PT-Magazin 1-2 2021
Offizielles Magazin der Oskar-Patzelt-Stiftung. Titelthema: Ermutigung.
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64 Lifestyle | Auto<br />
Was Ihr VOLT oder nicht VOLT<br />
E-Auto versus E-Auto.<br />
Pro: Wilhelm Garth contra Prof. Arnd Joachim Garth.<br />
Das Interview führte Liz Geithner.<br />
© Audi AG<br />
Wilhelm Garth<br />
Prof. Arnd Joachim Garth<br />
Liz Geithner: Wie sehen Sie die Automobilbranche<br />
heute?<br />
Prof. Garth: Deutschlands Automobilindustrie<br />
befindet sich in einer tiefen Krise.<br />
Die Diesel-Schummeleien, der feige Kniefall<br />
der Automobilmanager vor der Politik,<br />
die Auflagen der EU, die nur scheinbar<br />
umweltpolitisch begründbar sind, produzieren<br />
eine langwährende Existenzkrise.<br />
Nun sollen Elektroautos Mobilität<br />
und Umwelt grüngewaschen versöhnen.<br />
Dazu werden die E-Autos idealisiert und<br />
der Verbrennungsmotor verdammt.<br />
Wilhelm Garth: Die alten Fossilien an der<br />
Spitze der Branche stehen mit ihren fossilen<br />
Brennstoffen im Boden am Beginn<br />
eines Umbruchs. Ein Umdenken der Menschen<br />
zu sauberer Energie, Lautlosigkeit,<br />
smarten Verhaltens und Generationsbewusstsein<br />
findet statt. Städtekonzepte<br />
werden neu gedacht und gestaltet, das<br />
Automobil soll zukünftig nicht mehr im<br />
Mittelpunkt unserer Zivilisation stehen.<br />
Das sind große Herausforderungen und<br />
viele Veränderungen die da auf unsere<br />
Klassenprimus zukommen. Die Unabhängigkeit<br />
vom Öl ist ein Meilenstein bei der<br />
Festigung Europas als Innovationszentrum,<br />
insbesondere Deutschlands als Vater<br />
und größter Liebhaber des Automobils.<br />
Liz Geithner: Was für eine Rolle spielt ihrer<br />
Meinung nach die Politik?<br />
Prof. Garth: Die Politik spielt wie in vielen<br />
wirtschaftlichen Fragen nicht mehr<br />
die Rolle des Regulierenden, sondern die<br />
des Despoten. Bis zu 4000 Euro Kaufprämie<br />
bestimmt die Politik und der Steuerzahler<br />
darf bluten, im Gegenteil, jeder<br />
Liter Benzin ist mit 6 Steuern belegt:<br />
Mineralölsteuer, Ökosteuer I, Ökosteuer<br />
II, Ökosteuer III, Mehrwertsteuer und<br />
CO 2 -Steuer. Wir tanken dann mit versteuertem<br />
Geld. Der Anreiz für Kaufprämien<br />
von e-Autos ist fatal, denn Fortschritt und<br />
Innovation braucht nicht subventioniert<br />
werden, nur ideologische Ladenhüter.<br />
Wilhelm Garth: Politik ist leider kein neutraler<br />
Entscheidungshelfer mehr, kein<br />
Kontrollmechanismus, sondern ein System,<br />
das grad alle seine Schwächen offenbart.<br />
Lobbyismus und Unternehmensinteressen<br />
steuern hier schon längst die<br />
Entscheidungsrichtlinien und sind für<br />
den Wähler des Systems nur noch selten<br />
nachvollziehbar. Ich sehe also die Rolle der<br />
Politik, hier, wie in allen wirtschaftlichen<br />
Belangen, als äußerst fatal an.<br />
Liz Geithner: Was ist die schmutzige und<br />
was ist die saubere Seite eines E-Autos?<br />
Prof. Garth: Die schmutzige Seite sind<br />
die Batterien der E-Fahrzeuge. Sie sind zu<br />
schwer, zu teuer und die Produktion der<br />
Batterien verursacht einen hohen CO 2 -<br />
Ausstoß. Die Lithium-Gewinnung für die<br />
Batterien/Akkus ist ein problematischer<br />
Eingriff in die Umwelt. Kommt der Verbrauch<br />
von Seltenen Erden, Kobalt und<br />
Gallium dazu, bei denen der E-Autohunger<br />
die Ressourcen weit übersteigen.<br />
Kaum jemand hat die Brandgefahr der<br />
Lithium-Akkus, auf die das Kieler Institut<br />
für Schadensforschung hinweist, im<br />
Fokus der Betrachtungen.<br />
Wilhelm Garth: Interessanter Weise<br />
befindet sich die Elektromobilität dank<br />
jahrelanger Suppression durch die Gier<br />
und Unbeweglichkeit der Ölmagnaten<br />
noch in den Kinderschuhen. Der aktuell<br />
tatsächlich sehr umweltbelastende Herstellungsprozess<br />
der Akkumulatoren, der<br />
die CO 2 -Bilanz eines Elektromobils enorm<br />
trübt, wird stetig optimiert. Erst im vergangenen<br />
Jahrzehnt begann der Fokus<br />
der innovativen Ingenieure sich mit dem<br />
Thema auseinanderzusetzen und wenn<br />
wir schauen, welchen Weg die Fortbewegung<br />
auf Schienen vom kohlestinkenden<br />
Dampftriebwagen bis hin zum<br />
leisen emissionsfreien ICE gegangen ist,<br />
sind die Bemühungen der Global Player,<br />
was Batterien ohne seltene Erden angeht,<br />
hoffnungsweckend. Bis dahin sind Straßen<br />
ohne Motorengeräusche und auch<br />
lokale Schadstofffreiheit lobenswerte<br />
Aspekte.<br />
Liz Geithner: Gibt es einen Aspekt, wo sich<br />
für und wider einigen?<br />
Prof. Garth: Ja, den gibt es. Das Stadtauto<br />
könnte ein E-Auto sein. Überschaubare<br />
Reichweiten, viele Ladestationen und<br />
keine Emission. Für Menschen mit langen<br />
Arbeitswegen, Vertriebsberufen etc. sind<br />
die Verbrenner sinnvoller, da ein bereits<br />
vorhandenes Netz von Tankstellen existiert<br />
und ein Verbrennungsmotor auf langer<br />
Strecke und auf der Autobahn effizienter<br />
ist als ein E-Auto. Ein Elektro-Golf in<br />
Deutschland muss ca. 210.000 km fahren,<br />
bis er mit dem Diesel-Golf in Ökobilanz<br />
gleichzieht, dabei liegt die Haltbarkeit<br />
von Pkws im europäischen Durchschnitt<br />
um die 180.000 km, und bei einem E-Auto<br />
hat die Batterien schon vorher schlapp<br />
gemacht. Tja, die Gesetze der Physik lassen<br />
sich nicht von der Politik aushebeln.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 1-2 <strong>2021</strong>