 Prozent soll mit<br />
Private Debt durch einen privaten Kreditgeber<br />
erfolgen. Vorteil für den Projektentwickler:<br />
Die Mezzanine-Tranche ersetzt<br />
i.d.R. einen Großteil des vom finanzierenden<br />
(Kredit-)Institutes geforderten<br />
Eigenkapitals. Vor einem Invest sind<br />
neben der aktuellen Situation auf dem<br />
Berliner Wohnungsmarkt, alle Verträge<br />
und die Projektkalkulation eingehend zu<br />
prüfen. Dazu zählen auch die Marge des<br />
Projektentwicklers und alle anfallenden<br />
Gebühren. Daneben bestehen noch Risiken<br />
wie Kostenüberschreitungen, verspä-