PT-Magazin 1-2 2021
Offizielles Magazin der Oskar-Patzelt-Stiftung. Titelthema: Ermutigung.
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<strong>PT</strong>-MAGAZIN 1-2 <strong>2021</strong><br />
fern untergräbt es die Autorität der Tochter,<br />
wenn der Vater morgens immer noch<br />
auf dem Chefsessel sitzt? Wie wirkt sich<br />
das auf die Belegschaft aus? Das sind<br />
zum Beispiel Fragen, denen ich auf den<br />
Grund gehe und die zum gegenseitigen<br />
Verständnis beitragen. Im nächsten<br />
Schritt gilt es, Lösungen zu finden, die für<br />
beide Seiten akzeptabel sind. Wichtig ist,<br />
klare Vereinbarungen bezüglich der Tandem-Zusammenarbeit<br />
und des Endzeitpunkts<br />
für die Übergabe zu treffen.<br />
Belastende Doppelrolle<br />
Angesichts bestehender Traditionen und<br />
gesellschaftlicher Rollenbilder verzichteten<br />
in früheren Generationen viele Frauen<br />
auf die Doppelrolle „Unternehmerin und<br />
Mutter“. Die heutige Generation will tendenziell<br />
beides vereinbaren. Dennoch neigen<br />
organisationsstarke Nachfolgerinnen<br />
oft dazu, zu viel auf einmal managen zu<br />
wollen. Zusätzlich tragen sie meist die<br />
Hauptlast bei Familienaufgaben. Diese<br />
herausfordernde Doppelrolle kann auf<br />
Dauer zu Überlastung und Krankheit führen.<br />
In meinem Coaching lernen Nachfolgerinnen,<br />
ihre Rolle zu reflektieren und<br />
sich den Grenzen ihres Verantwortungsbereichs<br />
bewusst zu werden. Ich ermutige<br />
Frauen dazu, sich zu emanzipieren,<br />
ohne dabei ihre Weiblichkeit zu verlieren.<br />
Bei der Personalführung sollte sich<br />
die neue Firmeninhaberin dann auch<br />
klar positionieren und den Mitarbeitern<br />
vermitteln: „Ich gehe einen anderen Weg<br />
als meine Eltern, und es ist eure Entscheidung,<br />
ob ihr diesen Weg mitgehen wollt<br />
oder eure Zukunft in einem anderen<br />
Unternehmen seht.“<br />
Für mich bedeutet gutes Coaching,<br />
die Nachfolgerin auf ihrem Weg zu stärken<br />
und zu notwendigen Veränderungen<br />
zu ermutigen. Ein Kulturwandel könnte<br />
zum Beispiel sein, die Führungsebene<br />
wesentlich stärker in Entscheidungen<br />
einzubeziehen. Auch individuelle Themen<br />
spielen dabei eine Rolle, zum Beispiel: Wie<br />
kann ich meine Arbeit im Einklang mit<br />
meinen persönlichen Zielen gut bewältigen?<br />
Welche Vertreterregelungen brauche<br />
ich, wenn ich aufgrund der Kindererziehung<br />
zeitweise beruflich kürzer treten<br />
muss? Wie gehe ich mit meinem schlechten<br />
Gewissen in meiner Doppelrolle um?<br />
Beim Coaching geht es darum, sich der<br />
eigenen Werte bewusst zu werden und<br />
sie im Arbeitsalltag erlebbar zu machen.<br />
Wenn Töchter die Nachfolge des Familienunternehmens<br />
gut meistern und damit<br />
glücklich und erfolgreich sind, werden<br />
sie auch für andere Frauen in ähnlichen<br />
Situationen ein Mut machendes Vorbild<br />
sein. Der neuen Generation von Unternehmensleiterinnen<br />
gelingt es meist<br />
sehr gut, sowohl die Wirtschaftlichkeit<br />
als auch die Menschlichkeit im Arbeitsumfeld<br />
miteinander in Einklang zu bringen<br />
und damit eine zeitgemäße Kultur<br />
der Zusammenarbeit zu entwickeln. ó<br />
Ulrike Lange<br />
Über die Autorin<br />
ist seit 25 Jahren als Führungskräftetrainerin<br />
und<br />
Systemischer Coach deutschlandweit<br />
tätig. Auf Basis<br />
ihrer langjährigen Führungserfahrung<br />
sind ihr die Stärkung<br />
der weiblichen Aspekte<br />
im Führungsalltag und<br />
die Begleitung von Unternehmensnachfolgerinnen<br />
in<br />
den letzten Jahren zur Herzensangelegenheit<br />
geworden.<br />
Systemische Fragen im Coaching<br />
Systemische Fragen im Rahmen des Übergabeprozesses<br />
sind sinnvoll, um die unterschiedlichen<br />
Perspektiven von Eltern und Tochter<br />
sichtbar zu machen. Damit rege ich zur Reflexion<br />
an und erleichtere es den Beteiligten,<br />
die Situation gemeinsam zu betrachten, zu<br />
analysieren und geeignete Handlungsoptionen<br />
abzuleiten. Folgende Fragearten sind<br />
geeignet:<br />
• Hypothetische Fragen, die den Blick auf die<br />
Lösung richten: z.B.:„Was würde passieren,<br />
wenn…?“<br />
• Skalierende Fragen, die eine Stellungnahme<br />
erwarten, z.B. „Wie fühlst du dich auf einer<br />
Skala von 1-10 mit dieser Entscheidung?“<br />
• Zirkuläre Fragen, die dazu anregen, sich in<br />
andere hineinzuversetzen, z.B. „Was glaubt<br />
Du, wie Deine Eltern auf Deine Entscheidung<br />
reagieren würden?“<br />
Auf dem Bild:<br />
Nachfolge mit Tochter geglückt!<br />
Preisträger 2020 / LBG Rehberg mbH.<br />
rechts: Christa-Maria Wendig<br />
Premier-Finalist<br />
2019<br />
99974 MÜHLHAUSEN<br />
Langensalzaer Landstr. 39<br />
Tel.: (03601) 433-3<br />
Fax: (03601) 433-555<br />
99091 ERFURT<br />
Alte Mittelhäuser Str. 15<br />
Tel.: (0361) 7 30 31-0<br />
Fax: (0361) 7 30 31-18<br />
98544 ZELLA-MEHLIS<br />
Gewerbestr. 2<br />
Tel.: (03682) 45 99-0<br />
Fax: (03682) 45 99-22<br />
07751 JENA Zöllnitz<br />
Stadtrodaer Landstr. 3<br />
Tel.: (03641) 62 05 24<br />
Fax: (03641) 62 05 26<br />
34260 KASSEL-Kaufungen<br />
Industriestraße 14<br />
Tel.: (05605) 30 51-0<br />
Fax: (05605) 30 51-25<br />
95030 HOF<br />
An der Hohensaas 3<br />
Tel.: (09281) 7 69 15-0<br />
Fax: (09281) 6 27 09<br />
99819 EISENACH-Krauthausen<br />
Am Marktrasen 2<br />
Tel.: (03691) 7 25 81-0<br />
Fax: (03691) 7 25 81-26<br />
99734 NORDHAUSEN<br />
Herforder Str. 96<br />
Tel.: (03631) 61 56 10<br />
Fax: (03631) 60 01 24